Ausbildung und dann?

„Bringen Sie Farbe in Ihre Karriere und füllen Sie den Bewerberbogen aus“: Das steht in der Anzeige, die für ein Volontariat bei den G+J Wirtschaftsmedien wirbt. G+J Wirtschaftsmedien? Das ist doch der Zusammenschluss von FTD, Capital, Impulse und Börse Online? Zentralredaktion? Stellenabbau? Ganz richtig, auf die Volo-Ausbildung will man also nicht verzichten. Löblich, könnte man meinen. Es gibt zudem sicher schlechtere Ausbildungsbetriebe für Wirtschaftsjournalisten/-redakteure.

Aber was geschieht nach der Ausbildung? Der Beruf des Journalisten ist wie kaum ein zweiter Beruf von der disruptiven Wirkung des Internets betroffen. Der Journalismus befindet sich in einer Sinnkrise – jeder einzelne Journalist, wenn er ehrlich ist, ebenso. Kann man jungen Leuten den Schritt in den professionell betriebenen Journalismus guten Gewissens empfehlen?

Wie sieht das Ganze aus Sicht der ausbildenden Verlage aus? Volontäre sind super für die Unternehmen. Sie sind billig, einsatzbereit, meist gut vorgebildet. Sie neigen zur Selbstausbeutung – dann muss das der Arbeitgeber nicht machen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Aussichten für junge Redakteure nicht gerade rosig sind, werden sie sich im Job noch mehr engagieren. Zudem können die Verlage heucheln: Wir tun doch etwas für die jungen Leute, indem wir sie ausbilden. Im Falle der ausgeschriebenen Volontariate wird das Interesse riesig sein. Also: Irgendwo sind die jungen Leute auch selbst schuld, wenn sie sich in die Sinnkrise stürzen wollen. So kann man es eben auch sehen.

Der Markt ist voll von Journalisten mit viel Erfahrung, guter Ausbildung und großem Fachwissen. Es sind viel mehr Journalisten unterwegs als benötigt werden. Ich finde, es wäre konsequent und ehrlicher, wenn die Verlage zusätzlich zu Einstellungsstopps auch Ausbildungsstopps verkünden würden. Eine Ausbildung heute kann noch so gut und umfassend sein – am Ende wird sie aber am Bedarf vorbei erfolgen. Nicht nur quantitativ gibt es ein Ungleichgewicht, auch qualitativ passt einiges nicht zusammen. So sind wir heute nur ganz vage in der Lage zu sagen, was der Durchschnitts-Journalist in fünf Jahren arbeiten wird. Klar ist: Der reine Print-Redakteur wird eine Ausnahme-Erscheinung werden. Ist es dann sinnvoll, sich zu einem Print-Journalisten ausbilden zu lassen?

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Autojammer

Noch profitieren einige Autohersteller von der Abwrackprämie – von den deutschen Herstellern sind es wohl nur Opel und VW -, und trotzdem fängt schon jetzt das öffentliche Gejammer an, dass die Abwrackprämie unter dem Strich keine große Hilfe für die Autobauer sein dürfte.

Ist ja toll: Experten haben von Anfang an auf die Problematik hingewiesen, dass eine künstliche Nachfrage generiert wird, die zu einer Enthaltsamkeit der Autokäufer in den kommenden Jahren führen wird. Das hätten Politik und Wirtschaft also schon früher in ihre Überlegungen mit einbeziehen können.

Ja, die Abwrackprämie ist keine große, nachhaltige Hilfe für die Autobauer. Beim einzelnen bleibt die Erkenntnis zurück, dass er dem Nachbarn mit seinen Steuergeldern die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs finanziert hat. Ist ja wirklich toll.

Wirtschaftskrise hin oder her: Die Automobilbranche hat ein strukturelles Problem. Der Lauf der Dinge sieht vor, dass dieser Industriezweig weiter schrumpfen muss. Wenn Staaten keine Hilfen mehr ausspucken wollen oder können, ist es vorbei für den einen oder anderen Hersteller von Autos. Das müssen leider auch die Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig verstehen. Schließlich ist diese Branche nicht die einzige, die vor heftigen Umwälzungen steht.

Spannend bleibt die Frage, wer sich schließlich durchsetzen wird. Die Geschichte von Industrie und Technik zeigt, dass sich nicht immer die besten Produkte durchsetzen. Finanzkraft spielt neben anderen Dingen sicher ein große Rolle. Aber vielleicht – und das wäre zu hoffen – haben doch innovative Ansätze wie alternativen Antriebstechniken am Ende das zeug dazu, sich gegen schiere Größe durchzusetzen. Da sind Unternehmer und mutige Investoren gefragt. Dann haben vielleicht die Hersteller mit mutmaßlich zu geringen Stückzahlen doch noch eine Chance sich gegen die Großen der Branche durchzusetzen.

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