Gelesen 22: Totentanz

Zwischendrin muss es auch mal wieder ein Buch zur Entspannung sein. Die Laurenti-Krimis von Veit Heinichen bilden eine Reihe, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Diesmal habe ich mir den fünften Fall des Ermittlers aus Triest vorgenommen: „Totentanz“.

Lange vor der Lektüre habe ich die Verfilmung dieses Teils im Fernsehen geschaut – und tatsächlich habe dies zum ersten Mal als störend und abträglich empfunden. Zu stark waren meine vorgefertigten Bilder im Kopf. Und dann weicht das Drehbuch auch noch erheblich von der Vorlage ab. Das ist ja grundsätzlich kein Problem. Allerdings hat es mich hier ganz stark gestört.

Die TV-Filme mit Henry Hübchen in der Hauptrolle sind durchweg hervorragend gelungen – leider hat sich die ARD wegen Erfolglosigkeit gegen eine Fortsetzung entschieden. Auch die Bücher sind großartig – und das mag auch für „Totentanz“ gelten.

Wieder einmal befindet sich Proteo Laurenti darin im Clinch mit den Drakic-Geschwistern. Im Vergleich zu den anderen Büchern geht es in dieser Folge allerdings wahrhaftig um Leben und Tod. Über eine sehr gewagte Wendung steigert sich das Buch zu einem Finale Furioso. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen – das gilt auch für die Umsetzung im Film. Diese ist zwar ein wenig anders, passt aber trotzdem sehr gut.

Bei allen lobenden Worten: Ich bin in die Lektüre nicht so entspannt hineingekommen, wie ich mir das gewünscht hätte. Die Bilder im Kopf waren zu stark. Die Enttäuschungen durch die Dissonanzen zu groß. Ist vielleicht ungerecht, allerdings sind für „Totentanz“ nicht mehr als 6 von 10 Punkten drin.

Veit Heinichen, Totentanz, 2009 (Taschenbuchausgabe), dtv, 320 Seiten

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Gelesen 21: Social Media im Kulturmanagement

socmedia kulturWer notorisch an Geldmangel leidet ist und kaum Mittel für Marketingmaßnahmen zur Verfügung hat, hat es in heutiger Zeit deutlich einfacher als noch vor einigen Jahren. Social Media ist das Stichwort. Eigentlich war es noch nie so einfach, einen Buzz für seine Sache zu erzeugen wie in Zeiten von Facebook, Twitter, Soundcloud und Co.

NGOs aber auch Kultureinrichtungen haben entsprechend einen großen Bedarf an Know-how-Transfer. Denn: Die Zugangshürde in die Welt sozialer Netzwerke ist vielleicht niedrig – doch die Social-Media-Klaviatur erfolgreich beherrschen, will gekonnt sein.

Einen sehr wichtigen Beitrag für den erfolgversprechenden Einsatz von Social Media im Kulturmanagement hat die zweite Start Conference im vergangenen Jahr in Duisburg geleistet. Und die Fortsetzung erfährt sie nun in Form eines Tagungsbandes, der im mitp Verlag erschienen ist.

„Social Media im Kulturmangement“, herausgegeben von Karin Janner, Christian Holst und Axel Kopp, ist die perfekte Einstiegsliteratur für alle, die für ihre Kultureinrichtung oder kulturelle Veranstaltung Social Media-Aktivitäten starten wollen. Vor allem die praktischen Grundlagen und die Fallbeispiele aus der Praxis geben einen schönen Überblick über die Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz von Blogs, bewertungsportalen, Facebook und Twitter ergeben. Das Buch ist sehr klar und gut strukturiert. Allenfalls die theoretischen Grundlagen stellen sich als etwas zäher Lesestoff heraus.

Die Spannbreite der Fallbeispiele ist sehr weit. Von sehr einfachen und zeitbudgetfreundlichen Lösungen bis hin zum professionellen, intensiveren Ansatz ist alles vertreten. Sehr spannend ist das Kapitel über Crowdfunding. Selbst Social Media-Experten können hier noch einiges über die Möglichkeiten lernen, wie man viele für die Finanzierung von Kulturprojekten gewinnen kann.

Wer sich selbst noch als Rookie im Bereich Social Media betrachtet, kann auch unabhängig von dem spitzen Thema eine Menge aus der Lektüre herausziehen. „Social Media im Kulturmangement“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen Punkten. Abstriche gibt es für den etwas zu ausführlichen und zähen theoretischen Teil (allerdings hat auch er absolut seine Berechtigung, dieser Aspekt gehört in ein solches Buch).

Karin Janner, Christian Holst, Axel Kopp, Social Media im Kulturmanagement, 2011, mitp, 456 Seiten, 29,95 Euro

Ich habe eine Kulturliste auf Twitter. Vielleicht mag ja jemand dieser Liste folgen 😉

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Gelesen 19: Die Intelligenz des Schwarms

Peter Miller Die Intelligenz des Schwarms
Peter Miller Die Intelligenz des Schwarms

„In jedem Falle dienen wir der Gruppe am besten, wenn wir uns selbst treu bleiben.“ Diese Zitat aus dem Buch „Die Intelligenz des Schwarms“ von Peter Miller wird bei mir über den Tag hinaus wirken. Ich bin ein großer Freund des Schwarmtheorie-Ansatzes. Ich glaube, dass es tatsächlich so etwas wie Schwarmintelligenz auch beim Menschen geben kann. Manchmal funktioniert das Ganze automatisch. Manches Mal müssen aber auch die Bedingungen geschaffen werden, um das Potenzial des Schwarms entfalten zu können.

Miller gelingt es recht gut, Phänomene aus der Tierwelt – er fokussiert vor allem auf Ameisen, Bienen und Termiten – in den Alltag und das Wirtschaftsleben zu übertragen. Einige seiner Beispiele sind allerdings nicht unbedingt zwingend. Das Nutzen der Schwarmintelligenz bei Boeing zur Entwicklung des Dreamliners ist offensichtlich ein Versuch gewesen, der nicht zum Erfolg geführt hat.

Der Autor, der für den National Geographic arbeitet, zeigt zum Teil gewollt und zum Teil ungewollt, dass Schwarmintelligenz auch zu falschen Entscheidungen einer Gruppe führt. Sehr schön sind die Beispiele von Fischschwärmen, die sich von gefakten Fischen in die Irre leiten lassen. Auch die verheerenden Auswirkungen durch überbordende Heuschreckenpopulationen sind sehr anschaulich. Manchmal vergleicht er aber auch Phänomene, die meiner Ansicht nach nicht immer zusammenpassen. Er vermengt teilweise auch Erkenntnisse der klassischen Sozialpsychologie mit den neueren Ansätzen. Dadurch gehen manchmal die klare Linie und das eigentliche Thema unter. Andererseits zeigt es, dass natürlich auch der Schwarmintelligenz viel davon enthält, was in der Wissenschaft schon unter anderen Namen auf der Agenda steht oder stand.

Ich habe in jedem Fall sehr viel über staatenbildende Insekten gelernt. Besonders beeindruckt hat mich der Tanz der Bienen, der Voraussetzung für die Entscheidung für einen bestimmten Nestbauplatz ist.

„Die Intelligenz des Schwarms“ bekommt von mir 7 von 10 Punkten. Das Buch ist in jedem Fall unterhaltsam und lehrreich. Wer allerdings erwartet, konkrete Handlungsanweisungen für Alltag und Beruf zu erhalten wird enttäuscht sein. Ich habe übrigens die Variante der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt gelesen. Es handelt sich um eine Lizenzausgabe des Buches aus dem Campus Verlag.

Peter Miller, Die Intelligenz des Schwarms, 2010, WBG, 271 Seiten, 15,90 Euro (Das Original aus dem Campus Verlag kostet 19,90 Euro)

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Gelesen 17

Dieter Moor: Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht
Dieter Moor: Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Eine Liebeserklärung an Brandenburg, das platte Land, die Provinz. Das ist das Buch „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht – Geschichten aus der arschlochfreien Zone“ von Dieter Moor, sagen wir einmal bekannt aus Film und Fernsehen.

Moor nimmt den Leser mit auf die Reise nach Amerika, in ein Dorf im Brandenburgischen. Dorthin zieht er mit Frau und Viechern. Er lässt die schweizerische Modelleisenbahn-Landschaft inklusive des zu klein gewordenen Hofes hinter sich. Auch der kleine Schweizer in ihm wird im Verlauf des Buches immer leiser.

Am Anfang dachte ich noch: Eigentlich handelt es sich um ein Buch, das kein Mensch wirklich braucht. Da erzählt einer, den noch nicht einmal wahnsinnig viele Menschen kennen dürften, von seinem Umzug und dem Beginn eines neuen Lebens – relativ – fern der Heimat. Aber eben nicht in New York, Sydney, Tokio oder Hongkong, sondern in einem 200-Seelen-Nest im Osten Deutschlands.

Nach anfänglichen Bedenken nimmt das Buch aber recht schnell und ordentlich Fahrt auf. Dieter Moor hat zwar bisher noch kein Buch geschrieben. Wer allerdings seine pointierte und wortgewandte Art aus dem Fernsehen kennt, kann erahnen, dass die Kombination funktionieren muss. Ich schätze ihn schon seit „Canale Grande“-Tagen. So híeß das einzige wirklich großartige Medienmagazin im deutschen Fernsehen, was leider auf Vox sein Dasein fristen musste und so einer breiteren Seherschaft verborgen blieb. Jetzt moderiert er „Titel, Thesen, Temperamente“ in der ARD in Tagesrandlage.

Dieter und Sonja Moor verdingen sich unter anderem als Biobauern. Zuerst werden sie von den Ureinwohnern Amerikas noch skeptisch beäugt. Schnell aber zollen sie den Neuankömmlingen Respekt. Davor liegt aber ein Zeit des Hoffens und Bangens, dass sich die ersten Eindrücke nur nicht bestätigen werden. Moors Frau Sonja hat den Hof selbstständig ausgesucht – und zuerst sieht alles nach einem katastrophalen Fehlkauf aus. Nach und nach bauen beide Seiten – Zugezogene und Einheimische – ihre Vorurteile ab. Gemeinsam gehen sie in eine rosige Zukunft voller Hilfsbereitschaft und Vertrauen.

Besonders hängen geblieben sind die Episoden rund um das Fällen einer Tanne auf dem Grundstück in Gebäudenähe und die Story, als Moor mit seinen neuen Freunden Neonazis vom Feuerwehrfest vertreiben.

„Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht – Geschichten aus der arschlochfreien Zone“ ist ein wunderbar kurzweiliges und mit viel Wortwitz durchsetztes Buch. Absolute Leseempfehlung. 8 von 10 Punkten hat es allemal verdient – an zwei oder drei Stellen sind mir Charakterisierung von Typen und die Schilderung bestimmter Ereignisse zu ausführlich geraten.

Dieter Moor, Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht – Geschichten aus der arschlochfreien Zone, 2009, RoRoRo, 304 Seiten, 8,95 Euro

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Gelesen 16

146514117 e2dae842a5Irgendwie passt das Buch zu Weihnachten. Engel spielen im Leben und entsprechend auch in den Memoiren von Modeschöpfer Harald Glööckler eine herausragende Rolle. Er glaubt an die Macht der Engel – in vielen Lebenssituationen standen sie ihm zur Seite und halfen dem Meister der Selbstinszenierung die richtige Entscheidung zu treffen.

Harald Glööckler stammt aus dem Maulbronner Ortsteil Zaiersweiher, schwäbische Provinz. Die Eltern seines Vaters hatten einen großen Bauernhof, sein Vater war Metzger und seine Mutter war seine erste große Liebe. Dramatischer Höhepunkt des ersten Kapitels ist der Tod seiner Mutter. Glaubt man der Darstellung Glööcklers, dem zum Verfassen des Buches die Autorin Christiane Stella Bongertz zur Seite stand, ist die Mutter im Alter von 39 Jahren an den Folgen eines Treppensturzes gestorben. Sein Vater habe sie in Rage und volltrunkenem Zustand die Treppe hinuntergestoßen, schreibt Glööckler.

Im weiteren Verlauf des Buches beschreibt der exaltierte Modeschöpfer das Auf und Ab seiner geschäftlichen Bemühungen, an denen von Beginn an sein Lebensgefährte Dieter Schroth beteilgt war und bis zum heutigen Tage ist. Deutlich mehr Aufwand betreibt er allerdings beim Beschreiben seiner aus seiner Sicht überschwänglichen Erfolge. Die harten Zeiten kommen oft nur beiläufig vor. Dennoch erfährt man viel über das System Glööckler und die Bedeutung von Show und Promis für seinen mutmaßlichen Erfolg. Es kann einem schon schwindlig werden, wenn man liest wie Glööckler um die Welt jettet, um Promis zu besuchen und seine Shows (die eher im näheren Umfeld) zu bestreiten. Dabei handelt es sich natürlich in der Regel um Frauen. Am liebsten hat er Gina Lollobrigida, Brigitte Nielsen und die Weather Girls. Zugegeben, seine Top-Stars hatten zu jener Zeit, als er sie zu seinen Shows bestellte, die besten Zeiten schon hinter sich. Offensichtlich hat das dem bunten Treiben von Harald Glööckler nicht geschadet.

Zufälle haben ihn immer wieder in die Arme von Leuten getrieben, die ihm mit Anerkennung begegneten und zu neuen Aufträgen und Aufgaben verholfen. Leute, die den selbst ernannten Modezar nicht schon seit 20 Jahren auf dem Schirm haben, werden ihn wohl hauptsächlich als Verkäufer in Teleshoppingsendern kennen. Schicksalhaft war seine Begegnung mit dem damaligen Chef von HSE 24, Dr. Konrad Hilbers. Er machte Glööckler zum Teleshoppingstar und brachte diesen seinem Traum ein bisschen näher, aus jeder Frau eine Prinzessin zu machen. Ab 2011 ist Glööckler bei QVC unter Vertrag. Seit Hilbers 2007 eine Aufgabe im damaligen HSE 24-Mutterkonzern Arcandor antrat, habe sich bei dem Ismaninger Unternehmen vieles zum Schlechten verändert, schreibt Glööckler ein wenig enttäuscht und verbittert. Jetzt geht er mit den Teilen seiner Pompöös-Kollektion beim Düsseldorfer Konkurrenten auf Sender. Im Klingel-Katalog ist er mittlerweile mit dem Label Glööckler präsent.

Die Autobiographie von Harald Glööckler ist insgesamt eine recht kurzweilige und unterhaltsame Lektüre. Er ist eine schillernde Figur in der Modeszene. Er ist umstritten und wird sicher nicht von allen geliebt. Viele seiner Kundinnen scheinen jedoch echte, hartgesottene Fans zu sein. Für alle, die an Engel glauben und den Protagonisten gut finden, ist dieses Buch eine Pflichtlektüre. Man muss allerdings stets beachten, dass die Grenze zwischen Realität und Fiktion nicht ganz klar ist, in Glööcklers Buch wie in seinem Leben.

Absolutes Manko: Es fehlen die Bilder im Buch. Gern würde man sehen, in welchen Outfits sich Glööckler bei seinen Shows und Partys präsentiert hat. Auch die Auftritte mit den Promis hätte ich gern dokumentiert bekommen. Genial hingegen ist der Schutzumschlag, der sich zu einem Poster auffalten lässt, mit großartigen Porträts des 45-Jährigen. Da ich nicht wirklich ein Glööckler-Fan bin, bekommt das in vielen Passagen etwas zu leicht daher kommende Buch 4 von 10 Punkten.

Harald Glööckler und Christiane Stella Bongertz, Harald Glööckler, Lübbe, 2010, 272 Seiten, 19,90 Euro.

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Gelesen 15

Das Ende ist mein Anfang von Tiziano Terzani.

Ich bin zum Glück eher selten auf Beerdigungen. Jetzt wollte es der Zufall, dass ich mit der Lektüre eines Buches, in dem es ums Sterben geht, genau einen Tag vor der Beerdigung meines Onkels fertig wurde.

„Das Ende ist mein Anfang“ heißt das Buch, in dem die Gespräche von Schriftsteller und Journalist Tiziano Terzani mit seinem Sohn Folco festgehalten sind, die die beiden in den letzten Lebensmonaten des ehemaligen Spiegel-Korrespondenten geführt haben.

Der Vater hat seine Sohn gebeten, sich die Zeit zu nehmen und die Gespräche aufzuzeichnen. Das Buch ist schon einige Zeit erhältlich und hat sich zu einem Longseller gemausert.

Es besteht grob gesagt aus zwei Teilen. Zum einen erzählt Tiziano Terzani von der Zeit, als er mit seiner Familie an verschiedenen Orten in Fernost lebte und als Korrespondent tätig war. Die Darstellung der Situationen in China und Japan ist sehr lebendig. Man lernt einiges über die jüngere Geschichte. In einem zweiten Teil steht das Sinnieren über das Leben und Sterben im Mittelpunkt.

Der Stil in dem ganzen Buch ist unaufgeregt und entspannt, selbst wenn dramatische Szenen beschrieben werden. Dieser rote Faden ist es auch, der die Lektüre sehr angenehm macht. Die Gedanken zur Vergänglichkeit beinhalten nun nicht unbedingt neue Aspekte. Allerdings baut der Leser im Verlauf des Buchs natürlich ein Beziehung zu den beiden Protagonisten auf. Tiziano Terzani blickt auf ein erfülltes Leben zurück, er ist zufrieden. Diese Zufriedenheit strahlt auf die Einschätzung von Leben und Sterben aus. Es handelt sich um ein Kontinuum. Sterben gehört zum Leben dazu. Die Möglichkeiten und Chancen, die das Leben bietet, stellt Terzani als etwas Wunderbares dar. Damit wird „Das Ende ist mein Anfang“ zu einem Mut-Mach-Buch.

Auf der anderen Seite habe ich allerdings relativ lange an der Lektüre gearbeitet. Phasenweise wird es dann doch zu ausführlich. Einem zu großen Teilen entspannten Buch fehlt es natürlich an Spannung. Auch die Ausdrucksweise und der Stil sind mir gelegentlich zu pathetisch-italienisch. Einblick in das Leben und Arbeiten eines Journalisten gibt das Werk nur sehr rudimentär.

Wenn die Lektüre zu Lebenssituation passt, es also einen Anlass gibt, sich mit Leben und Sterben auseinanderzusetzen, dann kann sie schon sehr bereichernd sein. In diesem Fall vergebe ich 8 von 10 Punkten. Als Lektüre einfach nur so, würde ich „Das Ende ist mein Anfang“ nur eingeschränkt empfehlen (5 von 10 Punkten).

„Das Ende ist mein Anfang“ von Tiziano Terzani, 2007, Deutsche Verlags-Anstalt, 416 Seiten, gebunden, 19,95 Euro. Das Buch ist auch bei Goldmann als Taschenbuch für 9,99 Euro erhältlich. Das Buch wurde auch verfilmt. Im Oktober hatte der Kinofilm mit Bruno Ganz in der Hauptrolle Premiere.

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Gelesen 9

Die Deutsche Knigge-Gesellschaft ist im Moment wohl auf der Suche nach dem korrekten Wort für den weiblichen Ober. Hier ist eben nicht klar, wie man sich am ehesten seiner Bestellung nähert, wenn die weibliche Bedienung in einem Lokal die eigene Anwesenheit übersieht. „Hallo“, „Entschuldigung“, „Frau Oberin“: Das sind sämtlich No-Gos. Nur die richtige Anrede haben wir noch nicht gefunden.

Bei den Österreichern ist das anders. Dort heißt es „Herr Ober“ und „Fräulein“. Andere Begriffe werden nicht akzeptiert und im geringsten Fall mit Missachtung der eigenen Person bestraft. Ich habe das während meines einjährigen Aufenthaltes in Wien deutlich gespürt. Und jetzt kann man dies und viele andere Dinge, die man über Österreich wissen sollte in einem unterhaltsam Buch nachlesen. Es heißt „50 einfache Dinge, die Sie über Österreich und die Österreicher wissen sollten“. Geschrieben wurde es von einem Journalisten namens Harald Schume.

In dem Buch mit seinen 50 Kapiteln geht es um Sport (Ski, Formel 1 und Fußball) aber auch um Kultur, Opernball, Salzburg, Falco. Der Österreicher Schume greift alle Klischees auf, die aber tatsächlich so oder so ihre Entsprechung im wahren Leben haben. Mein Wienaufenthalt liegt nun schon einige Jahre zurück – aber an sehr vieles, was mir jetzt in dem Buch wieder begegnet ist, kann ich mich noch sehr genau erinnern.

Schume widmet auch jedem Bundesland ein eigenes, kurzes Kapitel. In wenigen Zeilen schafft er es, die vielfältigen Eigenarten der Menschen in den unterschiedlichen Regionen herauszuarbeiten. Es gelingt ihm, sich gleichzeitig lustig zu machen und trotzdem nicht respektlos zu sein. Das ist bewundernswert.

Das Buch ist sehr gut geschrieben, aber natürlich keine hohe literarische Kunst. Kurzweile ist angesagt. Für Leute, die sich erstmals mit Österreich und den Österreichern beschäftigen wollen (gibt es die Newcomer wirklich?) ist das Buch eine gute Vorbereitung auf das Aufeinandertreffen mit den Einheimischen. Es kann einen auch davor bewahren Fehler zu machen (s.o.). Österreich-Kenner dürfen einfach nur Spaß mit der literarischen Begegnung mit Land und Leuten haben.

Das Buch bekommt von mir 10 von 10 Punkten, weil man ein solches Buch einfach nicht besser schreiben kann.

Harald Schume, 50 einfache Dinge, die Sie über Österreich und die Österreicher wissen sollten, Westend Verlag, Frankfurt, 227 Seiten, 14,95 Euro

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