Gelesen 22: Totentanz

Zwischendrin muss es auch mal wieder ein Buch zur Entspannung sein. Die Laurenti-Krimis von Veit Heinichen bilden eine Reihe, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Diesmal habe ich mir den fünften Fall des Ermittlers aus Triest vorgenommen: „Totentanz“.

Lange vor der Lektüre habe ich die Verfilmung dieses Teils im Fernsehen geschaut – und tatsächlich habe dies zum ersten Mal als störend und abträglich empfunden. Zu stark waren meine vorgefertigten Bilder im Kopf. Und dann weicht das Drehbuch auch noch erheblich von der Vorlage ab. Das ist ja grundsätzlich kein Problem. Allerdings hat es mich hier ganz stark gestört.

Die TV-Filme mit Henry Hübchen in der Hauptrolle sind durchweg hervorragend gelungen – leider hat sich die ARD wegen Erfolglosigkeit gegen eine Fortsetzung entschieden. Auch die Bücher sind großartig – und das mag auch für „Totentanz“ gelten.

Wieder einmal befindet sich Proteo Laurenti darin im Clinch mit den Drakic-Geschwistern. Im Vergleich zu den anderen Büchern geht es in dieser Folge allerdings wahrhaftig um Leben und Tod. Über eine sehr gewagte Wendung steigert sich das Buch zu einem Finale Furioso. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen – das gilt auch für die Umsetzung im Film. Diese ist zwar ein wenig anders, passt aber trotzdem sehr gut.

Bei allen lobenden Worten: Ich bin in die Lektüre nicht so entspannt hineingekommen, wie ich mir das gewünscht hätte. Die Bilder im Kopf waren zu stark. Die Enttäuschungen durch die Dissonanzen zu groß. Ist vielleicht ungerecht, allerdings sind für „Totentanz“ nicht mehr als 6 von 10 Punkten drin.

Veit Heinichen, Totentanz, 2009 (Taschenbuchausgabe), dtv, 320 Seiten

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Gelesen 11

Drei Kinder werden abgeschlachtet, die Mutter liegt mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne. Alles deutet darauf hin, dass eine verzweifelte Mutter keinen anderen Ausweg als einen erweiterten Suizid mehr sah. Aber natürlich sieht die Wahrheit anders aus – und das wird allzu früh deutlich in dem Starnberger-See-Krimi „Schwarze Ufer“ von Michael Soyka. Das ist einer der kleineren Schwachpunkte eines sehr spannenden und gut geschriebenen Buches, in dem man unter anderem einiges über den Alltag in psychiatrischen Anstalten erfährt.

Und das kommt vor allem daher authentisch rüber, weil der Autor selbst Professor für Psychatrie ist. Entsprechend ist auch einer der Protagonisten ein Psychiater, dessen Aufgabe es ist, die vermeintliche Täterin zu begutachten, ihren Geist zu erforschen. Der ermittelnde Kommissar trägt den bezeichnenden Namen Fels und kommt – wie viele seiner Kollegen in anderen Krimis dieser Art – einigermaßen abgebrüht und besserwisserisch daher. Das deckt sich nicht ganz mit der schwachen Ermittlungsleistung, die dazu führt, dass der Fall zu schnell zu den Akten gelegt wird.

Auch hier ist ein Schwachpunkt des Buches versteckt. Man wundert sich, warum der eigentlich Täter, der schon recht früh eingeführt wird, nicht früher genau unter die Lupe genommen wird. Um auch noch den letzten Punkt zu erwähnen, der mir negativ aufgefallen ist: Eine Lektorschwäche offenbart sich an ein oder zwei Stellen, in denen die Charakterisierung der Figuren etwas redundant ist.

Genug gemeckert: Das Buch ist spannend, die Story ergreifend, die Charakter ausgeprägt. Der Schreibstil ist in keinster Weise professoral. Es macht viel Spaß, das Buch zu lesen. Dafür gibt es 7 von 10 möglichen Punkten.

Michael Soyka, Schwarze Ufer, Allitera Verlag, 236 Seiten, 12,90 Euro

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Gelesen 3

Zuletzt habe ich wirklich Pech bei der Auswahl meiner Bettlektüre. Während der „Nachtzug nach Lissabon“ ja ein totaler Reinfall war, bin ich wieder auf Krimis umgeschwenkt. Auf Empfehlung eines Kollegen habe ich es einmal mit dem norwegischen Autor Jo Nesbo versucht. Meine Wahl fiel auf den ersten Fall von Kommissar Harry Hole, „Der Fledermausmann“.

Es gab eigentlich keine Stelle in dem ganzen Buch, die mich gepackt hat. Die Komposition mit den Elementen „ich erkläre euch die welt, „ich bin zwar total schwierig aber verliebt“, „ich erinnere mich an früher“ und „ich bin trotz gelegentlicher zweifel ein verdammt guter kriminalist“ kennt man aus vielen anderen Büchern und gehört für die Lektoren dieser Welt wohl zu einem guten Skript. Mich allerdings kann dieses Buch nicht überzeugen.

Ich finde es allein schon schwierig, wenn mir ein Norweger die Kultur der Aboriginees näher bringen möchte. Klar, der Autor war einmal im Australien und war von Land und Leuten fasziniert. Er hat sich in die Geschichte des Kontinents vertieft und fand es ganz Klasse, das ganze im Rahmen eines Krimis zu verarbeiten. Mich macht das leider nicht an – aber das scheint ja eine Einzelmeinung zu sein, schließlich haben wir es mit einem Bestseller-Autor zu tun.

Nesbo schreibt einen Krimi mit Thriller-Details. Dazu gehören die grausamen Morde und die Geschichte, dass Hole jene Frau, die er liebt als Köder auslegt. An einigen Stellen finde ich das Buch zu amerikanisch. Dazu trägt vor allem die Darstellung der Beziehung von Harry und seinem australischen Kollegen Andrew bei. Auch das macht mich nicht so an. Ein skandinavischer Autor darf ruhig ein skandinavischer Autor sein.

Einzig am Schluss nimmt die Geschichte Fahrt auf. Wenig gelungen ist aus heutiger Sicht – das Buch ist vor 12 Jahren erstmals erschienen – die Beschreibung wie man ein Handy ortet. Das Thema ist heute irgendwie durch und kann leider nicht mehr faszinieren.

Das Buch „Der Fledermausmann“ erhält von mir 4 von 10 Punkten. Zum Nesbo-Fan bin ich nicht geworden und werde wohl auch kein weiteres Buch von ihm lesen.

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