The new new economy

Es gibt einfach Medien, die sind genial. Es gibt auch geniale Journalisten. Manchmal treffen beide aufeinander – und schon haben wir es mit einem herausragenden und inspirierenden Ergebnis in welcher Form auch immer zu tun.

Die neue Ausgabe der Wired-Magazins ist auf dem Markt. Chris Anderson, Chefredakteur und Autor des kongenialen Buches „The Long Tail“, beschäftigt sich zusammen mit einigen Kollegen wieder einmal mit seinem Lieblingsthema.

Das Großartige an seiner Vorgehensweise ist die Darstellung von Phänomenen und die unglaublich fundierte Analyse. Interessanterweise ist die globale Wirtschaftskrise ein Katalysator der Effekte, die in „Long Tail“ beschrieben werden. In vielen Bereichen wird deutlich, dass die Zeit von Konzernen abläuft. Arbeit und Risiken werden wieder auf mehr Schultern verteilt. Konzern sind zu schwerfällig, beschäftigen sich zu viel mit sich selbst. Es mangelt an Innovationskraft. Der Mut fehlt. Das sind alles Dinge, die sich im Moment gut beobachten lassen.

Ein gefundenes Fressen ist da die Automobil-Industrie und deren Niedergang in der tradierten Form. Die Konglomerate zerfallen. Der Autor Charles C. Mann geht sogar soweit, dass er die Ingenieurs-Tradition beispielsweise für gar nicht so wichtig hält. Kleine Think Tanks seien durchaus in der Lage, die Autobauer zu befruchten. Nicht immer ist das Einverleiben von beispielsweise Zulieferern der richtige Schritt. Die Vertikalisierung – also die Kontrolle der gesamten Wertschöpfungskette – mag aus Controller-Sicht der richtige Weg sein, zur besten technische Lösung muss sie noch lange nicht führen.

Die Automobil-Industrie leidet natürlich auch unter Blasenbildung. In diesem Zusammenhang muss auf die künstliche Nachfrage durch FLotten- und Leasingunternehmen hingewiesen werden. Der Anspruch auf Dienstwagen tut auch seinen Teil dazu. Die privaten Investitionen in Fahrzeuge sind in vielen Fällen gar nicht das Problem. Ich habe einmal gehört, das Mercedes-Benz und BMW nur jeweils ein Drittel der Produktion an Privatleute verkaufen – kein Wunder, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Heulen und Zähneklappern laut ist. Es gibt Überkapazitäten – das ist sicher neben der Schwerfälligkeit von Konzernen ein weiteres gewichtiges Problem.

Zurück zum Beitrag von Charles C. Mann: Die Analyse ist klasse. Auto-Manager und vor allem Politiker sollten sich den Text einmal reinziehen und weit ab von aller Ideologie darüber nachdenken.

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Nix wissen, aber reden

Das war sie wieder – die hohe Kunst des Journalismus. Die ARD hat einen Brennpunkt gesendet. Das macht sie ja immer wieder einmal, wenn etwas Weltbewegendes passiert.

Heute ist ein Air-France-Airbus auf dem Weg von Rio nach Paris abgestürzt – wahrscheinlich. Man weiß fast nichts über die Absturzgründe, geschweige denn -stelle. Entsprechend wurden auch noch keine Wrackteile gefunden. Es gab wohl ein schweres Unwetter. Die Maschine hat ein Fehler in der Elektronik gemeldet. Der Flieger ist vom Radar verschwunden. 228 Personen waren wohl an Bord. Über die Herkunft der Passagiere gibt es auch nur vage Vorstellungen. Es waren wohl Brasilianer, Franzosen, Dutsche und Italiener an Bord. Das war es dann auch schon.

Der ARD hat es gereicht um diese Faktenlage herum einen zehnminütigen Brennpunkt zu senden. Ein 90-Sekünder in den Nachrichten reicht, wenn man nichts weiß. Wieso muss das Fernsehen reden, wenn es nichts weiß. Die Zuschauer werden allenfalls heiß gemacht. „Sieh an, man weiß nicht genau, warum das Flugzeug abgestürzt ist. Es gibt eigentlich gar keinen Grund. Das muss ein Terroranschlag gewesen sein.“

Dieser Brennpunkt war wirklich sinnlos. Sollen sie doch einen machen, wenn man wirklich mehr weiß und nicht nur herumspekulieren muss. Für chaotische Meldungen ist doch das Internet zuständig, dachte ich. Vom Fernsehen, zumal dem öffentlich-rechtlichen, erwartet man doch fundierte Informationen, oder etwa nicht?

Skurrilität am Rande: Das Interview mit dem Brasilien-Korrespondenten Thomas Aders kam rüber wie aus den TV-Uhrzeiten. Man hatte wohl keine Standleitung parat. Fast konnte man meinen, Brasilien liegt auf einem anderen Planeten.

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Gezwitscher im Namen des Herrn

Twitter ist ein Hype. Keiner weiß so genau, wie nachhaltig sich das Microblogging im Alltag verankern wird. Es gibt Stimmen, die in Twitter die Killer-Applikation des Web 2.0 sehen. Diese Entschätzung hat was. Schließlich ist Twitter der SMS entlehnt, die sich unerwartet zur Killer-Applikation des Mobilfunks entwickelt hat.

Twitter ist aber auch ein Medienthema. Jetzt wird es nach dem Twitter-Skandal bei der Wahl des Bundespräsidenten zum Politikum. Mitglieder von Wahlkommission und Bundesversammlung haben das Ergebnis herausgetwittert noch bevor es offiziell bekanntgegeben wurde. Nun wird sich der Bundestag mit dem Vorfall beschäftigen.

In den USA wird heftig in Gottesdiensten getwittert. Eine Reihe von Predigern unterstützt das göttliche Gezwitscher. Aus deren Sicht sollen die Menschen ruhig immer dann twittern, wenn der Geist in sie hineinfährt, um die frohe Botschaft digital zu verbreiten. Einige Prediger lassen sich von den Kurzbotschaften sogar während ihrer Vorträge via Leinwände unterstützen. Und sie twittern selbst.

Jetzt stelle ich mir die Umsetzung bei den großen Glaubensgemeinschaften in Deutschland vor. Besonders bei den Katholiken in barocken Gotteshäusern dürfte es doch ein interessantes Bild sein, wenn die Gläubigen mit ihren Macs und Netbooks auf den harten Kirchenbänken sitzen und ihre göttlichen Eingebungen live in das Netz jagen. Modern ist es allemal. Nun ist die Frage, wie modern die Kirchen wirklich sein wollen. Manchmal ist es ja besser, der Tradition verhaftet zu bleiben.

Kennt eigentlich jemand einen katholischen, twitternden Priester? Oder liest diese Zeilen gar ein katholischer, twitternder Pfarrer? In beiden Fällen und darüberhinaus würde mich interessieren, wie so etwas aussehen kann und was Ihr darüber denkt. (Das ist mal wieder ein Hinweis darauf, dass ich mich über die Nutzung der Kommentarfunktion freuen würde. Also, nur zu.)

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Sorgfaltspflicht

Der letzte Beitrag und dieser hängen eng miteinander zusammen. Es geht weiter um die Qualität des Journalismus.

Im Lokalteil Darmstadt-Dieburg des Darmstädter Echo ist heute zu lesen, dass sich HP mit einer Niederlassung in der zum Landkreis gehörenden Kommune Weiterstadt ansiedelt. Das habe die Stadt Weiterstadt bekannt gegeben.

Interessant: Die Firma HP kommt nicht zu Wort. Es ist nicht klar, wieviele Arbeitsplätze an dem neuen Standort für ein Rechenzentrum entstehen sollen. Es steht auch nicht drin, dass HP für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war. Es steht eigentlich nur die Selbstdarstellung des Bürgermeisters drin. Und sein Gerede von HP ale einer Größe in der IT-Welt. Also hohles Zeug.

Auch am Standort Rüsselsheim soll etwas Neues entstehen. Wie sieht es jetzt aber mit der Recherche aus. HP baut zigtausend Arbeitsplätze ab, auch in Deutschland. Mit der Übernahme des IT-Dienstleisters EDS, die auch einen bedeutenden Standort in Rüsselsheim haben, hat HP natürlich Einsparungen im Auge gehabt. Wie hängt das Ganze zusammen?

Ich erwarte an dieser Stelle keinen ausufernden Roman. Aber gewisse Standards sollte es schon erfüllen. Kurzum: Der Beitrag ist schlecht recherchiert, es handelt sich um Klientel-Journalismus. Man will es sich mit dem Verwaltungschef nicht verscherzen. Besser weiß man es auch nicht. Das Verhältnis zum Bürgermeister scheint sowieso gut zu sein. So soll das auch bleiben. Schlimm ist es, wenn man aus Berichten solche Verbindungen rauslesen kann.

Mit welchen Qualitäten will die lokale Tageszeitung die Abonnenten halten? Ich sage es nochmal. Der eine oder andere Rechtschreibfehler ist völlig unproblematisch. Es geht um die Kernkompetenzen von Zeitungsmachern. Wenn man sich mit ihnen unterhält, dann verurteilen sie das Treiben im Netz. Der Untergang des Journalismus habe dort begonnen. Gerade dann müssen die Hüter der wahren Werte im Journalismus aber auch beweisen, dass sie es können. Ein Stichwort ist die journalistische Sorgfaltspflicht.

Und: Nicht, dass man mich falsch versteht. Das Darmstädter Echo steht hier nur ganz exemplarisch. Ich bin mir sehr sicher, dass in so gut wie allen regionalen Kaufzeitungen solche Dinge zu beobachten sind. Nur kann ich leider nicht noch mehr klassische Medien konsumieren. Noch zählt das Echo zu meiner Pflichtlektüre.

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Bürgernah

Die Medien machen schwere Zeiten durch. Die Wirtschaftkrise hat die allgemeine Krise der klassischen Medien noch verschärft. Die Abo-Zahlen der regionalen Tageszeitungen – um die soll es hier vor allem gehen – sind seit Jahren rückläufig. Jetzt erhöht sich der Druck auch noch auf der Anzeigenseite. Vetriebserlöse gehen zurück, Anzeigenerlöse gehen zurück. Die Unternehmen suchen neue Geschäftsmodelle (Post-Alternativen) und sparen im Kerngeschäft. Gleichzeitig haben sie wenig Mut, das Kerngeschäft zu modernisieren – Innovationen, auch unter Einbeziehung des neuen Vertriebskanals Internet, sind Mangelware.

Dabei wäre es manchmal so einfach. Klar, Leser sind tendenziell unzufrieden mit den Inhalten „ihrer“ Tageszeitung – trotzdem ist die Treue noch überraschend groß. Auch Fehler, hier meine ich vor allem Rechtschreibfehler und ähnliches, sind menschlich. Sie stören mich nicht so sehr, da ich selbst Teil des Medienbetriebs bin und weiß, dass unter den derzeitigen Produktionsbedingungen ein fehlerfreies Produkt heute kaum in den Druck geht.

Richtig ärgerlich wird es aus meiner Sicht, wenn die vermeintlichen Kernkompetenzen aus dem Auge verloren werden. Ein kleines Beispiel: In meiner Heimatkommune Bickenbach findet gerade das Volksfest statt, das eigentlich unter dem Namen Bachgassenfest bekannt ist. Ein kleiner Festplatz – sicher nicht der Kern der Veranstaltung – befindet sich hinter dem alten Rathaus. In der Berichterstattung des Darmstädter Echo, der Zeitung am Ort, muss man in der Unterzeile lesen, dass sich das Volksfest vor dem alten Rathaus abspielt. In dem Text wird mehr als deutlich, dass es eigentlich um das Treiben in der Bachgasse geht, und der Festplatz nur schmückendes Beiwerk ist.

Das ist wirklich ein sehr kleines Beispiel, zeigt aber, dass die Tageszeitung offenbar eine wichtige Eigenschaft nicht mehr hat: Sie ist nicht bürgernah. Die Redakteure sind zwar Mitglied einer Lokalredaktion, kennen sich aber mit den Verhältnissen vor Ort nicht aus. das ist peinlich. Der Text hätte zehn Rechtschreibfehler haben dürfen, aber inhaltlich derart daneben darf er nicht sein.

Was soll aus einer regionalen Tageszeitung werden, die ihre Stärken wie die Kompetenz für die Themen vor Ort gar nicht mehr haben? Man sollte weniger Post verteilen, dafür mehr sehen, wofür man eigentlich steht. Es kann natürlich auch sein, dass man in den Verlagshäusern schon kapituliert hat und das eigentliche Geschäft lieber anderen überlässt. Dann wird man irgendwann eben nur noch Post verteilen – und zwar ganz bürgernah, wahrscheinlich.

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Steuern senken?

Die Steuerschätzung ist mehr als ernüchternd. Bis 2013 soll es Steuerausfälle bis zu 316 Mrd. Euro geben. Und weil diese Zahl sowieso schon unvorstellbar groß ist, stellt die CSU – und in ihrem Schlepptau auch die große Schwester CDU – zudem noch Steuersenkungen in Aussicht.

Die Medien sprechen offen von Realitätsverlust. Gerade die CSU muss ihren Weg aus einem tiefen Tal erst noch finden. Und sie hat es eilig. Am 7. Juni sind Europawahlen. Und um Bayern in Straßburg vertreten zu können müssen Seehofer und Co eine Menge Stimmen klar machen.

Die SPD warnt vor solchen Versprechen und Vorhaben – verkehrte Welt irgendwie. Unter dem Strich kann es sich wirklich nur um Wahltaktik der Union handeln. Nach der Europawahl steigen im September die nächsten Wahlpartys, dann in Berlin. Spätestens danach ist Schluss mit lustig. Die Krise ist noch lange nicht überwunden. Die neue Regierung wird Wunden lecken – und mit ihr alle.

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Politisch korrekt

Die Schweinegrippe beschäftigt die Medien noch immer – nun ist die Berichterstattung aber weit sachlicher und nüchterner, nachdem klar geworden ist, dass die Krankheit doch nicht so schlimm ist wie zunächst befürchtet.

Ein Thema war zuletzt der Name. Der deutsche Bauernverband hat darum gebeten, die Grippe nicht Schweinegrippe sondern mexikanische Grippe zu nennen, um das Schwein vor einem schlechten Image zu schützen. Was sollen jetzt aber die Mexikaner sagen?

Auf Englisch heißt die Krankheit übrigens swine flu und nicht pig flu. Eine Kollegin, die Halb-Amerikanerin ist, hat ihren Vater gefragt, warum das so ist. Ein Grund: swine klingt wohl besser. Auf leo.org wird das Thema auch diskutiert. Außer den üblichen Beschimpfungen und Anfeindungen der Diskutanten untereinander gibt es nach meinem Kenntinsstand dort noch kein Ergebnis.

Zwei Dinge werden von mir heiß erwartet: Dass keine Menschen mehr an der Schweinegrippe erkranken und die Medien sich dann noch intensiver um die wirklich wichtigen Themen kümmern.

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Schweinegrippe

Ich bin wirklich der letzte, der den Medien eine Macht zuschreibt, die sie wahrscheinlich gar nicht haben. Nichtsdestotrotz gibt es Medienthemen, die sich von der Realität sehr weit entfernen. Manchmal werden dann auch die so genannten Qualitätmedien ihrem Anspruch und Auftrag nicht gerecht, angemessen, hintergründig und umfassend zu informieren. Das hängt dann aber auch mit dem immensen Grundrauschen zusammen, dass alle Medien zusammen genommen erzeugen.

Ich finde die mexikanische Schweinegrippe ist so ein Fall. Erst einige Tage, nachdem das Thema so richtig hoch gekocht ist, wurde gemeldet, dass die Zahl der Opfer in Mexiko doch nicht so hoch war wie zunächst angegeben. Fast zeitgleich wurde berichtet, dass alle Erkrankungen außerhalb Mexikos einen relativ harmlosen Verlauf hatten. Das klingt irgendwie nach einer normalen Grippe. Jährlich sterben in Deutschland mehrere tausend Menschen an der herkömmlichen Grippe. In schlimmen Saisons, wie 1995/96, sind es auch schon einmal 30000.

Also: Die Grippe ist per se gefährlich. Im Moment herrscht Panik. Die Wirtschaftskrise hat Pause. Auch wenn Unternehmen nicht gerade rosige Zeiten erleben. Spaß dürfte im Moment der Pharmazeut Roche haben, der mit Tamiflu täglich in den Medien ist. Ich denke: Aufmerksamkeit hinsichtlich der Schweingrippe ist gut und richtig, Panikmache kann niemand gebrauchen.

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n-tv läuft Amok

Heute Abend, 21 Uhr, SWR3-Nachrichten. Es wird eine Eilmeldung verlesen. Der Nachrichtensender n-tv habe gemeldet, dass sich in der Nähe von Hannover ein Amoklauf ereignet hat. Es habe mehrere Tote und Verletzte gegeben. Tatsächlich hat ein Mann seine Frau und eines seiner Kinder umgebracht, weitere Kinder erlitten Schussverletzungen. Am Ende hat sich der Mann offensichtlich selbst gerichtet. Der Mann hat gemordet, ist er deshalb ein Amokläufer?

n-tv hat einen massiven Fehler gemacht, der sicherlich Konsequenzen haben wird. Das Wort Amoklauf ist nur eine Woche nach den Ereignissen von Winnenden und Waiblingen mit besonderer Vorsicht zu gebrauchen. Ganz automatisch zuckt man zusammen.

Ich weiß nur zu gut, wie hoch der Druck ist, möglichst schnell mit einer Nachricht am Markt zu sein. Der Übermut im von n-tv praktizierten Beispiel schadet dem Image der Medien nur noch mehr. Mehr Fingerspitzengefühl wäre angesagt, zumal mit der Schweigeminute und der Aktuellen Stunde im Bundestag der Amoklauf von Winnenden heute noch einmal besonders im Fokus gestanden hat.

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Neue Welt

Irgendwie ist es einigermaßen befremdlich, dass nach dem Amoklauf von Winnenden im Moment das wichtigste Thema die vermeintliche Ankündigung der Tat in einem Chat gewesen ist. Der Polizei wird vorgehalten, sie habe einen Ermittlungsfehler begangen, indem sie einen Chat-Eintrag ohne ausreichende Validierung für bare Münze genommen hat.

Tatsächlich werden die Ermittlungen von allen versierten Internet-Nutzern getrieben. Ist es nämlich ein Surfer, der zuerst die Indizien und Informationen im Netz findet, ist die Polizei ein Verein von Losern. Sitzt sie einem Fake auf, ist sie es auch. In modernen Zeiten muss eben alles sehr schnell gehen. Es gibt viele Hobby-Ermittler da draußen. An dieser Stelle bringt es nicht, der Polizei irgendeine virtuelle Schuld in die Schuhe zu schieben.

An vorderster Front kämpfen die Journalisten, die sich durch das mächtige Internet auch ganz weit vorn wähnen. Lustig sind nun die gegenseitigen Anschuldigungen, das eine oder das andere Medium hätte zu früh irgendwelche zu einem bestimmten Zeitpunkt noch ungesicherte Informationen rausgehauen. Sie zeigen mit Fingern aufeinander – und sitzen doch alle in demselben Boot.

Fakt ist: Wir – nicht nur die Polizei und die Medien – leben eben in einer neuen Welt. Sie bietet viel Fortschritt aber auch Gefahren und Fallstricke. Alle Beteiligten müssen sich noch daran gewöhnen.

Befremdlich ist in einer Situation wie dieser, dass doch vielmehr das Gedenken an die Opfer und ihre Angehörigen im Mittelpunkt stehen muss. Dass man sie in ihrer Trauer und ihrem Schmerz allein lässt, ist gut und richtig. Das Medienereignis davon abzukoppeln ist falsch. Die skurrilen Diskussionen darüber zu führen, dass man eben bei der Recherche im Netz aufpassen muss, ziehen das Ganze ins Lächerlich. Jene Fortschritts-Feinde, die nun triumphieren, weil sie schon immer gesagt haben, das Internet sein Teufelszeug, werden sich noch umschauen.

Ein offener Umgang mit dem Hier und Jetzt ist wichtig, damit unsere Gesellschaft die Herausforderungen der Zukunft angehen kann.

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