Cordes‘ Taktik

Heute hat die Metro offiziell bekannt gegeben, im Falle von Karstadt und der Übernahme von Standorten bzw. dem operativen Geschäft des Konkurrenten gesprächsbereit zu sein.

In der Vergangenheit wurde eine mögliche Fusion der beiden Warenhaus-Konzern schon öfter thematisiert. Möglicherweise hat es auch zu anderen Zeiten schon Gespräche zwischen den Protagonisten gegeben. Jetzt hat Eckhard Cordes, Metro-Chef, einen vermeintlich günstigen Zeitpunkt ausgemacht, um das Thema erneut auf den Tisch zu bringen.

Arcandor hat vergangene Woche offiziell gemacht, dass man sich um Staatsbürgschaften bemühen will. Die Metro hat noch vor diesem vorletzten Schritt von Arcandor klar gemacht, dass man das keineswegs gutheißen kann. Stets wird betont, das Galeria Kaufhof die schwersten Zeiten hinter sich hat, weil man in Optimierung von Prozessen und Geschäft investiert hat. Wie heißt es so schön: Man hat seine Hausaufgaben gemacht.

Leichter ist das Business dadurch noch lange nicht geworden. Und die Düsseldorfer, in dem Fall Kölner, wollen sicher nicht ins Hintertreffen dadurch geraten, dass der Mitbewerber möglicherweise mit Steuergeldern stark oder gar stärker als man selbst gemacht wird.

Cordes könnte Staatshilfen aber auch bald ganz gut finden, wenn er dadurch für kleines Geld an das operative Geschäft von Karstadt herankommen kann. Stellt der Staat erstmal Hilfen in Aussicht, dann könnten potenzielle Übernehmer in die Situation geraten, eine Art Handgeld zu erhalten. Cordes ist sicher ein ausgebuffter Manager – da könnten solche Überlegungen eine Rolle spielen. In einer Mitteilung hat man jetzt nochmal deutlich gemacht, dass für die Übernahme ein Konsortium aus unterschiedlichen Bereichen benötigt wird.

Auf Konzernebene haben Metro und Arcandor übrigens derzeit sehr große Ähnlichkeit: Beide Konzerne stehen vor der Zerschlagung. Cordes und Eick sind mitten in den Vorbereitungen. Vielleicht treffen sich die beiden Protagonisten ab und an auf neutralem Boden auf ein Bier und sprechen über ihre Projekte, denen man eine gewisse Verwandschaft nicht absprechen kann.

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Deutsche Warenhaus AG

Jetzt kommt doch noch Dynamik in das Warenhaus-Thema. Ausgerechnet die BamS hat einen Wirtschafts-Scoop gelandet. Sie berichtete darüber, das Metro-Chef Eckhard Cordes sich nun doch vorstellen kann, das operative Geschäft von Karstadt zu übernehmen. Es geht wohl in keinem Fall um eine komplette Übernahme – klar, den Wasserkopf in Essen will die Metro-Töchter Galeria Kaufhof sich dann doch nicht ans Bein binden.

Wie sinnvoll könnte ein solcher Deal sein? Welche Folgen hätte er? Die Hochzeit hätte ein bisschen von der möglichen Liaison Fiat/Opel. Zwei Fußkranke schmeißen sich aneinander, liegen sich in den Armen und versuchen beim Fortbewegen das lahmende Bein nicht einzusetzen.

Eine Deutsche Warenhaus AG müsste auch weiter die Frage beantworten, wie die Zukunft dieser Geschäftsform aussieht. Möglicherweise ist gerade nicht die Zeit für Warenhaus/Gemischtwarenladen mit 30.000 m² Verkaufsfläche. Möglicherweise kommt ihre Zeit nie wieder.

In vielen großen Städten sind beide Unternehmen präsent. Was passiert an diesen Standorten? Die Konkurrenz ist weitgehend schon lange am Ende. Die Marktmacht in vielen Fällen wäre zu groß. Das Kartellamt hätte sicher etwas gegen die Fusion. Die Auflagen wären zumindest immens. Manch unpopuläre Entscheidung – wie das Schließen von einzelnen Häusern könnten die Manager dann vielleicht auch auf die Kartellwächter abschieben.

Bei Karstadt hat man Bedenken und gibt zu bedenken, dass ein Zusammenschluss der beiden großen Warenhauskonzerne zahlreiche Stellen kosten würde. Aber dafür den Steuerzahler anzuzapfen, der heute schon lieber im Internet oder in kleinen, individuellen Läden shoppt anzuzapfen, ist ja auch nicht die feine Art.

Natürlich wäre es am besten, wenn die Wirtschaft eine Lösung für das Arcandor/Karstadt-Problem finden wird. Die Geschichte mit den Staatsbeihilfen ist in jedem Fall nicht für eine nachhaltige Entwicklung von Karstadt geeignet. So lange es keine Antwort darauf gibt, ob das Warenhaus in bestehender Form noch eine Zukunft hat, wird es in jedem schwer für Karstadt aber auch Kaufhof sein, die Position im innerstädtischen Einzelhandel zu behaupten.

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