Deutsche Warenhaus AG

Jetzt kommt doch noch Dynamik in das Warenhaus-Thema. Ausgerechnet die BamS hat einen Wirtschafts-Scoop gelandet. Sie berichtete darüber, das Metro-Chef Eckhard Cordes sich nun doch vorstellen kann, das operative Geschäft von Karstadt zu übernehmen. Es geht wohl in keinem Fall um eine komplette Übernahme – klar, den Wasserkopf in Essen will die Metro-Töchter Galeria Kaufhof sich dann doch nicht ans Bein binden.

Wie sinnvoll könnte ein solcher Deal sein? Welche Folgen hätte er? Die Hochzeit hätte ein bisschen von der möglichen Liaison Fiat/Opel. Zwei Fußkranke schmeißen sich aneinander, liegen sich in den Armen und versuchen beim Fortbewegen das lahmende Bein nicht einzusetzen.

Eine Deutsche Warenhaus AG müsste auch weiter die Frage beantworten, wie die Zukunft dieser Geschäftsform aussieht. Möglicherweise ist gerade nicht die Zeit für Warenhaus/Gemischtwarenladen mit 30.000 m² Verkaufsfläche. Möglicherweise kommt ihre Zeit nie wieder.

In vielen großen Städten sind beide Unternehmen präsent. Was passiert an diesen Standorten? Die Konkurrenz ist weitgehend schon lange am Ende. Die Marktmacht in vielen Fällen wäre zu groß. Das Kartellamt hätte sicher etwas gegen die Fusion. Die Auflagen wären zumindest immens. Manch unpopuläre Entscheidung – wie das Schließen von einzelnen Häusern könnten die Manager dann vielleicht auch auf die Kartellwächter abschieben.

Bei Karstadt hat man Bedenken und gibt zu bedenken, dass ein Zusammenschluss der beiden großen Warenhauskonzerne zahlreiche Stellen kosten würde. Aber dafür den Steuerzahler anzuzapfen, der heute schon lieber im Internet oder in kleinen, individuellen Läden shoppt anzuzapfen, ist ja auch nicht die feine Art.

Natürlich wäre es am besten, wenn die Wirtschaft eine Lösung für das Arcandor/Karstadt-Problem finden wird. Die Geschichte mit den Staatsbeihilfen ist in jedem Fall nicht für eine nachhaltige Entwicklung von Karstadt geeignet. So lange es keine Antwort darauf gibt, ob das Warenhaus in bestehender Form noch eine Zukunft hat, wird es in jedem schwer für Karstadt aber auch Kaufhof sein, die Position im innerstädtischen Einzelhandel zu behaupten.

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Arcandor geht den vorletzten Schritt

Jetzt ist der Tourismus- und Handelskonzern Arcandor doch noch zum Bittsteller des Steuerzahlers geworden. Irgendwie hat das etwas Tragikomisches, das das Unternehmen an Staatsbürgschaften herankommen will.

Arcandor ist Opfer von Missmanagement. Das ist wieder ein typischer Fall, der Unverständnis hervorrufen muss. Warum soll der Staat/Steuerzahler diesem Unternehmen unter die Arme greifen und der Mittelstand soll gucken, wo er bleibt.

Aus Sicht des Handels: Die Metro hat schon erläutert, was sie davon halten würde, wenn man Arcandor mit Karstadt und seinen Versendern helfen würde. Dem Kaufhof geht es auch nicht besonders, aber den Gang nach Berlin will man in keinem Fall antreten, man will es aus eigener Kraft schaffen. Die Krise öffnet Wettbewerbsverzerrung Tür und Tor. Tatsächlich ist Opel ein ähnlicher Fall – nur würden die Steuerzahler eine Rettung von Opel eher verstehen, da das Thema Auto deutlich emotionaler aufgeladen ist als Handel oder Tourismus. Auch wenn es in letzterem Fall insgesamt um mehr Arbeitsplätze geht.

Arcandor und Opel dürften unter dem Strich leichtes Spiel haben, da Wahlkampf ist – und da schlägt man doch die Wünsche einer Vielzahl von Wählern nicht so gerne aus.

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Steuern senken?

Die Steuerschätzung ist mehr als ernüchternd. Bis 2013 soll es Steuerausfälle bis zu 316 Mrd. Euro geben. Und weil diese Zahl sowieso schon unvorstellbar groß ist, stellt die CSU – und in ihrem Schlepptau auch die große Schwester CDU – zudem noch Steuersenkungen in Aussicht.

Die Medien sprechen offen von Realitätsverlust. Gerade die CSU muss ihren Weg aus einem tiefen Tal erst noch finden. Und sie hat es eilig. Am 7. Juni sind Europawahlen. Und um Bayern in Straßburg vertreten zu können müssen Seehofer und Co eine Menge Stimmen klar machen.

Die SPD warnt vor solchen Versprechen und Vorhaben – verkehrte Welt irgendwie. Unter dem Strich kann es sich wirklich nur um Wahltaktik der Union handeln. Nach der Europawahl steigen im September die nächsten Wahlpartys, dann in Berlin. Spätestens danach ist Schluss mit lustig. Die Krise ist noch lange nicht überwunden. Die neue Regierung wird Wunden lecken – und mit ihr alle.

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Teure Chips

Das schmeckt Intel gar nicht. Der Chip-Riese hat seine Marktmacht missbraucht, sagt die EU-Kommission. Da sind 1 Mrd. Euro Strafe fällig. Intel habe Konkurrenten wie AMD das Leben schwer gemacht, indem Einzelhändler mit großzügigen Zahlungen/Rabatten bedacht wurden, wenn die ausschließlich Rechner mit dem Intel-Logo in ihre Regale stellen.

AMD jubelt natürlich. Die Auswirkungen der Entscheidung für die Verbraucher dürften erstmal nicht so groß sein. Allenfalls die hohen Marketing-Kosten – als diese dürften die Rabatte wohl verbucht worden sein – könnten nun sinken. Und damit vielleicht auch die Chip-Preise.

Das Geld fließt direkt in den Topf der EU. Damit sinken die Beiträge der Mitgliedsländer. Davon dürfte Deutschland ganz besonders profitieren. 200 Mill. Euro müssen so nicht von Berlin nach Brüssel fließen, schätzt man.

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Danke FAZ

Danke FAZ, danke. Die Kritik des Metallica-Konzerts als Aufmacher des Feuilletons – das zeugt von Größe.

Ich habe schon lange nicht mehr ein so unterhaltsames Stück in der FAZ gelesen. Ähnlich virtuos und erfreulich war seinerzeit die Rezension von „Death Magnetic“ am 13. September 2008. Angefangen bei der Überschrift, über den Textaufbau bis hin zum artistischen Jonglieren mit Worten passt da alles. Auch das Foto von James Hetfield ist gut gewählt. Der Anlauf der Unterzeile („Da freut sich der Papa“) trifft auch oft auf mich zu.

Ehrlich gesagt war ich bei der Lektüre aber auch etwas überrascht, dass quasi keine negativen Aspekte angesprochen wurden. Objektiv gesehen war es einfach zu laut. Auch die Setlist war im Vergleich zu anderen Konzerten der aktuellen Tour nicht optimal – das ist allerdings wieder total subjektiv. Dass ein Kenner den Text verfasst hat, zeigt die Einschätzung von Drummer Lars Ullrich, der tatsächlich eher eine Schwachstelle ist. Aber auch Kirk Hammett hat seine Gitarre manchmal über Gebühr gequält und sich dabei manchmal selbst überholt. Aber: Wer perfekte Musiker auf der Bühne sehen will, muss sich die Wiener Philharmoniker reinziehen.

Metallica ist ein Gesamtkunstwerk – das macht auch der Artikel in der FAZ deutlich. Und Metallica ist ein äußerst geschäftstüchtiges Unternehmen. Perfekte Websites und die Möglichkeit, jedes Konzert am nächsten Tag downloaden zu können, sind Zeugen dafür. Für 10 Dollar hat man das optimale Bootleg auf der Festplatte und kann sich seine ganz persönliche Doppel-Live-CD brennen. Da kein Set mit dem anderen identisch ist, muss man für seinen Lieblingssong, der an anderer Stelle performt wurde, nochmal die Kreditkarte zücken. Das ist aber völlig in Ordnung.

Ich habe jetzt Lust auf mehr – und werde im September dann wohl auf ein Dream Theater-Konzert pilgern. Das wird sicher auch laut – aber an Metallica reicht wohl gar nichts heran.

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Gelesen 1

Warum kommt gelesen 2 vor gelesen 1? Ganz einfach: Es gibt Bücher, die sind interessant und lassen sich besser lesen. Andere wiederum sind öd und sind quasi unlesbar.

Ich habe mich nun über Wochen durch Pascal Merciers (eigentlich Peter Bieri) Werk „Nachtzug nach Lissabon“ gequält. Ich hatte bereits in einem früheren Beitrag einen Zwischenstand beschrieben. Leider ist es für mich nicht besser geworden. Gern würde ich von jemandem noch genauer erklärt bekommen, warum ihm diese Werk über langweiligen Altsprachler aus der Schweiz gefallen hat. Am ermüdendsten sind die Passagen, in denen aus den Werken des Arztes und „Philosophen“ Amadeu de Prado zitiert wird.

Ich habe es durchgezogen – habe es aber auch manchmal bereut, an meinem Vorhaben festzuhalten, es fertig zu lesen. Der Protagonist ist langweilig – genauso wie sämtliche Figuren (bis auf den griechischen Augenarzt vielleicht, der mich an einen Griechen in Wien erinnerte, der mir zur Begrüßung einen feuchten Kuss auf die Stirn gegeben hat).

Um es kurz zu machen: Das Buch bekommt von mir eine 2. An der 1 kommt es nur vorbei, weil ich einräume, es vielleicht nicht verstanden zu haben.

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Politisch korrekt

Die Schweinegrippe beschäftigt die Medien noch immer – nun ist die Berichterstattung aber weit sachlicher und nüchterner, nachdem klar geworden ist, dass die Krankheit doch nicht so schlimm ist wie zunächst befürchtet.

Ein Thema war zuletzt der Name. Der deutsche Bauernverband hat darum gebeten, die Grippe nicht Schweinegrippe sondern mexikanische Grippe zu nennen, um das Schwein vor einem schlechten Image zu schützen. Was sollen jetzt aber die Mexikaner sagen?

Auf Englisch heißt die Krankheit übrigens swine flu und nicht pig flu. Eine Kollegin, die Halb-Amerikanerin ist, hat ihren Vater gefragt, warum das so ist. Ein Grund: swine klingt wohl besser. Auf leo.org wird das Thema auch diskutiert. Außer den üblichen Beschimpfungen und Anfeindungen der Diskutanten untereinander gibt es nach meinem Kenntinsstand dort noch kein Ergebnis.

Zwei Dinge werden von mir heiß erwartet: Dass keine Menschen mehr an der Schweinegrippe erkranken und die Medien sich dann noch intensiver um die wirklich wichtigen Themen kümmern.

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Schweinegrippe

Ich bin wirklich der letzte, der den Medien eine Macht zuschreibt, die sie wahrscheinlich gar nicht haben. Nichtsdestotrotz gibt es Medienthemen, die sich von der Realität sehr weit entfernen. Manchmal werden dann auch die so genannten Qualitätmedien ihrem Anspruch und Auftrag nicht gerecht, angemessen, hintergründig und umfassend zu informieren. Das hängt dann aber auch mit dem immensen Grundrauschen zusammen, dass alle Medien zusammen genommen erzeugen.

Ich finde die mexikanische Schweinegrippe ist so ein Fall. Erst einige Tage, nachdem das Thema so richtig hoch gekocht ist, wurde gemeldet, dass die Zahl der Opfer in Mexiko doch nicht so hoch war wie zunächst angegeben. Fast zeitgleich wurde berichtet, dass alle Erkrankungen außerhalb Mexikos einen relativ harmlosen Verlauf hatten. Das klingt irgendwie nach einer normalen Grippe. Jährlich sterben in Deutschland mehrere tausend Menschen an der herkömmlichen Grippe. In schlimmen Saisons, wie 1995/96, sind es auch schon einmal 30000.

Also: Die Grippe ist per se gefährlich. Im Moment herrscht Panik. Die Wirtschaftskrise hat Pause. Auch wenn Unternehmen nicht gerade rosige Zeiten erleben. Spaß dürfte im Moment der Pharmazeut Roche haben, der mit Tamiflu täglich in den Medien ist. Ich denke: Aufmerksamkeit hinsichtlich der Schweingrippe ist gut und richtig, Panikmache kann niemand gebrauchen.

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