Gelesen 1

Nun ist es nicht so, dass ich nicht schon mehr Bücher gelesen hätte. Gerade in diesem Jahr hab ich schon einige Krimis und andere Romane verschlungen. Man kann sagen, dass ich das Lesen wiederentdeckt habe. Das trifft übrigens auch auf Zeitungen und Zeitschriften zu, denen es im Moment sehr dreckig geht. Leider werde ich mit meiner akuten Lesewut keinen Titel retten können. Aber ich gehe doch zumindest mit gutem Beispiel voran und tue damit auch noch etwas für meinen Geist.

Das erste Buch, das ich seit der ernsthaften Aufnahme dieses Blogs fertig gelesen habe, ist die Philosophie-Einführung „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ von Richard David Precht. Tatsächlich ist es, so wie es auch die Rezensenten der Republik beschrieben haben, eine der zugänglichsten Einführungen in eine Vielzahl der wichtigsten Fragen des Lebens. Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und verfolgt einen interdisziplinären Ansatz. Psychologie, Hirnforschung und Biologie kommen nicht zu kurz. Auf dem Klappentext steht ein Zitat von Elke Heidenreich: „Wenn Sie das Buch lesen, haben Sie den ersten Schritt auf dem Weg zum Glück schon getan.“ Diese Aussage muss aus dem Zusammenhang gerissen worden sein. So trifft die Aussage sicher nur auf die letzten drei Kapitel zu. So wie der Titel lässt auch dieses Zitat die Erwartungen in die falsche Richtung schweifen. Wir haben es hier nämlich nicht mit einem Selbsthilfe-Buch, sondern einer gut lesbaren wissenschaftlichen und dementsprechen sachlichen Abhandlung zu tun. Und weil ich mir nur Teile der Grundzüge unterschiedlicher Philosophien merken konnte, bekommt auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut) 7 Punkte.

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Unternehmer

Gute Ideen und Engagement führen zu Erfolg. Das ist wohl so. Ich war heute bei einem sehr interessanten Unternehmen. Im Krause-Outlet in Huchem-Stammeln finden Schnäppchenjäger, die sich gern in neue Klamotten hüllen. Alles begann mit einem Second-Hand-Laden in Düren. Später kam dem diplomierten Chemiker Erwin Krause die Idee, sich als Resteverwerter von Mode zu verdingen. Seite 33 Jahren kauft er Ware ein, die Insolvenzverwalter verscherbeln, die Unternehmer wegen Geschäftsaufgabe abstoßen und die im Handel regulär keinen Käufer mehr findet.

Seit dreieinhalb Jahren gibt es nun ein 3000 m² großes Geschäft, in dem vor allem samstags die Hölle los ist. Technische Finesse: Das Schaufenster ist dynamisch. Mehrere hundert Teile werden von einer Hängeförderanlage, direkt vor der Nase des Betrachters präsentiert. Der Clou: Es gibt die Möglichkeit, die Ware aus dem Schaufenster heraus zu kaufen. In dem Gewerbegebiet finden sich für die 24-Stunden-Einkaufsmöglichkeit noch nicht sehr viele Kunden. Eine Anwendung der Technologie auf einer Einkaufsmeile mit hoher Kundenfrequenz auch außerhalb der Öffnungszeiten könnte da schon mehr Erfolg haben. So hat Krause nun mit der Vermarktung der Idee begonnen. Auch das könnte funktionieren.

Ein echter Unternehmer lässt sich eben nicht beirren.

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Doofe Lehrer?

Da kocht wieder einmal etwas hoch. Deutschland ist Bildungsnotstand-Land. Und weil es so schön einfach ist, haut man wieder einmal ein bisschen auf die Lehrer drauf – und eigentlich auch wieder nicht.

Wieder einmal ist es die Politik, die es sich besonders leicht macht. Wenn man lesen muss, dass Thomas Volk, Landesvorstand der CDU in Baden-Württemberg, fordert, dass Lehrer mindestens ein Abi-Schnitt von 2,0 benötigten, um zum Lehramtsstudium zugelassen zu werden, dann ist das in letzter Konsequenz verlogen, heuchlerisch und hohl. Lehrer sind in der Regel nicht doof, und im Schnitt sicher nicht doofer als Politiker.

Im in dieser Frage überholten und unzeitgemäßen Föderalismus sind es nämlich vor allem die Landespolitiker und -fürsten, die mit ihrem Gefolge vor allem in Form der Kultusminister für eine mutmaßlich unzureichende Schulbildung verantwortlich sind. Viele Jahre lang hat man den Lehrer-Beruf unattraktiv gemacht, in dem die Arbeitszeiten verlängert wurden und die Klassen immer weiter gewachsen sind. Zudem muss den Eltern klar gemacht werden, dass sie für den Lernfortschritt ihrer Kinder genauso verantwortlich wie die Kinder selbst. Jetzt steht man vor dem Scherbenhaufen und will sich den Schuh nicht anziehen, den man selbst gekauft hat.

Nicht jammern, sondern machen. Das gilt in dieser Frage ganz besonders und vor allem für Bildungspolitiker. Richtige Schritte wären beispielsweise die Vereinheitlichung der Lehrer-Ausbildung, Abschaffung des Föderalismus in Bildungsfragen und die Verkleinerung der Klassenstärken in allen Schulformen. Das Bildungssystem hat einen Schaden und nicht primär die Lehrerschaft. Hohles Politikergerede und -lamentieren hilft nicht. Und nur weil einige behaupten, das Image der Lehrer verbessere sich langsam, muss das noch lange nicht so sein.

Aber eines ist auch klar: Journalisten und Politiker stehen auf der Image-Skala noch schlechter als die Pädagogen da.

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Elfer gepfiffen – und nichts gemerkt

Kennt hier jemand Philipp Grothe? Das ist der Chef der Sportvermarktungsagentur Kentaro. Er ist der Meinung, dass man mit Fußball noch viel mehr Reibach machen könnte, wenn die Turbokapitalisten nur gelassen würden. In der aktuellen FAS hat er sich entsprechend geäußert.

Klar, er muss so sprechen – allerdings hat er wohl noch nicht ganz begriffen, dass der Elfer bereits gepfiffen wurde.

Die Krise wird mehr und mehr zur Medienkrise. Die absurden Preise für Übertragungsrechte, die vor allem die Kohle in die Kassen der Klubs und vor allem auch der Rechtevermarkter spülen, werden bald Geschichte sein. Seine Agentur hat unter anderem die Premier-League-Klubs Arsenal, Chelsea und Manchester City unter Vetrag. Die Vereine sind in der Regel hochverschuldet, aber da der auf der Insel gespielte Fußball ein Premium-Produkt ist, gibt es auch noch reichlich zahlungskräftige Mäzene, die Geld in die Hand nehmen wollen, um sich ihren Klub zu halten. Doch so langsam sitzt der Mammon nicht mehr ganz so locker. Dazu kommt: Gerade in Großbritannien ist die Krise schon längst heftig angekommen. Wir hier auf dem Festland können bislang nur ahnen, wie es bei uns weitergeht.

Gern würde er auch mit deutschen Klubs mehr Geld verdienen und proagiert den Einstieg von Investoren bei den deutschen Vorzeige-Vereinen. Im Moment sind hierzulande aber nur Minderheitsbetiligungen möglich – und das interessiert einen Turbokapitalisten wenig.

Noch einmal zur Erinnerung: Turbokapitalismus ist gerade nicht so sehr In. Das schlimme ist, er könnte es wieder werden. Das Erinnerungsvermögen reicht oft leider nicht mehr sehr weit zurück, wenn einem erst die Dollar- und Pfund-Zeichen in den Augen blinken. Sollte es doch anderes kommen, wünsche ich Herrn Grothe viel Spaß und Erfolg mit seinem Business.

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Stimmung

Wie ist die Stimmung da draußen eigentlich wirklich? Die Medien sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, sie seien teilschuld an der Krise. Da ist sie also wieder, die These von der Übermacht der Medien. Tatsache ist doch, dass die Menschen den Anspruch haben mündig zu sein und Informationen, die auf sie einströmen reflektieren zu können. Es ist natürlich extrem bequem, einen Schuldigen für die Situation zu haben. Es ist nicht die eigene Unfähigkeit, es ist auch nicht des Missmanagement in einem Unternehmen, es sind auch nicht die unmotivierten Mitarbeiter, es sind nicht die Wall Street-Banker, es sind auch nicht die Renditevorderungen von Vorständen, Aufsichtsräten und Aktionären. Nein, es sind die Medien. Gern macht man es sich einfach. Das trifft auf jeden zu, da kann sich niemand ausnehmen. Aber bei Entwcklungen dieses Ausmaßes dürfte man etwas mehr auf den Intellekt des Menschen vertrauen.

Für alle Medienhasser gibt es ein interessantes Projekt der Fachzeitschrift Computerwoche. Sie hat die aktuelle Ausgabe geopfert, um ein Heft gegen die Krise zu produzieren – „Neu booten: Denn Krise ist, was wir draus machen“. Inhaltlich und optisch ist das wirklich ein herausragender Versuch, einmal etwas anderes zu wagen und zudem zu zeigen, dass die Medien nicht die Madigmacher der Nation und der Welt sind.

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long tail

Ich weiß, ich bin gnadenlos zu spät. Aber eigentlich ist es nie zu spät, dieses Buch zu lesen. The Long Tail von Chris Anderson ist revolutionär. Eigentlich besteht seine Leistung nicht darin, eine neue Wissenschaft zu begründen. Er stellt ja nur dar, wie die moderne Welt aussieht und aussehen wird. Es ist auch nicht nur das Wirtschaftsleben, das sich ändert. Die Auswirkungen der Prozesse, die Anderson beschreibt, gehen viel tiefer. Es geht um Medien, es geht um Bildung, es geht um das Zwischenmenschliche. Wer permanent an den Thema und dem Autor dranbleiben will, dem sei der Blog longtail.com ans Herz gelegt.

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Banken und mehr

Na jetzt ist die Finanzbombe ja doch noch explodiert. Wie hoch wurde das US-Bankenwesen immer gelobt. Jetzt hat die Subprime-Krise doch ein Opfer nach dem anderen gekostet. Es steht zu befürchten, dass die Malaise eine Fortsetzung findet. Jetzt haben auch die Börsen weltweit noch ihr Fett weg bekommen. Die Fragen: Wie lange dauert die Krise an, wann schlägt sie wirklich auf den Konsum durch, wird die Weltordnung dadurch nicht doch ein wenig in ihren Festen erschüttert?

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