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Die Deutsche Knigge-Gesellschaft ist im Moment wohl auf der Suche nach dem korrekten Wort für den weiblichen Ober. Hier ist eben nicht klar, wie man sich am ehesten seiner Bestellung nähert, wenn die weibliche Bedienung in einem Lokal die eigene Anwesenheit übersieht. „Hallo“, „Entschuldigung“, „Frau Oberin“: Das sind sämtlich No-Gos. Nur die richtige Anrede haben wir noch nicht gefunden.

Bei den Österreichern ist das anders. Dort heißt es „Herr Ober“ und „Fräulein“. Andere Begriffe werden nicht akzeptiert und im geringsten Fall mit Missachtung der eigenen Person bestraft. Ich habe das während meines einjährigen Aufenthaltes in Wien deutlich gespürt. Und jetzt kann man dies und viele andere Dinge, die man über Österreich wissen sollte in einem unterhaltsam Buch nachlesen. Es heißt „50 einfache Dinge, die Sie über Österreich und die Österreicher wissen sollten“. Geschrieben wurde es von einem Journalisten namens Harald Schume.

In dem Buch mit seinen 50 Kapiteln geht es um Sport (Ski, Formel 1 und Fußball) aber auch um Kultur, Opernball, Salzburg, Falco. Der Österreicher Schume greift alle Klischees auf, die aber tatsächlich so oder so ihre Entsprechung im wahren Leben haben. Mein Wienaufenthalt liegt nun schon einige Jahre zurück – aber an sehr vieles, was mir jetzt in dem Buch wieder begegnet ist, kann ich mich noch sehr genau erinnern.

Schume widmet auch jedem Bundesland ein eigenes, kurzes Kapitel. In wenigen Zeilen schafft er es, die vielfältigen Eigenarten der Menschen in den unterschiedlichen Regionen herauszuarbeiten. Es gelingt ihm, sich gleichzeitig lustig zu machen und trotzdem nicht respektlos zu sein. Das ist bewundernswert.

Das Buch ist sehr gut geschrieben, aber natürlich keine hohe literarische Kunst. Kurzweile ist angesagt. Für Leute, die sich erstmals mit Österreich und den Österreichern beschäftigen wollen (gibt es die Newcomer wirklich?) ist das Buch eine gute Vorbereitung auf das Aufeinandertreffen mit den Einheimischen. Es kann einen auch davor bewahren Fehler zu machen (s.o.). Österreich-Kenner dürfen einfach nur Spaß mit der literarischen Begegnung mit Land und Leuten haben.

Das Buch bekommt von mir 10 von 10 Punkten, weil man ein solches Buch einfach nicht besser schreiben kann.

Harald Schume, 50 einfache Dinge, die Sie über Österreich und die Österreicher wissen sollten, Westend Verlag, Frankfurt, 227 Seiten, 14,95 Euro

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Beraten und verkauft

Dieser Tage ist mir interessanterweise wieder die Visitenkarte eines Finanzberaters in die Finger geraten, über den ich zuletzt häufiger nachdenken musste. Ich musste darüber nachdenken, dass ich mit Unterstützung mir nahe stehender Personen damals zum Glück die richtige Entscheidung getroffen habe.

Der Kollege, damals in Düsseldorf (ich spare mir die Nennung des Instituts, da alle Finanzberater/-optimierer vom gleichen Schlage sind – Gegenstimmen?), wollte mir eine Immobilienfinanzierung auf Basis einer Lebensversicherung aufschwätzen. Beraten wäre 100% der falsche Ausdruck. Die britischen Lebensversicherungen seien sensationell. Die dürften einen viel höheren Aktienanteil im Portfolio haben, als die deutschen Institute. Hier sei alles total überreguliert, totaler Mist.

Nach einigem Zögern meinerseits, zeigte er sein wahres Gesicht, machte deutlich, wie bescheuert man doch sein müsse, wenn man diese Form der Finanzierung nicht dem herkömmlichen Annuitätendarlehen vorziehen würde. Bescheuert, dumm, ahnungslos. Wenn die Leute Dein Geld wollen und bestimmte Ziele erreichen müssen, um ihren Audi TT oder VW Touareg fianzieren zu können, werden sie zu Tieren.

Wir wissen, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Mir ist es zu müßig, nun ganz genau nachzurechnen, was geworden wäre, hätte ich mich damals falsch entschieden. Es wäre sicher nicht sehr gut um mich bestellt. Ich will gar nicht tiefer in die Details gehen. Ich könnte noch einige beleidigende Dinge sagen und sprachliche Attacken fahren. Ist mir aber zu gefährlich, Nichtbeachtung und das Warnen vor solchen typen soll genügen.

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