Autojammer

Noch profitieren einige Autohersteller von der Abwrackprämie – von den deutschen Herstellern sind es wohl nur Opel und VW -, und trotzdem fängt schon jetzt das öffentliche Gejammer an, dass die Abwrackprämie unter dem Strich keine große Hilfe für die Autobauer sein dürfte.

Ist ja toll: Experten haben von Anfang an auf die Problematik hingewiesen, dass eine künstliche Nachfrage generiert wird, die zu einer Enthaltsamkeit der Autokäufer in den kommenden Jahren führen wird. Das hätten Politik und Wirtschaft also schon früher in ihre Überlegungen mit einbeziehen können.

Ja, die Abwrackprämie ist keine große, nachhaltige Hilfe für die Autobauer. Beim einzelnen bleibt die Erkenntnis zurück, dass er dem Nachbarn mit seinen Steuergeldern die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs finanziert hat. Ist ja wirklich toll.

Wirtschaftskrise hin oder her: Die Automobilbranche hat ein strukturelles Problem. Der Lauf der Dinge sieht vor, dass dieser Industriezweig weiter schrumpfen muss. Wenn Staaten keine Hilfen mehr ausspucken wollen oder können, ist es vorbei für den einen oder anderen Hersteller von Autos. Das müssen leider auch die Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig verstehen. Schließlich ist diese Branche nicht die einzige, die vor heftigen Umwälzungen steht.

Spannend bleibt die Frage, wer sich schließlich durchsetzen wird. Die Geschichte von Industrie und Technik zeigt, dass sich nicht immer die besten Produkte durchsetzen. Finanzkraft spielt neben anderen Dingen sicher ein große Rolle. Aber vielleicht – und das wäre zu hoffen – haben doch innovative Ansätze wie alternativen Antriebstechniken am Ende das zeug dazu, sich gegen schiere Größe durchzusetzen. Da sind Unternehmer und mutige Investoren gefragt. Dann haben vielleicht die Hersteller mit mutmaßlich zu geringen Stückzahlen doch noch eine Chance sich gegen die Großen der Branche durchzusetzen.

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The new new economy

Es gibt einfach Medien, die sind genial. Es gibt auch geniale Journalisten. Manchmal treffen beide aufeinander – und schon haben wir es mit einem herausragenden und inspirierenden Ergebnis in welcher Form auch immer zu tun.

Die neue Ausgabe der Wired-Magazins ist auf dem Markt. Chris Anderson, Chefredakteur und Autor des kongenialen Buches „The Long Tail“, beschäftigt sich zusammen mit einigen Kollegen wieder einmal mit seinem Lieblingsthema.

Das Großartige an seiner Vorgehensweise ist die Darstellung von Phänomenen und die unglaublich fundierte Analyse. Interessanterweise ist die globale Wirtschaftskrise ein Katalysator der Effekte, die in „Long Tail“ beschrieben werden. In vielen Bereichen wird deutlich, dass die Zeit von Konzernen abläuft. Arbeit und Risiken werden wieder auf mehr Schultern verteilt. Konzern sind zu schwerfällig, beschäftigen sich zu viel mit sich selbst. Es mangelt an Innovationskraft. Der Mut fehlt. Das sind alles Dinge, die sich im Moment gut beobachten lassen.

Ein gefundenes Fressen ist da die Automobil-Industrie und deren Niedergang in der tradierten Form. Die Konglomerate zerfallen. Der Autor Charles C. Mann geht sogar soweit, dass er die Ingenieurs-Tradition beispielsweise für gar nicht so wichtig hält. Kleine Think Tanks seien durchaus in der Lage, die Autobauer zu befruchten. Nicht immer ist das Einverleiben von beispielsweise Zulieferern der richtige Schritt. Die Vertikalisierung – also die Kontrolle der gesamten Wertschöpfungskette – mag aus Controller-Sicht der richtige Weg sein, zur besten technische Lösung muss sie noch lange nicht führen.

Die Automobil-Industrie leidet natürlich auch unter Blasenbildung. In diesem Zusammenhang muss auf die künstliche Nachfrage durch FLotten- und Leasingunternehmen hingewiesen werden. Der Anspruch auf Dienstwagen tut auch seinen Teil dazu. Die privaten Investitionen in Fahrzeuge sind in vielen Fällen gar nicht das Problem. Ich habe einmal gehört, das Mercedes-Benz und BMW nur jeweils ein Drittel der Produktion an Privatleute verkaufen – kein Wunder, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Heulen und Zähneklappern laut ist. Es gibt Überkapazitäten – das ist sicher neben der Schwerfälligkeit von Konzernen ein weiteres gewichtiges Problem.

Zurück zum Beitrag von Charles C. Mann: Die Analyse ist klasse. Auto-Manager und vor allem Politiker sollten sich den Text einmal reinziehen und weit ab von aller Ideologie darüber nachdenken.

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