Gehe zurück zum Lokalen
Ich bin nun seit einigen Wochen wieder einmal temporärer Dauerleser der Frankfurter Rundschau. Heute nun hat das Blatt seit seinem Relaunch und dem Umstellen auf das Tabloid-Format eine erste strukturelle und inhaltliche Anpassung vorgenommen. Am auffälligsten ist dabei: Man besinnt sich auf das Lokale.
Damit wird ganz offiziell, was sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hat. Die überregionale Bedeutung der FR ist nun endgültig vorbei. Vor 18 Jahren zählte die Rundschau noch zu den Pflichtblättern, wenn wir im Publizistikstudium eine Inhaltsanalyse mit überregionalen Blättern machen mussten. Doch auch damals war schon klar: Die Zeitung musste um diese Position kämpfen. Heute müssen die Studenten sicher nicht mehr die FR auswerten, wenn sie Medienwirkung und den Einfluss der Berichterstattung auf Wahlentscheidungen untersuchen wollen.
Einen überregionalen Anspruch hat die FR aus meiner Sicht noch im Politikteil und im Feuilleton. Die Bereiche Wirtschaft und Sport kommen mit großem Abstand. Allenfalls die Berichterstattung über Eintracht Frankfurt ist in letzterem Ressort noch zitierfähig – aber das ist ja dann eigentlich auch nur Lokalberichterstattung.
Den regionalen Serviceteil inklusive Fernsehprogramm hat man in ein separates, geheftetes Buch ausgegliedert. Die Lokalteile hat man durch eine Etablierung mehrerer Lokalausgaben gestärkt und damit auch wieder sichtbarer gemacht. Interessant: Beim wirtschaftlich sicher such irgendwie notwendigen Zusammenstreichen der Stellen in der FR-Redaktion vor einigen Jahren sind vor allem die lokalen Standorte, allen voran Darmstadt und Darmstadt-Dieburg, betroffen gewesen. In diesen Bereichen lässt man sich vom Darmstädter Echo beliefern, womit es hier leider nicht zu einer Meinungsvielfalt kommt. Schade, dass der FR der lange Atem gefehlt hat, dem Echo echte Konkurrenz zu machen. Auch der Platzhirsch ist in den vergangenen Jahren deutlich schwächer in seinem Heimatbereich geworden. Chance vertan.
Ich halte die Rundschau für eine trotz aller schwierigen Umstände für eine recht gute Zeitung. Auch das Tabloid-Format ist absolut in Ordnung. Die Besinnung auf die Region ist korrekt. Damit nähert man sich der Wahrheit auf dem Zeitungsmarkt in Rhein-Main an. Am Ende sind es ja doch die Leser, die über Wohl, Wehe und Zukunft einer Zeitung entscheiden. Für den Bereich um Darmstadt herum würde ich mir – auch als Ergebnis aus Gesprächen mit anderen Leidensgenossen – wünschen, dass die FR auch hier wieder eine eigene Präsenz aufbaut und einen ernstzunehmenden Darmstadt und Darmstadt-Dieburg-Teil etabliert. Dann könnte man auch von einem temporären zu einem Dauerleser werden.
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