Gelesen 1

Warum kommt gelesen 2 vor gelesen 1? Ganz einfach: Es gibt Bücher, die sind interessant und lassen sich besser lesen. Andere wiederum sind öd und sind quasi unlesbar.

Ich habe mich nun über Wochen durch Pascal Merciers (eigentlich Peter Bieri) Werk „Nachtzug nach Lissabon“ gequält. Ich hatte bereits in einem früheren Beitrag einen Zwischenstand beschrieben. Leider ist es für mich nicht besser geworden. Gern würde ich von jemandem noch genauer erklärt bekommen, warum ihm diese Werk über langweiligen Altsprachler aus der Schweiz gefallen hat. Am ermüdendsten sind die Passagen, in denen aus den Werken des Arztes und „Philosophen“ Amadeu de Prado zitiert wird.

Ich habe es durchgezogen – habe es aber auch manchmal bereut, an meinem Vorhaben festzuhalten, es fertig zu lesen. Der Protagonist ist langweilig – genauso wie sämtliche Figuren (bis auf den griechischen Augenarzt vielleicht, der mich an einen Griechen in Wien erinnerte, der mir zur Begrüßung einen feuchten Kuss auf die Stirn gegeben hat).

Um es kurz zu machen: Das Buch bekommt von mir eine 2. An der 1 kommt es nur vorbei, weil ich einräume, es vielleicht nicht verstanden zu haben.

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Politisch korrekt

Die Schweinegrippe beschäftigt die Medien noch immer – nun ist die Berichterstattung aber weit sachlicher und nüchterner, nachdem klar geworden ist, dass die Krankheit doch nicht so schlimm ist wie zunächst befürchtet.

Ein Thema war zuletzt der Name. Der deutsche Bauernverband hat darum gebeten, die Grippe nicht Schweinegrippe sondern mexikanische Grippe zu nennen, um das Schwein vor einem schlechten Image zu schützen. Was sollen jetzt aber die Mexikaner sagen?

Auf Englisch heißt die Krankheit übrigens swine flu und nicht pig flu. Eine Kollegin, die Halb-Amerikanerin ist, hat ihren Vater gefragt, warum das so ist. Ein Grund: swine klingt wohl besser. Auf leo.org wird das Thema auch diskutiert. Außer den üblichen Beschimpfungen und Anfeindungen der Diskutanten untereinander gibt es nach meinem Kenntinsstand dort noch kein Ergebnis.

Zwei Dinge werden von mir heiß erwartet: Dass keine Menschen mehr an der Schweinegrippe erkranken und die Medien sich dann noch intensiver um die wirklich wichtigen Themen kümmern.

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Schweinegrippe

Ich bin wirklich der letzte, der den Medien eine Macht zuschreibt, die sie wahrscheinlich gar nicht haben. Nichtsdestotrotz gibt es Medienthemen, die sich von der Realität sehr weit entfernen. Manchmal werden dann auch die so genannten Qualitätmedien ihrem Anspruch und Auftrag nicht gerecht, angemessen, hintergründig und umfassend zu informieren. Das hängt dann aber auch mit dem immensen Grundrauschen zusammen, dass alle Medien zusammen genommen erzeugen.

Ich finde die mexikanische Schweinegrippe ist so ein Fall. Erst einige Tage, nachdem das Thema so richtig hoch gekocht ist, wurde gemeldet, dass die Zahl der Opfer in Mexiko doch nicht so hoch war wie zunächst angegeben. Fast zeitgleich wurde berichtet, dass alle Erkrankungen außerhalb Mexikos einen relativ harmlosen Verlauf hatten. Das klingt irgendwie nach einer normalen Grippe. Jährlich sterben in Deutschland mehrere tausend Menschen an der herkömmlichen Grippe. In schlimmen Saisons, wie 1995/96, sind es auch schon einmal 30000.

Also: Die Grippe ist per se gefährlich. Im Moment herrscht Panik. Die Wirtschaftskrise hat Pause. Auch wenn Unternehmen nicht gerade rosige Zeiten erleben. Spaß dürfte im Moment der Pharmazeut Roche haben, der mit Tamiflu täglich in den Medien ist. Ich denke: Aufmerksamkeit hinsichtlich der Schweingrippe ist gut und richtig, Panikmache kann niemand gebrauchen.

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Bayern-Chaos und Digitalien

Da hat doch glatt ein Spaßvogel ein Xing-Profil von Jupp Heynckes mit seinem neuen Arbeitgeber angelegt.

Damit ist das Bayern-Chaos auch in Digitalien angekommen. Klinsmann darf zurück nach Kalifornien. In ein paar Jahren hat er dann die Bayern-Euros verbummelt und heuert wieder bei einem Bundesliga-Club an. Vielleicht wird er ja auch Assistent bei Jogi Löw, wenn dieser die TSG Hoffenheim in Liga 3 betreut.

Die Schwabenpower werden wir auf jeden Fall im deutschen Fußball nicht so schnell los.

(Das Heynckes-Profil ist übrigens schon kurz nach Erscheinen gelöscht worden – die Kontrollmechanismen der Xing-Macher scheinen zu funktionieren, aktualisiert um 14:52)

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Gelesen 2

Der Mann ist viel ‚rumgekommen und zweifelsohne sehr gefragt. Bernd H. Schmitt ist Professor für internationales Business an der Columbia Business School und Chef des Beratungshauses The EX. „Denken Sie endlich XXL“ knallt einem als Imperativ von dem Cover seines aktuellen Buchs entgegen. Der Autor will Managern ins Stammbuch schreiben, dass sie sich trauen, große Ideen zu entwickeln und dabei auch einmal gegen den Strom zu schwimmen. Er gibt Tipps, wie man Ideen oder auch Ideen-Cluster in Unternehmens-Strategien überträgt. XXL-Projekte schreien nach Mut, Leidenschaft und Beharrlichkeit, sagt er – und da hat er wohl recht.

Überhaupt hat er recht, wenn er den mangelnden Mut beklagt. Die Entscheider auf allen Ebenen haben da dieselbe Krankheit. Und mit ihnen auch alle anderen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Besonders interessant in diesem weitgehend typischen Managerbuch mit typischen Floskeln und einer großen Portion Überheblichkeit sind die Ansätze, die sich auf die Weisheit der Vielen von James Surowiecki und den Long Tail von Chris Anderson beziehen. Hier sieht man, dass modernes Management die Umwälzungen, die nicht zuletzt durch das Internet ausgelöst wurden, bereits berücksichtigt. Dazu gehört auch, die Mitarbeiter – und zwar aus allen Bereichen – zur Ideen-Findung heranzuziehen und ihnen auch die Möglichkeit zu geben, Ideen zu entwickeln. Dafür ist natürlich eine entsprechende Unternehmenskultur und -philosophie notwendig. Nicht zu sprechen von kompetenten Führungskräften.

Das Buch ist klar strukturiert und gut lesbar beschrieben. Nicht alles wirkt neu, kommt aber in dem Gesamtpaket schlüssig daher. Die Anekdoten aus dem Leben ergänzen die theoretischen Überlegungen. Manches vermeintliche Erfolgsbeispiel (Second Life) zeigt, dass nicht jedes XXL-Projekt den Gipfel erklimmt. In den USA ist das Buch bereits 2007 erschienen. Die Situation heute ist eine andere als damals. Einige Ergänzungen hat Schmitt für die deutsche Version hinzugefügt – ganz optimal ist das nicht. Andererseits sollte man vielleicht gerade jetzt XXL denken.

Dieses Buch (Redline Verlag, München 2009, ISBN 978-3-86881-024-0, 24,90 Euro (D), 25,60 Euro (A), 47,50 SFR (CH)) bekommt von mir eine 7 (auf einer Skala von 1-Ausschuss bis 10-überwältigend) – vor allem für das Aufrütteln, Mut machen und Anspornen.

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Doch kein Aufschwung

Na, die Nachricht hat eingeschlagen. Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr um 5 bis 6% schrumpfen. Die Politik ist geschockt. Zwei Konjunkturpakete mit einem Umfang von rund 80 Mrd. Euro haben die Krisenwelle nicht stoppen können – Deutschland droht, wie der große Rest der Welt darin zu versinken.

Die Börse hat sich einigermaßen unbeeindruckt gezeigt. US-Unternehmen haben zum Teil recht gute Zahlen vorgelegt. Das hat den Dow Jones ins Plus drehen lassen und dem Dax auch soviel Luft verpasst, dass er deutlich im Plus schließen konnte.

Ich war heute auf einer Investitionsgütermesse für die Textil- und Modeindustrie. Die Stimmung ist sehr gemischt. Noch immer gibt es die Warner, die von einer Krise und dem Gerede darüber nichts wissen wollen. Tatsache ist: In allen Branchen wird es zu einer Marktbereinigung kommen. Wer übrig bleibt, hat gute Zukunftschancen.

Welche Prognosen taugen nun besser: Die Hochrechnungen der Wirtschaftsinstitute oder der Dax als Frühindikator? Sollte jemand dazu eine Meinung haben, sollte er sie kundtun. Ich bin mir noch nicht sicher.

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Althaus

Jetzt ist er also wieder ganz im Leben angekommen. Dieter Althaus hat die Amtsgeschäfte als Ministerpräsident von Thüringen wieder übernommen. Mehr als 100 Tage nach dem Skiunfall, bei dem eine Frau ums Leben kam, ist Alltag für Althaus eingekehrt. In einem obskuren Schnellverfahren wurde in Österreich seine Schuld festgestellt. Eine Mini-Strafe hat ihn dabei ereilt – und jetzt soll wieder alles so sein wie vorher.

Das ist es aber nicht. Es ist falsch, dass Althaus Ministerpräsident bleibt. Er gibt seine Schuld nicht zu, sondern erklärt nur, dass er für schuldig befunden wurde. Er ist rechtmäßig wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Er ist vorbestraft. Er ist CDU-Politiker. Er ist Ministerpräsident. Er will sich wieder zur Wahl stellen.

Man fragt sich, welche Berater der Mann hat. Die CDU in Thüringen hat offenbar eine so dünne Personaldecke, dass sie ohne Althaus nicht kann. Noch ist Zeit für ein Umdenken. Althaus muss sich als Spitzenpolitiker von der Bildfläche verabschieden.

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Silberstreif

Na, was ist denn da los? Aus der Wirtschaft kommen die ersten Signale für eine Besserung. Handelsblatt.com fragt, ob das Ende der Bankenkrise naht. Die Börsen haben sich berappelt und die Tiefststände verlassen.

Was sollen wir davon halten? Die Börsenentwicklung läuft der Konjunktur erfahrungsgemäß etwa ein halbes Jahr vorne weg. Soll es Ende des Jahres tatsächlich schon wieder aufwärts gehen, zumindest in den am stärksten gebeutelten Industrienationen USA und Großbritannien? Der Rest – bis auf wenige Ausnahmen – wird dann schon folgen.

Das wäre schön. Sollte der Aufschwung sich so bald einstellen, dann könnten die Staaten um bedrohliche Inflationsraten herumkommen. Das einzige Problem wären dann wahrscheinlich mittel- und langfristig die hohen Staatsverschuldungen, die über Generationen auf den Volkswirtschaften lasten werden.

Gestern noch war ein Tag voller übler Nachrichten. Achim Preu hat im Darmstädter Echo einen sehr guten Kommentar verfasst, der sich ebenfalls auf den aus Automobilbranchen-Sicht schlimmen Tag gestern befasste. Die üblen Nachrichten von Daimler und Schmitz Cargobull waren da nur die Leuchttürme, die zu Ostern Schlimmes vermuten ließen.

Jetzt kommen dann doch die positiven Anzeichen, die erst noch ein Silberstreif am Horizont darstellen. Vielleicht sind die Konjunkturpakete der Regierungen rund um den Globus richtig kommissioniert worden. Was auch immer der Grund ist: Es ist gut, dass man sich wieder mit guten Dingen beschäftigen kann – ohne dabei die Wachsamkeit außer acht zu lassen.

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Abgewrackt

Es ist falsch. Es ist falsch, dass die Regierung noch mindestens eine Milliarde Euro in die Hand nimmt, um den Kauf von Neuwagen bzw. Jahreswagen zu fördern. Schlecht beraten ist man, wenn man ausgerechnet die Manager von Autokonzernen dazu befragt, wie sie diesen Schritt bewerten.

Es gibt ausreichend Wirtschaftswissenschaftler, die die Wirkung dieser Maßnahme für äußerst fragwürdig halten. Natürlich werden jene Leute, die sich jetzt für den Kauf eines Wagens entscheiden, in den kommenden Jahren als Käufer ausfallen. Natürlich werden die Preise für Gebrauchte nachhaltig sinken. Auch der Wertverlust der jetzt gekauften Autos wird sich entsprechend entwickeln.

Nun geht es heftig auf Wahlkampf zu – und leider bekommt die Politik oftmals recht, wenn sie sich mit kurzfristigen Aktionen profiliert. Die Abwrackprämie ist rausgeworfenes Geld, das leider wieder einmal vom Steuerzahler kommt. Schade, eigentlich.

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n-tv läuft Amok

Heute Abend, 21 Uhr, SWR3-Nachrichten. Es wird eine Eilmeldung verlesen. Der Nachrichtensender n-tv habe gemeldet, dass sich in der Nähe von Hannover ein Amoklauf ereignet hat. Es habe mehrere Tote und Verletzte gegeben. Tatsächlich hat ein Mann seine Frau und eines seiner Kinder umgebracht, weitere Kinder erlitten Schussverletzungen. Am Ende hat sich der Mann offensichtlich selbst gerichtet. Der Mann hat gemordet, ist er deshalb ein Amokläufer?

n-tv hat einen massiven Fehler gemacht, der sicherlich Konsequenzen haben wird. Das Wort Amoklauf ist nur eine Woche nach den Ereignissen von Winnenden und Waiblingen mit besonderer Vorsicht zu gebrauchen. Ganz automatisch zuckt man zusammen.

Ich weiß nur zu gut, wie hoch der Druck ist, möglichst schnell mit einer Nachricht am Markt zu sein. Der Übermut im von n-tv praktizierten Beispiel schadet dem Image der Medien nur noch mehr. Mehr Fingerspitzengefühl wäre angesagt, zumal mit der Schweigeminute und der Aktuellen Stunde im Bundestag der Amoklauf von Winnenden heute noch einmal besonders im Fokus gestanden hat.

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