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Ich bin zum Glück eher selten auf Beerdigungen. Jetzt wollte es der Zufall, dass ich mit der Lektüre eines Buches, in dem es ums Sterben geht, genau einen Tag vor der Beerdigung meines Onkels fertig wurde.
„Das Ende ist mein Anfang“ heißt das Buch, in dem die Gespräche von Schriftsteller und Journalist Tiziano Terzani mit seinem Sohn Folco festgehalten sind, die die beiden in den letzten Lebensmonaten des ehemaligen Spiegel-Korrespondenten geführt haben.
Der Vater hat seine Sohn gebeten, sich die Zeit zu nehmen und die Gespräche aufzuzeichnen. Das Buch ist schon einige Zeit erhältlich und hat sich zu einem Longseller gemausert.
Es besteht grob gesagt aus zwei Teilen. Zum einen erzählt Tiziano Terzani von der Zeit, als er mit seiner Familie an verschiedenen Orten in Fernost lebte und als Korrespondent tätig war. Die Darstellung der Situationen in China und Japan ist sehr lebendig. Man lernt einiges über die jüngere Geschichte. In einem zweiten Teil steht das Sinnieren über das Leben und Sterben im Mittelpunkt.
Der Stil in dem ganzen Buch ist unaufgeregt und entspannt, selbst wenn dramatische Szenen beschrieben werden. Dieser rote Faden ist es auch, der die Lektüre sehr angenehm macht. Die Gedanken zur Vergänglichkeit beinhalten nun nicht unbedingt neue Aspekte. Allerdings baut der Leser im Verlauf des Buchs natürlich ein Beziehung zu den beiden Protagonisten auf. Tiziano Terzani blickt auf ein erfülltes Leben zurück, er ist zufrieden. Diese Zufriedenheit strahlt auf die Einschätzung von Leben und Sterben aus. Es handelt sich um ein Kontinuum. Sterben gehört zum Leben dazu. Die Möglichkeiten und Chancen, die das Leben bietet, stellt Terzani als etwas Wunderbares dar. Damit wird „Das Ende ist mein Anfang“ zu einem Mut-Mach-Buch.
Auf der anderen Seite habe ich allerdings relativ lange an der Lektüre gearbeitet. Phasenweise wird es dann doch zu ausführlich. Einem zu großen Teilen entspannten Buch fehlt es natürlich an Spannung. Auch die Ausdrucksweise und der Stil sind mir gelegentlich zu pathetisch-italienisch. Einblick in das Leben und Arbeiten eines Journalisten gibt das Werk nur sehr rudimentär.
Wenn die Lektüre zu Lebenssituation passt, es also einen Anlass gibt, sich mit Leben und Sterben auseinanderzusetzen, dann kann sie schon sehr bereichernd sein. In diesem Fall vergebe ich 8 von 10 Punkten. Als Lektüre einfach nur so, würde ich „Das Ende ist mein Anfang“ nur eingeschränkt empfehlen (5 von 10 Punkten).
„Das Ende ist mein Anfang“ von Tiziano Terzani, 2007, Deutsche Verlags-Anstalt, 416 Seiten, gebunden, 19,95 Euro. Das Buch ist auch bei Goldmann als Taschenbuch für 9,99 Euro erhältlich. Das Buch wurde auch verfilmt. Im Oktober hatte der Kinofilm mit Bruno Ganz in der Hauptrolle Premiere.
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