Wahlkampf am Vatertag

Der Wahlkampf auf Facebook zwischen den beiden mutmaßlich aussichtsreichsten Bürgermeisterkandidaten für Bickenbach hat recht flott Fahrt aufgenommen.

Keine Frage, als Bickenbacher hat Markus Hennemann (SPD) sehr gute Aussichten, den Kampf ums Rathaus für sich zu entscheiden. Der Heimvorteil kommt ihm auch auf Facebook zugute.

Noch hat René Kirch, der Kandidat der CDU mehr Fans auf Facebook (270 vs. 195 von Markus Hennemann). Allerdings hat er sicher nicht die meisten Fans aus Bickenbach – und zudem ist seine Seite schon länger am Netz. Aber auf die Bickenbacher kommt es schließlich an, wenn am 24. September der Nachfolger von Günter Martini (CDU) gewählt wird.

Kirch gibt sich zusammen mit seinen Unterstützern und Parteifreunden der CDU in Bickenbach große Mühe, sich bekannt zu machen und die Kommune besser kennen zu lernen. Das dokumentiert er auch ausführlich auf Facebook. Spaziergang durch die Kommune, Fotoshooting an Bickenbacher Orten, Besuch des Repaircafés, Lob der Arbeit der Feuerwehr. Ein bunter Strauß an Themen, die zeigen, dass Kirch sich intensiv mit „seiner“ Kommune auseinandersetzt. Das ganze wirkt aber noch nicht sehr befreit. Aber es ist ja noch Zeit, um dieser Beziehung mehr Wärme und Echtheit zu verleihen.

Markus Hennemann hingegen wirkt derzeit etwas authentischer – klar, er ist Bickenbacher und mit den neuralgischen Punkten und Fragen, die Bickenbach und die Bickenbacher beschäftigen, bestens vertraut. Er hat dem Bahnhof einen Besuch abgestattet und einige Worte zum Umbau der Bahnsteige verloren. Er spricht über die Aufwertung der Pfungstädter Straße durch die Eisdiele „Da Massimo“ und die Bäckerei Liebig (übrigens zwei Pfungstadt-Exporte) und setzt eine Bildergalerie in Facebook, die ihn Eis essend im Kreise seiner SPD-Freunde zeigt.

An Christi Himmelfahrt, vulgo Vatertag, haben beide Kandidaten die Gelegenheit genutzt, sich als Vater und Familienmensch zu präsentieren. Gemeinsame Aktivitäten bzw. das Verbringen von Zeit mit der Familie/den Kindern stand hier im Fokus. Das wirkt auf mich insgesamt ganz sympathisch. Klar, ich arbeite mit Vätern, bin selber Vater und habe klare Vorstellungen davon, was Vatersein bedeuten sollte.

Interessant sind die unterschiedlichen Herangehensweisen. Während Hennemann (2 Kinder) sich zusammen mit Frau und Kindern gut erkennbar zeigt – gibt es bei Kirch (4 Kinder) die Kinder nur von hinten zu sehen. Ob sich das die ganze Zeit so durchhalten lässt?

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Wahlkampf in Bickenbach gestartet

Das ist doch ein Anlass wieder in meinem Blog tätig zu werden: In unserem beschaulichen südhessischen Dorf namens Bickenbach stehen Bürgermeisterwahlen an – und zwar am Tag der Bundestagswahl, am 24. September 2017.

Die Kandidaten heißen, Stand heute:

  • Patrik Ebbers (unabhängig)
  • Markus Hennemann (SPD)
  • René Kirch (CDU)

Ich werde die Wahl hier ein wenig begleiten, mit einem besonderen Fokus auf den Social-Media-Wahlkampf.

Ein erster Eindruck: René Kirch startet auf Facebook schon zu Beginn richtig durch. Zudem verfügt er über einen Twitter-AccountMarkus Hennemann und dessen Team hat erkannt, dass Rene Kirch die sozialen Medien intensiv nutzt und jetzt auch damit begonnen, Fans für die Kandidaten-Page auf Facebook zu generieren.

Gelegentlich werde ich mich mit den Inhalten auf den Seiten auseinandersetzen. Zudem ist geplant, Interviews mit den Kandidaten zu ihren Wahlkampfaktivitäten in den sozialen Netzwerken zu führen.

Als Hashtag für die sozialen Netzwerke schlage ich vor: #bgmfuerbickenbach

 

 

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Blick in die Medienwelt: Entwicklung von echo-online.de

Vor einiger Zeit wurde das Webangebot vom Darmstädter Echo relauncht und an das Layout der Verlagsgruppe Rhein-Main angeglichen. Das alte Angebot war veraltet und sicher nicht optimal. Dass das neue Angebot aber nicht so recht funktioniert (trotz responsive design), zeigen die IVW-Zahlen recht eindrucksvoll. Im Vergleich zum September 2014 sanken die Page Impressions im vergangenen Monat um 42 Prozent. Bei den Visits wurden gar rund 47 Prozent eingebüßt. Ein Grund ist sicher, dass die Hürde für die freie Nutzung des Angebots (ohne Registrierung und Kosten) von zehn auf fünf Artikel reduziert wurde. Zudem wurde das Verfahren sicherer gemacht, um eine übermäßige Nutzung von einem Rechner aus zu verhindern. Man darf gespannt sein, welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Reichweitenverlust auszugleichen.

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Wenn die Schulturnhalle zur Aufnahmestelle für Flüchtlinge wird

Mit diesem Beitrag kehre ich mal wieder auf meine Scholle zurück.

Unser großer Sohn besucht Klasse 6 der kooperativen Gesamtschule Schuldorf Bergstraße in Seeheim-Jugenheim. Am Freitag sickerte langsam, aber in der Rezeption umso heftiger ausfallend, durch, dass zwei von drei Schulsporthallen ab sofort nicht mehr für den Schulbetrieb genutzt werden können, weil sie als Notunterkünfte für die Erstaufnahme von Flüchtlingen („Überlaufeinrichtung“) genutzt werden müssen. So hat es der Landkreis Darmstadt-Dieburg verfügt.

Die Erstinformation erfolgte über die Schulleiterin. Ab sofort, so heißt es in dem Schreiben, werden sich die Klassen 1 bis 9 (es ist am Schuldorf auch eine Grundschule vorhanden) zum Sportunterricht am Klassenraum mit ihrer Sportlehrkraft treffen, um dann die Entscheidung entgegenzunehmen, wie der Schulsport an diesem Tag stattfindet. Auch die Oberstufenschülerinnen und -schüler treffen sich zunächst, um über das weitere Vorgehen an dem entsprechenden Tag zu entscheiden. Viele der Sport-AGs, die an der Schule mit einem Sportschwerpunkt angeboten werden, entfallen ab sofort ersatzlos. Die Turnhallen werden mit einem Bauzaun von der Umwelt abgeschottet. Ein Sicherheitsdienst werde engagiert, um das Gelände zu sichern.

Das sind die Fakten, die die Schulgemeinde erreicht hat. Der zugehörige Beitrag in der regionalen Tageszeitung Darmstädter Echo (auch online verfügbar) liest sich da ein wenig anders. Dort wird der Landrat zitiert, dass vorerst zwei andere auserwählte Sporthallen im Landkreis belegt werden. Bei Bedarf werden dann auch die Hallen im Schuldorf Bergstraße vorbereitet und belegt. Die beiden Hallen werden bis auf Weiteres vom Schulsport nutzbar sein, heißt es dort.

Wieder einmal stellt sich die Frage, wie es zu solch unterschiedlichen Aussagen kommen kann. Ganz anschaulich zeigt sich hier die Überforderung von Politik und Verwaltung. Die Schulleitung hat mit Sicherheit nur das weitergegeben, was ihr aufgetragen wurde. Nun ist die Frage, ob der Landrat zu einem späteren Zeitpunkt die Presse mit bewusst anderen Informationen versorgt hat, oder ob sich innerhalb von Stunden oder Tagen die Planung tatsächlich geändert hat. In beiden Fällen ist Kritik angebracht. Gelungene Informationspolitik sieht anders aus.

Selbstverständlich handelt es sich hier nämlich um ein extrem sensibles Thema, das mehr als kontrovers diskutiert wird. Das zeigt sich in den noch spärlichen Kommentaren unter dem Beitrag auf echo-online.de, aber noch deutlicher ist es auf Facebook (was zu erwarten ist).

Um noch einige konstruktiv-kritische Anmerkungen hinzuzufügen: Auch der Beitrag in der Zeitung hat mit Qualitätsjournalismus nur wenig zu tun. Nur ein Bürgermeister wurde gehört, obwohl zwei Kommunen betroffen sind. Die Schulleitungen hätten zu Wort kommen sollen – und vielleicht auch Schüler- und Elternvertreter. Mir diesem ungaren Artikel sorgt auch das Darmstädter Echo nur für unvollständige Informationen, wobei gerade hier besonders genau berichtet werden sollte, um Gerüchten nicht noch weitere Nahrung zu geben.

Das Thema wird den Landkreis weiter beschäftigen, die Stimmung spannt sich an – wie an vielen anderen Stellen des Landes auch, an denen bereits ähnliche Entwicklungen vollzogen wurden. Mein Appell: Politik und Medien, nehmt die Menschen mit. Sorgt für eine optimale Kommunikationsstrategie. Die Kommentar-Threads auf Facebook sollten nicht die einzige Informationsquelle der Menschen vor Ort sein.

Update vom 13. Oktober 2015: Das Darmstädter Echo hat die Geschichte ein wenig weitergedreht, hat den Fokus aber stark auf die betroffenen Sportvereine gelenkt. Ein bisschen Stellungnahme einer Schulleitung dazu – und schon soll ein vernünftiger journalistischer Text fertig sein. Aus meiner Sicht fehlen immer noch Stimmen der Elternvertretungen, der Schüler.

Und wenn wirklich stimmt, was in dem Text steht, habe ich noch einen Tipp: Sportverbände, Ihr solltet jetzt auch langsam auf den Trichter kommen, dass Ihr Regeln für den Fall braucht, dass Wettkämpfe wegen der Flüchltingsunterbringung in Sporthallen nicht stattfinden können. Es kann wohl kaum sein, dass Sportvereine dafür bestraft werden, wenn Sie einen Wettkampf aufgrund der besonderen Situation nicht ausrichten können.

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Elton John vs. D&G: Was bleibt nach der Schlammschlacht?

Manchmal werden die aufregendsten Geschichten in der Fashion-Branche neben dem Laufsteg geschrieben. In dieser Woche ist ein Streit zwischen Elton John und Domenico Dolce – von Dolce&Gabbana – hochgekocht. Dabei geht es im ersten Moment gar nicht um Mode. Dolce hat sich in einem Zeitschrifteninterview gegen künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft und “synthetische Babys” ausgesprochen. Der britische Barde fühlte sich dadurch persönlich und auch allgemein gekränkt und rief sofort zum Boykott von Mode aus dem Hause des italienischen Designer-Duos auf.

Selbstverständlich hat er auch umgehend prominente Mitstreiter gefunden. Ricky Martn, Courtney Love und Victoria Beckham sind nur einige von ihnen. Dolce, ebenso homosexuell wie Gabbana und John, hat die “klassische” Familienkonstellation – Vater, Mutter, Kinder – als eine Art Normalzustand bezeichnet und verfügt damit nun eher über ein konservatives Familienbild – und das passt nun gar nicht in das libertäre Menschenbild moderner Zeitgenossen. Er stamme aus einer traditionellen Familie – und das sei auch gut so, hat Dolce in etwa dazu gesagt. Er hat also seine Meinung und Einstellung kund getan.

Dolce und Gabbana sind geschäftlich ein Paar und waren es vor geraumer Zeit auch privat. Diese Verbindung ist kinderlos geblieben. Elton John und sein Lebensgefährte David Furnish haben zwei Söhne, die mittels künstlicher Befruchtung und Leihmutterschafft zur Welt gekommen sind. John warf Dolce und Gabbana in einem ersten Einwurf via Instagram vor, die beiden seien in ihren Einsichten so von gestern wie ihre Mode. D&G sei für ihn auf ewig tabu – und so sollten es doch bitte auch alle anderen handhaben (#boycottdolcegabbana). In den sozialen Netzwerken hat sich umgehend eine Kampagne gegen D&G aufgebaut, angeführt von Elton John und seinen prominenten Mitstreitern.

Die eine Seite des Kampfes auf Instagram.
Die eine Seite des Kampfes auf Instagram.

Der Empörung in der Promi-Gemeinde stellt sich nun die Gruppe derer entgegen, die Dolces Aussagen unterstützen oder zumindest gewisse Sympathien dafür hegen. Auf citizengo.org läuft eine Online-Petition unter dem Namen “Du wirst geboren und hast eine Mutter und einen Vater”, die bereits über 125.000 Unterstützer gefunden hat. Darin heißt es unter anderem: “Es ist jetzt von höchster Wichtigkeit, dass Personen des öffentlichen Lebens wie Domenico Dolce und Stefano Gabbana unsere Unterstützung und Solidarität für die Familie spüren und sich nicht von jenen alleingelassen und entmutigt fühlen, die ähnliche Werte teilen.”

Aber die Designer selbst wollen den Boykott-Aufruf so auch nicht stehen lassen und sind in die Schlammschlacht eingestiegen. Auch sie kreierten ein Hashtag mit #boycotteltonjohn. Und so findet der Streit mit zahlreichen Unterstützern nun in den sozialen Netzwerken statt. Noch haben die Elton John-Sympathisanten im Instagram-Hashtag-Slam klar die Nase vorn. Fortsetzung folgt.

Und die zweite des Kampfes auf Instagram.
Und die zweite des Kampfes auf Instagram.

Spannend ist wie immer die Frage: Was bleibt? Inhaltlich sind diese emotional aufgeladenen Themen natürlich Dauerbrenner und für die Sozialen Netzwerken das Schmiermittel, das sie am Laufen hält. Doch was wird aus der Mode von D&G, die bei Homosexuellen bisher äußerst hoch im Kurs stand? Vielleicht muss D&G davon abrücken, in den eigenen Werbelinien immer wieder vor allem die homosexuelle Kundschaft durch die verwendeten Motive anzusprechen. Möglicherweise stoßen in die vielleicht entstehende Lücke aber auch wieder neue Zielgruppen. Auf Dauer bleibt sicher nichts zurück. Das ist wie mit jeder übermäßigen Empörung, auch Shitstorm genannt. D&G und Elton John werden bleiben, das ändern auch Hashtags nicht.

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Jeremy Rifkin über die Zukunft der Arbeit, das Internet der Dinge und ein besseres Leben

Jeremy Rifkin ist ein kluger Mann, der viele gute Sachen sagt. Allein seine positiven Schlüsse sind mir ein wenig zu positiv. Gerne möchte ich im glauben.

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44 – Das Ende vom Anfang oder der Anfang vom Ende

Aus gegebenem Anlass poste ich hier mal ein Musik-Video. Wenn man Geburtstag hat, bieten sich Gelegenheiten zum Sinnieren – über das, was war, und das, was kommt. Vor allem aber auch über das, was bleibt. In diesem Sinne viel Vergnügen mit einem Song von Black Sabbath zum Thema.

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Journalismus der Zukunft: The Guardian liefert einen Ansatz

Der britische Guardian ist in Sachen Online-Journalismus ein Innovationstreiber – schon seit Jahren. Auf der Insel wird vorgemacht, wie es gehen kann. Ein herausragendes Beispiel für multimediales Storytelling ist ihm mit der Darstellung der Problematik rund um das Palmöl gelungen. Da bleibt beim Nutzer ordentlich was hängen. Es werden alle Register gezogen. Für alle Medienschaffenden und selbstverständlich alle anderen lohnt sich ein Blick auf diese Story.

Ein Ausschnitt aus der Story über Palmöl.
Ein Ausschnitt aus der Story über Palmöl.

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