Kabelhölle

Es wird einmal Zeit ein paar Worte über den Kabelnetz-Betreiber Unitymedia zu verlieren. Hier zeigt sich wie weit entfernt vertriebsorientierte Unternehmen vom Kunden sein können.

Zum Glück gehört Fernsehen für mich nicht mehr zu den lebensnotwendigen Dingen. Die Zeit mit und für die Glotze ist beschränkt. Mit ist auch schleierhaft, wie jemand nur glücklich sein kann, wenn er die Wahl aus 300 Programmen hat. Okay, es werden viele Nischen besetzt – ist auch irgendwie Long Tail.

Ich habe einen digitalen Kabelanschluss – und stehe noch dazu. Mir sind die digitalen Programme der öffentlich-rechtlichen Sender wichtig. Überhaupt ist der Fernsehkonsum in unserem Haushalt zu 98% öffentlich-rechtlich – auch dazu stehe ich.

Nun zu Unitymedia: Im Schnitt flattern sicher fünf Werbeschreiben pro Monat dieses Unternehmens in unseren Briefkasten. Verkauft werden sollen neue digitale Programmpakete oder Telefon und Internet via Kabel. Zeitweise gab es auch Telefon-Terror. Die Vertriebsmannschaft will den Leuten Zeug aufschwätzen, das sie gar nicht wollen.

Das alles wäre noch mehr oder weniger zu verschmerzen, wenn wenigstens der Service und die Qualität der Leistung stimmen würde. Allerdings ist das Unternehmen noch nicht einmal in der Lage, Signale in die Haushalte zu bringen, die dauerhaft vernünftigen, digitalen Fernsehgenuss ermöglichen. Die Signale der Abo-Programme sind gut bis perfekt. Aber das interessiert mich nicht. Ich will schlicht und einfach, dass die Qualität des Produktes, das ich bezahle, in Ordnung ist.

Natürlich habe ich auch schon mit Call Center Agents gesprochen. Aber: Entweder man kommt nicht an die richtigen Leute, oder es passiert nichts – bis zur nächsten Programmverschiebung. Wenn man Glück hat, ist eine Verbesserung der Signalqualität inkludiert – wenn man Pech hat, wird alles noch schlimmer. Dazu kommt noch, dass der Digitalreceiver, der von Unitymedia zu Verfügung gestellt wird, eine äußerst mäßige Qualität hat. Er hängt sich ständig auf.

Wäre ich ein TV-Junkie, würde mich wahrscheinlich das gleiche Schicksal ereilen. So bleibt mir nur, bei nächster Gelegenheit auf Satellitenempfang umzuschalten.

Flattr this!

Nix wissen, aber reden

Das war sie wieder – die hohe Kunst des Journalismus. Die ARD hat einen Brennpunkt gesendet. Das macht sie ja immer wieder einmal, wenn etwas Weltbewegendes passiert.

Heute ist ein Air-France-Airbus auf dem Weg von Rio nach Paris abgestürzt – wahrscheinlich. Man weiß fast nichts über die Absturzgründe, geschweige denn -stelle. Entsprechend wurden auch noch keine Wrackteile gefunden. Es gab wohl ein schweres Unwetter. Die Maschine hat ein Fehler in der Elektronik gemeldet. Der Flieger ist vom Radar verschwunden. 228 Personen waren wohl an Bord. Über die Herkunft der Passagiere gibt es auch nur vage Vorstellungen. Es waren wohl Brasilianer, Franzosen, Dutsche und Italiener an Bord. Das war es dann auch schon.

Der ARD hat es gereicht um diese Faktenlage herum einen zehnminütigen Brennpunkt zu senden. Ein 90-Sekünder in den Nachrichten reicht, wenn man nichts weiß. Wieso muss das Fernsehen reden, wenn es nichts weiß. Die Zuschauer werden allenfalls heiß gemacht. „Sieh an, man weiß nicht genau, warum das Flugzeug abgestürzt ist. Es gibt eigentlich gar keinen Grund. Das muss ein Terroranschlag gewesen sein.“

Dieser Brennpunkt war wirklich sinnlos. Sollen sie doch einen machen, wenn man wirklich mehr weiß und nicht nur herumspekulieren muss. Für chaotische Meldungen ist doch das Internet zuständig, dachte ich. Vom Fernsehen, zumal dem öffentlich-rechtlichen, erwartet man doch fundierte Informationen, oder etwa nicht?

Skurrilität am Rande: Das Interview mit dem Brasilien-Korrespondenten Thomas Aders kam rüber wie aus den TV-Uhrzeiten. Man hatte wohl keine Standleitung parat. Fast konnte man meinen, Brasilien liegt auf einem anderen Planeten.

Flattr this!