Vor einiger Zeit wurde das Webangebot vom Darmstädter Echo relauncht und an das Layout der Verlagsgruppe Rhein-Main angeglichen. Das alte Angebot war veraltet und sicher nicht optimal. Dass das neue Angebot aber nicht so recht funktioniert (trotz responsive design), zeigen die IVW-Zahlen recht eindrucksvoll. Im Vergleich zum September 2014 sanken die Page Impressions im vergangenen Monat um 42 Prozent. Bei den Visits wurden gar rund 47 Prozent eingebüßt. Ein Grund ist sicher, dass die Hürde für die freie Nutzung des Angebots (ohne Registrierung und Kosten) von zehn auf fünf Artikel reduziert wurde. Zudem wurde das Verfahren sicherer gemacht, um eine übermäßige Nutzung von einem Rechner aus zu verhindern. Man darf gespannt sein, welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Reichweitenverlust auszugleichen.
Schlagwort: Darmstäder Echo
Halbe Zeitungswahrheiten
Kürzlich hat die IVW die Auflagenzahlen der Tageszeitungen für das zweite Quartal veröffentlicht. Die Auflagen gehen im Prinzip seit Jahren zurück, ein Bodensatz ist nicht in Sicht. Interessant ist nach der Veröffentlichung der letzten Zahlen immer, wie sich die Medien jene Zahlen heraussuchen, die ihnen am besten in den Kram passen. Die überregionalen Zeitungen hauen sich gegenseitig auf die Nasen.
Aber auch die Regionalzeitungen spielen kräftig mit beim Schönfärben. Im Darmstädter Echo vom Wochenende war zu lesen, dass die Auflagen der großen Zeitungen im Schnitt erheblich zurückgehen. In einem separaten Text darunter hieß es, dass das Echo seine Marktführerschaft in Südhessen behält.
Aha. Dort fällt kein Wort darüber, dass auch die Auflage des Echo zurückgegangen ist. Die Druckauflage am Samstag fiel in der Kernregion Darmstadt und Darmstadt-Dieburg im Vergleich zum Vorquartal von 70867 auf 70095, um einfach einmal eine Zahl zu nennen. Wenn man nun weiß, dass das Echo ein Monopol in der Kernregion hat, dann kann es nicht verwundern, wenn die Marktführerschaft erhalten wurde. Schließlich hätte schon ein Phönix aus der Asche kommen müssen, um die Nummer eins in dieser Region zu werden.
Mich stört daran, dass es gerade im Kontext mit der Meldung darüber ein offenes Wort über den Rückgang der Auflage der eigenen Zeitung sicher nicht geschadet hätte. Schließlich sind die IVW-Zahlen für jeden einsehbar. Diese Vertuschung könnte also jedem auffallen. Gerade in diesen Zeiten ist das Bedürfnis nach Ehrlichkeit von Politik, Unternehmen und Medien besonders groß. Mich wundert, dass letztere nicht über ihren eigenen Schatten springen können und mit offenen Karten ihren Leser entgegentreten. Das verlangen die Medien ja auch von Politik und Wirtschaft beispielsweise.
Und zur allgemeinen Entwicklung: Wie tief dürfen die Auflagenzahlen der einzelnen Zeitungen maximal sinken, damit noch qualitativ hochwertige Zeitungen produziert und gedruckt werden können? Oder ist in einzelnen Fällen diese Grenze bereits überschritten?