Letzte Gedanken

Eigentlich wollte ich mir keine Gedanken mehr zu Michael Jackson und der Hysterie um seinen Tod machen. Aber mir gehen vor allem Aussagen um sein musikalisches Genie durch den Kopf. Irgendwie arbeitet da eine geheime Macht an einem Mythos.

In den Hitparaden sind wieder zig Songs von Jacko gelistet. Darunter auch solche Grütze wie Black&White beispielsweise. Die wenigen Genie-Streiche von Jackson kann man allemal an zwei Händen abzählen. Einer davon ist sicher Beat it. Und dieser Song lebt aber vor allem von einem Gitarrensolo, für das Jacko nun wirklich nichts kann. Eingespielt wurde es von Eddie van Halen, der hier quasi das Tapping-Solo erfunden hatte. Das ist wahrlich genial. (Übrigens: Auch er ist durch ein tiefes Tal geschritten. Zu lange zu viel Alkohol und Zigaretten macht Krebs. Bei ihm war es Zungenkrebs. Das Thema ist wohl durch. Er hat nochmal Glück gehabt.)

Ich bin nur ein Laie – aber bei Musik sind mir zwei Dinge besonders wichtig: Authentizität und Inspiriertheit. Und auch da hatte ich am Wochenende interessante Erkenntnisse vor dem Hintergrund der Jacko-Mania.

Zum einen habe ich Jazzmatazz Volume I aus dem Jahre 1993 gehört. Das ist mal wirklich inspirierte Musik. Rapper Guru hat dazu zig Musiker eingeladen. Das Album strotzt nur so vor Ideen und Spielfreude. Am Samstagabend zeigten sich von der untergehenden Sonne umwerfend schön eingefärbte Wolkenformationen am Himmel. Im Internetradio hatte ich einen Klassikrock-Sender eingeschaltet. Unter anderem liefen dort Dust in the Wind von Kansas und Blinded by the Light von Manfred Mann’s Earth Band. Großartige Kompositionen, hervorragende Arrangements.

Liebe Jacko-Maniacs. Hört Euch diese Musik an, dann wisst ihr, was musikalisches Genie ist. Lasst dem Mann seine Ruhe. Er ist nur einer unter vielen.

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Der King ist tot

Ja, der King of Pop ist tot. Ja, er hat eine Phase der Geschichte der Pop-Musik mitgeprägt. Ja, er hat einige ganz unterhaltsame Pop-Songs interpretiert. Punkt.

Michael Jackson ist gestorben – und die Medien laufen Amok. 50 Jahre alt ist er nur geworden. Es war ja noch so jung. Er war doch allein für die Erziehung seiner drei Kinder verantwortlich. Es ist alles so unerwartet.

Der Mann war krank. Psychisch, körperlich. Er hat Raubbau an seinem Körper getrieben. Jetzt sprechen die „Fachleute“ von einem unerwarteten Ereignis. Herzstillstand. Zuletzt hieß es, es könnte Medikamentenmissbrauch im Spiel sein. Das sagt doch schon alles. Wahrscheinlich ist er mit dem Stress nicht klar gekommen. Schließlich wollte er ein großes Comeback auf der Bühne feiern. Daraus wird jetzt nichts – und in einem Jahr findet das ach kaum einer noch schlimm.

Am meisten widert mich an, dass jetzt ein Mythos vom alleinerziehenden fürsorglichen Vater zusammengebastelt wird. Wer’s glaubt, wird selig. Ich sage nur Neverland-Ranch und Affenliebe.

Ich hoffe, dass das Thema schnell wieder aus den Medien verschwindet. Die Radiosender sollen ein paar mehr Jacko-Songs spielen und sich das Gelaber sparen.

Gestern hat sich auch an einer anderen Geschichte der Medien-Wahnsinn gezeigt. In allen Nachrichtensendungen stand der Verlust des Weterbetitels des Dresdner Elbtals ganz oben auf der Agenda. Das ist eigentlich nicht mehr als eine Nachricht. Aber ARD und ZDF haben daraus ein Drama gemacht. Lächerlich. Ein Ziel wurde erreicht: Harte Berichte wie zur Wirtschaftskrise oder der Lage in Iran wurden zugekleistert. Soviel zum Thema Agenda Setting.

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