Musik, die Dein Leben ändert

Neal Morse Band im Rind in Rüsselsheim
Neal Morse Band im Rind in Rüsselsheim am 5. März 2013.

Heute fühle ich mich inspiriert, auch mal wieder hier einige Zeilen zu hinterlassen. Das hängt mit dem gestrigen Abend zusammen. Gestern war ein Tag, der einen dazu bringen kann, sein Leben zu ändern. Und das hatte in erster Linie mit einem musikalischen Genuss in höchster Vollendung zu tun.

Ich durfte einem Gig im Rüsselsheimer Rind beiwohnen, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Neal Morse hat mit seiner Band und seinen Kollegen von den Flower Kings den Club in einen sakralen Raum verwandelt. Und das hängt nicht nur damit zusammen, dass er sich vor gut einem Jahrzehnt intensiv dem Christentum zugewandt hat. Er hat einfach die Präsenz eines Großmeisters der Rockmusik. Sein Songwriting steht für mich über allem, was sonst so im Markt ist. Die Kompositionen sind komplex, aber niemals unverständlich. Morse erzählt textlich und musikalisch Geschichten, dass man niemals mehr mit dem Zuhören aufhören möchte. Der Satzgesang geht direkt ins Mark. Da stimmt einfach alles. Zudem gehört zu seiner Stammband Mike Portnoy, der einfach unfassbares an den Drums zusammenrührt.

Bei all dem strahlt Morse eine unglaubliche Freude und Leidenschaft für seine Musik und für das Leben aus. Vielleicht ist es doch die Musik, zumindest für mich, in der sich so etwas wie ein höheres Wesen offenbart. Ja, ich hätte phasenweise Tränen in den Augen, so sehr hat es mich gepackt. Tröstlich war, dass auch Neal Morse nach einem seiner Songs sich mit dem Handtuch das Wasser in seinen Augen trocknen musste.

Bei alldem: Es handelt sich hier nicht um irgendein musikalisches oder gar esoterisches Gesäusel. Es geht um Progressive Rock mit deutlichen metallischen Anklängen. Es sind der Druck und die Leidenschaft, die in dieser Musik stecken, die das Potenzial haben, den Horizont zu erweitern und über den Moment hinaus Veränderung herbeizuführen. Neal Morse ist ein Treiber in bestem Sinne: „You got some new Momentum, you better keep on going, tomorrow soon will be your yesterday.“

Nach dem Konzert habe ich mich mit meinem Bruder dann über Politik im Allgemeinen, Gerechtigkeit, Engagement und Lokalpolitik unterhalten. Und es wurde deutlich, wir können nicht einfach nur zuschauen, wir müssen handeln.

Und hier kommen noch zwei Teaser der aktuellen Live-DVD:

„Author of Confusion“-Snippet – ein absolutes Highlight des Sets:

„The Conflict“ – ein etwas längerer Auszug aus dem Video:

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Sorgfaltspflicht

Der letzte Beitrag und dieser hängen eng miteinander zusammen. Es geht weiter um die Qualität des Journalismus.

Im Lokalteil Darmstadt-Dieburg des Darmstädter Echo ist heute zu lesen, dass sich HP mit einer Niederlassung in der zum Landkreis gehörenden Kommune Weiterstadt ansiedelt. Das habe die Stadt Weiterstadt bekannt gegeben.

Interessant: Die Firma HP kommt nicht zu Wort. Es ist nicht klar, wieviele Arbeitsplätze an dem neuen Standort für ein Rechenzentrum entstehen sollen. Es steht auch nicht drin, dass HP für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war. Es steht eigentlich nur die Selbstdarstellung des Bürgermeisters drin. Und sein Gerede von HP ale einer Größe in der IT-Welt. Also hohles Zeug.

Auch am Standort Rüsselsheim soll etwas Neues entstehen. Wie sieht es jetzt aber mit der Recherche aus. HP baut zigtausend Arbeitsplätze ab, auch in Deutschland. Mit der Übernahme des IT-Dienstleisters EDS, die auch einen bedeutenden Standort in Rüsselsheim haben, hat HP natürlich Einsparungen im Auge gehabt. Wie hängt das Ganze zusammen?

Ich erwarte an dieser Stelle keinen ausufernden Roman. Aber gewisse Standards sollte es schon erfüllen. Kurzum: Der Beitrag ist schlecht recherchiert, es handelt sich um Klientel-Journalismus. Man will es sich mit dem Verwaltungschef nicht verscherzen. Besser weiß man es auch nicht. Das Verhältnis zum Bürgermeister scheint sowieso gut zu sein. So soll das auch bleiben. Schlimm ist es, wenn man aus Berichten solche Verbindungen rauslesen kann.

Mit welchen Qualitäten will die lokale Tageszeitung die Abonnenten halten? Ich sage es nochmal. Der eine oder andere Rechtschreibfehler ist völlig unproblematisch. Es geht um die Kernkompetenzen von Zeitungsmachern. Wenn man sich mit ihnen unterhält, dann verurteilen sie das Treiben im Netz. Der Untergang des Journalismus habe dort begonnen. Gerade dann müssen die Hüter der wahren Werte im Journalismus aber auch beweisen, dass sie es können. Ein Stichwort ist die journalistische Sorgfaltspflicht.

Und: Nicht, dass man mich falsch versteht. Das Darmstädter Echo steht hier nur ganz exemplarisch. Ich bin mir sehr sicher, dass in so gut wie allen regionalen Kaufzeitungen solche Dinge zu beobachten sind. Nur kann ich leider nicht noch mehr klassische Medien konsumieren. Noch zählt das Echo zu meiner Pflichtlektüre.

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