Neues von der Neuen Grippe

Morgen vor drei Wochen waren wir gemeinsam bei der Kinderärztin, um uns gegen die Neue Grippe vulgo Schweinegrippe impfen zu lassen. Morgen hätten die Jungs ihre zweite Spritze bekommen sollen. Tatsächlich ist das nicht nötig.

Die STIKO hat die Impfempfehlungen aktualisiert. Darin heißt es, dass für alle Personen ab sechs Monaten die einmalige Impfung mit dem Impfstoff Pandremix ausreichend ist. Bis dato hätten Kinder bis zu neun Jahren ein zweites Mal zur Impfung gehen sollen, da sie nur die Hälfte des Wirkstoffes erhalten. Das ist mit der Aktualisierung hinfällig. Das freut uns natürlich.

Außer den Effekten an der Einstichstelle können wir über keine Nebenwirkungen berichten. Die zeitweise etwas erhöhte Temperatur kann bei den Kindern auch mit Impfung in Zusammenhang stehen. Ansonsten stehen wir noch immer zu unserer Entscheidung. Vielleicht kann das ja jemandem helfen, der noch unschlüssig ist.

Andererseits nimmt die Schweinegrippe nicht mehr den Raum in der Berichterstattung ein wie noch vor einigen Wochen. Das kann damit zu tun haben, dass der erste Scheitelpunkt der Erkrankungen erreicht ist. Andererseits wird bei Patienten mit Verdacht auf Schweinegrippe nicht mehr untersucht, um welchen Erreger es sich handelt. Es wird aufgrund der Symptome diagnostiziert. Damit wird möglicherweise auch die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit dem Thema konterkariert. Bis zum 27. November wurden laut aktuellem Epidemiologischem Bulletin des Robert-Koch-Instituts gut 172.000 Erkrankungen gemeldet. Allein in der Kalenderwoche 46 waren es gut 25.000 Fälle, wobei Kinder zwischen fünf und 15 Jahren am anfälligsten zu sein scheinen.

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Impfstimmung

Heute waren wir zur familiären Massenimpfung in Sachen Neue Grippe bzw. Schweinegrippe bei unserer Kinderärztin. Eines vorweg: Nebenwirkungen, außer einem leichten Schmerz an der Einstichstelle, spüre ich noch nicht.

Ich persönlich glaube ja, dass die Schweinegrippe in ihrer existierenden Form nicht gefährlicher ist als die saisonale Grippe, die jährlich in Deutschland 8000 bis 11000 Opfer fordert. Opfer sind in der Regel geschwächte Personen bzw. Personen mit erheblichen Vorerkrankungen. Dennoch haben wir uns impfen lassen.

Hauptgrund: Wir wollen eine Art Schutzschirm um Nora aufbauen. Babys unter sieben Monaten dürfen nicht geimpft werden. Es scheint aber tatsächlich so zu sein, dass Kinder eher an der Neuen Grippe erkranken als Erwachsene – wenn auch in der Regel der Verlauf leicht sein dürfte. Wenn Nora erkrankt, könnte es aber auch ein schlimmerer Verlauf sein. Zudem wird wohl in den Krankenhäusern im Akutfall Tamiflu verabreicht, was für kleine Kinder auch nicht geeignet ist. Da wollen wir alles tun, um dies zu verhindern. Die Impfung ist unser Beitrag.

Lächerlich ist die emotionale Diskussion, für die vor allem Impfgegner verantwortlich sind. Ihre Argumente halten fast nie wissenschaftlichen Kriterien stand. Sie zitieren Studien, die ihnen in den Kram passen. Die anderen werden verschwiegen. Tatsache dürfte sein, dass in der Regel kein direkter Zusammenhang zwischen einer Impfung und einer vermeintlichen Folgeerscheinung – von schweren Krankheiten bis hin zum Tod – hergestellt werden kann. Das dürfte bei aller Unerforschtheit der Schweingrippe-Impfstoffe auch für diese gelten.

Gleichwohl muss man die Risiken abwägen, keine Frage. Eine Impfung ist ein Eingriff in die Prozesse des Körpers, wie eine Medikation. Aber sind es nicht die gleichen Leute, die die Zähne voller Quecksilber haben, die dem Laster Rauchen frönen, die sich mit Nahrungsergänzungsmitteln vollstopfen, die beim 1-Euro-Shop um die Ecke Kinderspielzeug kaufen und und und, die mit ihrem Halbwissen vor den Nebenwirkungen einer Impfung – und in diesem Fall der Impfung gegen die Neue Grippe – warnen?

Die Medien spielen in einer solchen Situation eine wichtige Rolle – ihrer Verantwortung werden sie leider systemimmanent nicht gerecht. Die Bild titelte heute halbseitig: Kind (1) stirbt nach Impfung. Im Kleingedruckten und im Internet kann man lesen, dass es an einem angeborenen Herz-Lungen-Fehler litt. In einer emotional aufgeladenen Gesellschaft kann eine solche Berichterstattung Hysterie auslösen.

Leider wird mit der steigenden Zahl der Geimpften auch die Zahl der Gestorbenen steigen, deren Ableben in Zusammenhang mit der Impfung gebracht werden. Klar, ließen sich alle Deutschen impfen, könnte theoretisch jeder Tote in Zusammenhang mit der Impfung gebracht werden. Das ist natürlich Schwachsinn – aber es laufen eben nicht nur Statistiker durch die Gegend, die von solchen Effekten wissen.

Außer unserem sehr persönlichen Motiv spricht noch etwas anderes für eine Impfung, selbst wenn man bei ihr von einem gewissen Risiko ausgeht. Dem Virus muss der Gar ausgemacht werden. Nur wenn wir als Wirt das Virus weitergeben, geraten Risikogruppen wirklich in Gefahr. Das hat etwas von sozialem Denken – dafür sind wir aber vielleicht zu individualisiert. Zudem würde eine rasche Ausrottung des Virus sein Mutieren zu einem vielleicht viel gefährlicheren Erreger verhindern helfen. Kann man ja einmal drüber nachdenken.

Unterm Strich bleibt es natürlich aber eine persönliche Entscheidung. Jene, die bislang nicht gar nicht wussten, dass sie Impfgegner sind, nun aber andere maßregeln und am Impfenlassen hindern wollen, sollten dies aber auch in angemessener Weise beherzigen.

PS: Eine Rundmail bezüglich des Golfkriegssyndroms als Folge der Impfung hat übrigens ihren Ursprung in der Praxis einer Privatärztin in Frankfurt. Ich will hier niemanden denunzieren. Auf der Website dieser Frau kann man auf jeden Fall lesen, dass die richtige Ernährung hilft, Aids zu bekämpfen.

Ach ja: Natürlich hoffe ich, dass dieser Beitrag zur Versachlichung des Ganzen beiträgt. Die herkömmlichen Medien sind in vielen Fällen nicht in der Lage dazu, glaube ich.

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Moderne Raubritter

Vor wenigen Wochen hat der größte Betreiber von Parkhäusern in Darmstadt, das niederländische Unternehmen Q-Park, sein neues Preismodell der Öffentlichkeit präsentiert. Eigentlich sollte es in Zusammenarbeit mit der Stadtmarketing-Gesellschaft darum gehen, das Einkaufen in der City attraktiver zu machen, das Parken ergo günstiger. Das Gegenteil ist nun der Fall.

Nun muss man nämlich für jede angefangene Dreiviertelstunde 1,50 Euro statt vorher 1,70 Euro für jede angefangene Stunde zahlen. Wir haben jetzt erstmals das moderne Raubrittertum zu spüren bekommen. Die ganze Familie war in der Stadt inklusive Kinderwagen. Gleich zwei Dinge haben mich zornig gemacht: Erstens mussten wir für 1 Stunde 37 Minuten 4,50 Euro bezahlen. Beim alten Preismodell wären es 3,40 Euro gewesen. Zudem hat Q-Park zwecks Parkraum-Optimierung die Fußgängerwege drastisch verringert, so dass wir mit dem Kinderwagen auf die Fahrbahn ausweichen mussten. Totaler Schwachsinn.

Also: Uns wird die City nur noch bei bestem Wetter sehen, wenn wir einen Parkplatz oberirdisch ergattern können. Wir weichen dann lieber auf kleinere Städte aus. Andere werden nach ähnlichen Erfahrungen Orte wie das Loop5 in Weiterstadt vorziehen.

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Grüne Wiese vs. City

Vor den Toren Darmstadts kündigt sich schon seit Jahren Großes an. In Weiterstadt ist ein Shopping-Center riesigen Ausmaßes entstanden. Über 50.000 m² vermietbare Fläche, mehr als 170 Ladenlokale. Die Lage ist perfekt. Das Loop5 liegt direkt an der A5. Die Autobahn dort ist vierspurig – in jede Richtung. Das zeigt, wie hoch das Verkehrsaufkommen dort ist. Die A5 ist an dieser Stelle eine Pendlerpiste. Die Geschäfte im Loop5 habe täglich bis 22 Uhr geöffnet – da wird mancher eine Schleife drehen und seine Einkäufe abends dort erledigen, für die man sonst einen Samstagvormittag opfern muss.

Leidtragende werden die Einzelhändler in Darmstadts City sein. Während die Darmstädter, wenn sich nicht gerade Frankfurt-Pendler sind, noch in die City zum Einkaufen gehen werden, wird das Loop5 Kaufkraft aus dem Umland abschöpfen. Schließlich gibt es dort – genauso wie in der Noch-Einkaufsstadt Darmstadt – alles, was das Herz begehrt. In Zeiten knapperer Kassen spielt es durchaus eine Rolle, ob man für die angefangene 3/4-Stunde in einem Parkhaus 1,50 Euro berappen muss (wie in der City) oder 0 Euro (wie am Loop5). Ein Hoffnungsschimmer: Die Verkehrssituation direkt am Loop5 wird extrem chaotisch sein, weil man zu wenig Platz hat, um die Autos vernünftig an den Einkaufstempel zu führen.

Parkhaus-Betreiber Q-Park melkt die Kuh solange bis sie ausgedörrt auf der Weide – oder besser der Grünen Wiese liegt. Die Stadtmarketing-Gesellschaft hat schlecht verhandelt, der Einzelhandel in der Stadt wird das schon merken. Schneller als ihm lieb sein dürfte.

In den vergangenen Jahren haben sich die Häuser in der Stadt nochmals herausgeputzt, die Verantwortlichen haben ordentlich investiert. Man wollte ein Zeichen gegen das Loop5 setzen. Ist zwar alles ganz nett geworden, aber rechnen werden sich die Investitionen wohl nicht mehr.

Die Kunden können durchaus von dem größeren Angebot profitieren. Allerdings findet sich in Weiterstadt auch viel, was es auch schon in der Innenstadt gibt. Filialisten werden so vielleicht den Rückzug aus der Stadt antreten – wenn im Loop5 sowieso alles besser funktioniert.

Profitieren sollte auch die Lokalzeitung am Ort. Endlich werden die P&C-Beilagen auch über das Darmstädter Echo gestreut. Druckaufträge vom Center-Management hat man sicher auch schon in der Tasche. Die Abhängigkeit der Zeitung vom Einzelhandel wird so aber noch größer. Wirklich kritische Berichterstattung dürfte ausbleiben. Die Zeiten für die Medienbranche sind zu hart, als dass man sich für Qualitätsjournalismus das Anzeigengeschäft kaputt machen würde.

In Weiterstadt, einer 25000-Einwohner-Stadt, über die viele sagen, dort möchten sie nicht tot über dem Zaun hängen, freut man sich. Das ist verständlich. Die Gewerbesteuer fließt dort ganz erklecklich. Einkaufsmöglichkeiten gibt es dort auf der Grünen Wiese reichlich. Media Markt, Segmüller, Metro uvm. haben sich schon die perfekte Verkehrssituation zu Nutze gemacht. Jetzt also auch das Loop5.

Ich sehe das Ganze nicht moralisch. Es ist der Lauf der Dinge. Tatsächlich wurde aus Sicht Darmstadts vieles falsch gemacht. Jetzt kann man nur zusehen, was aus der einst lebendigen Einkaufsstadt wird.

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Bahn-Qualen

Im Moment muss man das Gefühl bekommen, dass die Bahn die Pendler fertig machen will. Sie kämpft an zwei Fronten.

Die zugegeben oftmals auch mutwillig traktierten und damit defekten Toiletten lässt sie nun wohl gar nicht reparieren. Das erkennt man daran, dass sie die temporären gelben Zettelchen mit dem Hinweis, die Toilette sei im Moment außer Betrieb, gegen selbstklebende und deutlich besser gestaltete Aufkleber ausgetauscht hat. Die Ankündigung, man sei um eine rasche Reparatur bemüht, klingt nicht wirklich ehrlich.

Zudem werden die Züge immer voller. Im Moment ist natürlich auch urlaubsfreie Zeit. Aber die Platzverhältnisse werden auf meiner Strecke immer dramatischer – an anderen Orten der Republik ist es sogar noch schlimmer. Es fahren nicht immer mehr Leute Zug, dafür kommen immer weniger Waggons zum Einsatz.

Also: Weitere Preiserhöhungen bei sinkendem Service – irgendwann muss sich das doch sehr gut rechnen. Dann ab an die Börse.

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Orientierung in der Medienwelt

Die Medienrevolution ist in vollem Gange. Die Antworten der Verlage und Journalisten auf die Veränderungen sind unbefriedigend. Der Riss zwischen Traditionalisten und Visionären des Medienkonsums geht mitten durch die Gesellschaft. Zweifelsohne hat diese Grenze etwas mit dem Alter zu tun – die Digital Natives wachsen rasch heran.

Die Traditionalisten sagen oft mit weinerlicher Stimme, in ihren romantischen Gedanken und Gefühlen verhaftet, dass die Zeitung doch niemals von der Bildflächen verschwinden wird, ja darf. Es handele sich doch um ein Kulturgut. Die Arbeit von professionellen Journalisten gebe Halt und Orientierung. Die Filterfunktion sei so wichtig, notwendig und wertvoll, darüberhinaus spare sie Zeit.

Filterfunktion und Qualitätsjournalismus sind auf dem Rückzug. Die klassischen Medien, allen voran die Printmedien, befinden sich in einer Todesspirale. Ihre Geschäftsmodelle funktionieren weitgehend nicht mehr bzw. es ist absehbar, dass es damit dem Ende zugeht. Das Internet wird beschimpft, es sei schuld an der Malaise, da die Kultur, dass Inhalte kostenlos verfügbar sind, geistiger Arbeit den Garaus macht. Die Vorwürfe bringen aber niemanden weiter. Besser wäre es, seine Kraft zusammenzunehmen und seinen Platz in der neuen Welt zu suchen.

Statt dessen werden Medien unglaubwürdiger, weil sie immer abhängiger von Anzeigenkunden werden. Man stelle sich in einer Regionalzeitung kritische Stimmen über unfähigen Einzelhandel oder Konsumterror vor. Wenn sich dann Aldi, Lidl, Schlecker und ein paar örtliche Einzelhändler als Inserenten zurückziehen würden, ginge in den Redaktionen nach wenigen Monaten das Licht aus.

Noch schlimmer ist die Abhängigkeit der Redaktionen von Pressestellen und PR-Agenturen. Seitdem der Journalismus Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist, beschäftigt man sich mit der Frage, wieviel Prozent des redaktionellen Contents auf Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen, Gebietskörperschaften, Verbänden, Vereinen und NGO zurückgeht. Die Werte sind erschreckend – und die Abhängigkeit wird immer größer. Immer kleinere Redaktionen müssen Platz und Zeit füllen. Da ist es doch viel einfacher auf das Vorgegebene zurückzugreifen, als selbst Themen zu identifizieren. Auch dieser Tatsache sind sich informierte Mediennutzer bewusst. Wieso soll er sich also nicht die Darstellung und die Kommentierung von verschiedenen Bloggern zur Meinungsbildung heranziehen? Es gibt wirklich nur sehr, sehr wenige Argumente, die dagegen sprechen.

Früher hat man gern das Schlagwort Lost in Cyberspace in den Mund genommen. All jene, die sich seinerzeit erst kurz mit dem Internet beschäftigt haben, haben geklagt, man würde sich schlecht im Netz zurechtfinden. Das Geklicke habe einen in die Tiefen der Hypertext-Strukturen gezerrt. Nicht zuletzt intelligente Such-Techonolgien haben dieses Thema deutlich aus dem Fokus verdrängt. Digital Natives bewegen sich ganz intuitiv durch die digitale Welt. Es dürfte keine Frage unbeantwortet, keine Suche erfolglos bleiben.

Dazu kommt noch, dass die Digital Natives sehr genau wissen, was sie suchen und damit auch Techniken entwickeln, das Gesuchte effizient zu finden. Tatsächlich suchen die Menschen heute viel mehr Informationen, als die klassischen Medien in der Lage sind vernünftig aufzuarbeiten. Wie heißt es so schon im Medienjargon? Special Interest Titel. Zu special dürfen die Interessen dann aber auch nicht sein. Das Leben wird feiner, Details werden wichtiger, spitze Informationen sind mehr gefragt denn je.

Der Long Tail ist wesentlicher Bestandteil des Lebens. Damit trifft das auch auf Hobbys und Interessen zu. Die dezentralen Informationen des weltumspannenden Netzwerks unterstützen sogar das Ausprägen von Themen, wie es früher gar nicht möglich gewesen wäre.

Unter dem Strich gibt es also eine Reihe von Entwicklungen, die gegen die klassischen Medien – allen voran Print – sprechen. Am dramatischsten ist, dass eben die Argumente, die für die Nutzung von Zeitungen und Zeitschriften angeführt werden, immer mehr an Bedeutung verlieren. Dieser Trend ist kaum aufzuhalten. Die Auflagenzahlen gehen runter, im Moment bleiben die Anzeigenkunden aus, Redaktionen werden verkleinert, Qualität ist Anspruch aber nicht immer Wirklichkeit, der Leser merkt dies und die Auflagenzahlen schwinden weiter. Und schon geht das Ganze von vorne los – und dann kommt noch die disruptive Wirkung des Internets hinzu. Die Lage ist mehr als ernst.

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Letzte Gedanken

Eigentlich wollte ich mir keine Gedanken mehr zu Michael Jackson und der Hysterie um seinen Tod machen. Aber mir gehen vor allem Aussagen um sein musikalisches Genie durch den Kopf. Irgendwie arbeitet da eine geheime Macht an einem Mythos.

In den Hitparaden sind wieder zig Songs von Jacko gelistet. Darunter auch solche Grütze wie Black&White beispielsweise. Die wenigen Genie-Streiche von Jackson kann man allemal an zwei Händen abzählen. Einer davon ist sicher Beat it. Und dieser Song lebt aber vor allem von einem Gitarrensolo, für das Jacko nun wirklich nichts kann. Eingespielt wurde es von Eddie van Halen, der hier quasi das Tapping-Solo erfunden hatte. Das ist wahrlich genial. (Übrigens: Auch er ist durch ein tiefes Tal geschritten. Zu lange zu viel Alkohol und Zigaretten macht Krebs. Bei ihm war es Zungenkrebs. Das Thema ist wohl durch. Er hat nochmal Glück gehabt.)

Ich bin nur ein Laie – aber bei Musik sind mir zwei Dinge besonders wichtig: Authentizität und Inspiriertheit. Und auch da hatte ich am Wochenende interessante Erkenntnisse vor dem Hintergrund der Jacko-Mania.

Zum einen habe ich Jazzmatazz Volume I aus dem Jahre 1993 gehört. Das ist mal wirklich inspirierte Musik. Rapper Guru hat dazu zig Musiker eingeladen. Das Album strotzt nur so vor Ideen und Spielfreude. Am Samstagabend zeigten sich von der untergehenden Sonne umwerfend schön eingefärbte Wolkenformationen am Himmel. Im Internetradio hatte ich einen Klassikrock-Sender eingeschaltet. Unter anderem liefen dort Dust in the Wind von Kansas und Blinded by the Light von Manfred Mann’s Earth Band. Großartige Kompositionen, hervorragende Arrangements.

Liebe Jacko-Maniacs. Hört Euch diese Musik an, dann wisst ihr, was musikalisches Genie ist. Lasst dem Mann seine Ruhe. Er ist nur einer unter vielen.

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Free for free

Das neue Buch von Wired-Chefredakteur Chris Anderson ist ab morgen erhältlich, physisch. „Free: The future of a radical Price“ ist als Hörbuch, also als Datei kostenlos im Netz zu bekommen. Das ist konsequent. War aber auch irgendwie zu erwarten. Das Werk wird sicher ebenso zu einem Standardwerk in der neuen Welt werden wie „The Long Tail“.

Ich habe es bei Amazon gerordert und werde mich gebührend dazu auslassen. Hier spricht aber erstmal der Meister persönlich:

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Kabelhölle

Es wird einmal Zeit ein paar Worte über den Kabelnetz-Betreiber Unitymedia zu verlieren. Hier zeigt sich wie weit entfernt vertriebsorientierte Unternehmen vom Kunden sein können.

Zum Glück gehört Fernsehen für mich nicht mehr zu den lebensnotwendigen Dingen. Die Zeit mit und für die Glotze ist beschränkt. Mit ist auch schleierhaft, wie jemand nur glücklich sein kann, wenn er die Wahl aus 300 Programmen hat. Okay, es werden viele Nischen besetzt – ist auch irgendwie Long Tail.

Ich habe einen digitalen Kabelanschluss – und stehe noch dazu. Mir sind die digitalen Programme der öffentlich-rechtlichen Sender wichtig. Überhaupt ist der Fernsehkonsum in unserem Haushalt zu 98% öffentlich-rechtlich – auch dazu stehe ich.

Nun zu Unitymedia: Im Schnitt flattern sicher fünf Werbeschreiben pro Monat dieses Unternehmens in unseren Briefkasten. Verkauft werden sollen neue digitale Programmpakete oder Telefon und Internet via Kabel. Zeitweise gab es auch Telefon-Terror. Die Vertriebsmannschaft will den Leuten Zeug aufschwätzen, das sie gar nicht wollen.

Das alles wäre noch mehr oder weniger zu verschmerzen, wenn wenigstens der Service und die Qualität der Leistung stimmen würde. Allerdings ist das Unternehmen noch nicht einmal in der Lage, Signale in die Haushalte zu bringen, die dauerhaft vernünftigen, digitalen Fernsehgenuss ermöglichen. Die Signale der Abo-Programme sind gut bis perfekt. Aber das interessiert mich nicht. Ich will schlicht und einfach, dass die Qualität des Produktes, das ich bezahle, in Ordnung ist.

Natürlich habe ich auch schon mit Call Center Agents gesprochen. Aber: Entweder man kommt nicht an die richtigen Leute, oder es passiert nichts – bis zur nächsten Programmverschiebung. Wenn man Glück hat, ist eine Verbesserung der Signalqualität inkludiert – wenn man Pech hat, wird alles noch schlimmer. Dazu kommt noch, dass der Digitalreceiver, der von Unitymedia zu Verfügung gestellt wird, eine äußerst mäßige Qualität hat. Er hängt sich ständig auf.

Wäre ich ein TV-Junkie, würde mich wahrscheinlich das gleiche Schicksal ereilen. So bleibt mir nur, bei nächster Gelegenheit auf Satellitenempfang umzuschalten.

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Der King ist tot

Ja, der King of Pop ist tot. Ja, er hat eine Phase der Geschichte der Pop-Musik mitgeprägt. Ja, er hat einige ganz unterhaltsame Pop-Songs interpretiert. Punkt.

Michael Jackson ist gestorben – und die Medien laufen Amok. 50 Jahre alt ist er nur geworden. Es war ja noch so jung. Er war doch allein für die Erziehung seiner drei Kinder verantwortlich. Es ist alles so unerwartet.

Der Mann war krank. Psychisch, körperlich. Er hat Raubbau an seinem Körper getrieben. Jetzt sprechen die „Fachleute“ von einem unerwarteten Ereignis. Herzstillstand. Zuletzt hieß es, es könnte Medikamentenmissbrauch im Spiel sein. Das sagt doch schon alles. Wahrscheinlich ist er mit dem Stress nicht klar gekommen. Schließlich wollte er ein großes Comeback auf der Bühne feiern. Daraus wird jetzt nichts – und in einem Jahr findet das ach kaum einer noch schlimm.

Am meisten widert mich an, dass jetzt ein Mythos vom alleinerziehenden fürsorglichen Vater zusammengebastelt wird. Wer’s glaubt, wird selig. Ich sage nur Neverland-Ranch und Affenliebe.

Ich hoffe, dass das Thema schnell wieder aus den Medien verschwindet. Die Radiosender sollen ein paar mehr Jacko-Songs spielen und sich das Gelaber sparen.

Gestern hat sich auch an einer anderen Geschichte der Medien-Wahnsinn gezeigt. In allen Nachrichtensendungen stand der Verlust des Weterbetitels des Dresdner Elbtals ganz oben auf der Agenda. Das ist eigentlich nicht mehr als eine Nachricht. Aber ARD und ZDF haben daraus ein Drama gemacht. Lächerlich. Ein Ziel wurde erreicht: Harte Berichte wie zur Wirtschaftskrise oder der Lage in Iran wurden zugekleistert. Soviel zum Thema Agenda Setting.

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