Elton John vs. D&G: Was bleibt nach der Schlammschlacht?

Manchmal werden die aufregendsten Geschichten in der Fashion-Branche neben dem Laufsteg geschrieben. In dieser Woche ist ein Streit zwischen Elton John und Domenico Dolce – von Dolce&Gabbana – hochgekocht. Dabei geht es im ersten Moment gar nicht um Mode. Dolce hat sich in einem Zeitschrifteninterview gegen künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft und “synthetische Babys” ausgesprochen. Der britische Barde fühlte sich dadurch persönlich und auch allgemein gekränkt und rief sofort zum Boykott von Mode aus dem Hause des italienischen Designer-Duos auf.

Selbstverständlich hat er auch umgehend prominente Mitstreiter gefunden. Ricky Martn, Courtney Love und Victoria Beckham sind nur einige von ihnen. Dolce, ebenso homosexuell wie Gabbana und John, hat die “klassische” Familienkonstellation – Vater, Mutter, Kinder – als eine Art Normalzustand bezeichnet und verfügt damit nun eher über ein konservatives Familienbild – und das passt nun gar nicht in das libertäre Menschenbild moderner Zeitgenossen. Er stamme aus einer traditionellen Familie – und das sei auch gut so, hat Dolce in etwa dazu gesagt. Er hat also seine Meinung und Einstellung kund getan.

Dolce und Gabbana sind geschäftlich ein Paar und waren es vor geraumer Zeit auch privat. Diese Verbindung ist kinderlos geblieben. Elton John und sein Lebensgefährte David Furnish haben zwei Söhne, die mittels künstlicher Befruchtung und Leihmutterschafft zur Welt gekommen sind. John warf Dolce und Gabbana in einem ersten Einwurf via Instagram vor, die beiden seien in ihren Einsichten so von gestern wie ihre Mode. D&G sei für ihn auf ewig tabu – und so sollten es doch bitte auch alle anderen handhaben (#boycottdolcegabbana). In den sozialen Netzwerken hat sich umgehend eine Kampagne gegen D&G aufgebaut, angeführt von Elton John und seinen prominenten Mitstreitern.

Die eine Seite des Kampfes auf Instagram.

Die eine Seite des Kampfes auf Instagram.

Der Empörung in der Promi-Gemeinde stellt sich nun die Gruppe derer entgegen, die Dolces Aussagen unterstützen oder zumindest gewisse Sympathien dafür hegen. Auf citizengo.org läuft eine Online-Petition unter dem Namen “Du wirst geboren und hast eine Mutter und einen Vater”, die bereits über 125.000 Unterstützer gefunden hat. Darin heißt es unter anderem: “Es ist jetzt von höchster Wichtigkeit, dass Personen des öffentlichen Lebens wie Domenico Dolce und Stefano Gabbana unsere Unterstützung und Solidarität für die Familie spüren und sich nicht von jenen alleingelassen und entmutigt fühlen, die ähnliche Werte teilen.”

Aber die Designer selbst wollen den Boykott-Aufruf so auch nicht stehen lassen und sind in die Schlammschlacht eingestiegen. Auch sie kreierten ein Hashtag mit #boycotteltonjohn. Und so findet der Streit mit zahlreichen Unterstützern nun in den sozialen Netzwerken statt. Noch haben die Elton John-Sympathisanten im Instagram-Hashtag-Slam klar die Nase vorn. Fortsetzung folgt.

Und die zweite des Kampfes auf Instagram.

Und die zweite des Kampfes auf Instagram.

Spannend ist wie immer die Frage: Was bleibt? Inhaltlich sind diese emotional aufgeladenen Themen natürlich Dauerbrenner und für die Sozialen Netzwerken das Schmiermittel, das sie am Laufen hält. Doch was wird aus der Mode von D&G, die bei Homosexuellen bisher äußerst hoch im Kurs stand? Vielleicht muss D&G davon abrücken, in den eigenen Werbelinien immer wieder vor allem die homosexuelle Kundschaft durch die verwendeten Motive anzusprechen. Möglicherweise stoßen in die vielleicht entstehende Lücke aber auch wieder neue Zielgruppen. Auf Dauer bleibt sicher nichts zurück. Das ist wie mit jeder übermäßigen Empörung, auch Shitstorm genannt. D&G und Elton John werden bleiben, das ändern auch Hashtags nicht.

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