Kranke Kassen

Jetzt ist die Einigung da. Die Krankenkassen müssen nur einen Sockelbetrag übernehmen, der durch die massenhafte Impfung gegen Schweinegrippe entsteht. Leider fahren die gesetzlichen Kassen damit noch viel zu gut.

Schade, dass sich die Politik nicht hinstellen kann und sagt: „Wenn Ihr nicht wollt, dann machen wir unsere eigene Kasse und Ihr könnt alle dicht machen.“ Das wäre sowieso die beste Lösung. Aber aus irgendwelchen Gründen haben die GKVen eine solch gute Lobby, dass das nicht geht. Vielleicht ändern sich ja die Zeiten und es kommt zu einer Lösung für das Gesundheitswesen, in dem es nur eine gesetzliche Kasse gibt und private Kassen für den besseren Schutz aufkommen. Wenn ich jeden Monat sehe, wieviel ich der Krankenkasse bezahle, dann muss ich weinen. Subventioniert wird von dem Geld beispielsweise Extremsport und Tabakkonsum. Dafür ist es mir echt zu viel.

Vielleicht kann da die nächste Regierung ja einmal ein bisschen aufräumen: GKVen und KVen weg, und dann schauen wir einmal.

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Leidensgenossen

Es gibt sie doch, die Leidensgenossen, die wahl-verzweifelt sind. Claudius Seidl hat in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung im Feuilleton einen Aufsatz darüber verfasst, dass die Bürger keine Lust mehr haben, sich im Vorfeld der Wahl von fiktiven Gestalten irgendetwas erzählen zu lassen. Die Wähler wollen ernst genommen werden. Sein Fazit: Das gelingt keinem der Spitzenpolitiker.

Sein Tipp: Politiker, schmeißt Eure Berater und PR-Experten raus, bvor es zu spät ist. Das ist ein guter Ratschlag. Mit Wahllügen und hohlem Gerede wird die Realität verkleistert. In der Politik wird kurzfristig gedacht. Das ist kein neues Phänomen. Das macht es aber nicht besser. In Zeiten, in denen alles transparenter wird, ist es sinnvoll, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen. Parteipolitik muss hintan gestellt werden. Es geht um nichts mehr und nichts weniger als die Zukunft unserer Gesellschaft – egal, ob wir damit die deutsche oder die europäische Gesellschaft meinen.

Gut, dass nicht nur im Internet solche Dinge diskutiert werden. Die klassischen Medien können hier Unabhängigkeit von politischen Parteien beweisen und als wichtiges Regulativ wirken. Das stärkt Glaubwürdigkeit und Qualität – dann müssen sich auch einige Printtitel keine Sorgen um die Zukunft machen.

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Halbe Zeitungswahrheiten

Kürzlich hat die IVW die Auflagenzahlen der Tageszeitungen für das zweite Quartal veröffentlicht. Die Auflagen gehen im Prinzip seit Jahren zurück, ein Bodensatz ist nicht in Sicht. Interessant ist nach der Veröffentlichung der letzten Zahlen immer, wie sich die Medien jene Zahlen heraussuchen, die ihnen am besten in den Kram passen. Die überregionalen Zeitungen hauen sich gegenseitig auf die Nasen.

Aber auch die Regionalzeitungen spielen kräftig mit beim Schönfärben. Im Darmstädter Echo vom Wochenende war zu lesen, dass die Auflagen der großen Zeitungen im Schnitt erheblich zurückgehen. In einem separaten Text darunter hieß es, dass das Echo seine Marktführerschaft in Südhessen behält.

Aha. Dort fällt kein Wort darüber, dass auch die Auflage des Echo zurückgegangen ist. Die Druckauflage am Samstag fiel in der Kernregion Darmstadt und Darmstadt-Dieburg im Vergleich zum Vorquartal von 70867 auf 70095, um einfach einmal eine Zahl zu nennen. Wenn man nun weiß, dass das Echo ein Monopol in der Kernregion hat, dann kann es nicht verwundern, wenn die Marktführerschaft erhalten wurde. Schließlich hätte schon ein Phönix aus der Asche kommen müssen, um die Nummer eins in dieser Region zu werden.

Mich stört daran, dass es gerade im Kontext mit der Meldung darüber ein offenes Wort über den Rückgang der Auflage der eigenen Zeitung sicher nicht geschadet hätte. Schließlich sind die IVW-Zahlen für jeden einsehbar. Diese Vertuschung könnte also jedem auffallen. Gerade in diesen Zeiten ist das Bedürfnis nach Ehrlichkeit von Politik, Unternehmen und Medien besonders groß. Mich wundert, dass letztere nicht über ihren eigenen Schatten springen können und mit offenen Karten ihren Leser entgegentreten. Das verlangen die Medien ja auch von Politik und Wirtschaft beispielsweise.

Und zur allgemeinen Entwicklung: Wie tief dürfen die Auflagenzahlen der einzelnen Zeitungen maximal sinken, damit noch qualitativ hochwertige Zeitungen produziert und gedruckt werden können? Oder ist in einzelnen Fällen diese Grenze bereits überschritten?

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20 minus

Muss man die SPD nicht fast schon wieder bedauern? Die aktuelle Sonntagsfrage von Forsa und Stern zeigt, dass die Sozialdemokraten sich immer weiter in Richtung dritte oder vierte Kraft im Lande entwickeln. 20 Prozent der Wähler wurden noch ihr Kreuzchen bei der SPD machen, drei Prozentpunkte weniger als in der Woche zuvor. Gerade hat Steinmeier mit seinen quantitativ starken Kompetenzteam zum Wahlkampf geblasen.

Das muss den Außenminister hart treffen. Ich bin sicher, dass er zwar auch schon vor der Umfrage nicht mehr an einen Wahlsieg in irgendeiner Form geglaubt hat. Jetzt muss ihm Angst und Bange werden, das FDP, Grüne und Linke den Sozialdemokraten nicht zu sehr auf den Pelz rücken – oder noch schlimmer: sie gar überholen.

Die Union kann noch 37 Prozent der Wählerstimmen in der Umfrage überzeugen. Hier fragt man sich aber auch: Womit eigentlich? Steuersenkungen verspricht man. Völlig illusorisch ist das. Die Wahllüge ist möglicherweise schon eingepreist in die Einschätzung der Wähler – das wäre dann allerdings noch schlimmer.

Sind eigentlich nicht auch andere wahl-verzweifelt? Wem soll man denn nun seine Stimme geben? Was sollten die Entscheidungskriterien sein? Ich habe keine Antwort drauf. Ehrlich gesagt sind für mich auch die Piraten keine Alternative. Wer kann das Vakuum füllen?

Im Moment sieht es ja noch nach einer bürgerlichen Koalition aus. Aber auch da ist der Vorsprung nur dünn. Bei den Liberalen muss sich nur einer der bekannten Politiker die Hände an irgendeiner geschichte verbrennen, schon sieht das ganz anders aus. Auch die Union muss natürlich mit ihren Versprechen noch bis zur Wahl in gut acht Wochen durchhalten. Auch da darf keiner ausscheren und die Wahrheit auf den Tisch legen. Eigentlich dürften gerade Familien – schließlich werden unsere Kinder und Enkel noch lange für Abwrackprämie sowie Banken- und Opel-Rettung zahlen müssen – Abstand vom Kreuzchen bei der Union nehmen. Aber die Wählerschaft ist noch resistenter gegen Vernunft als die der Sozialdemokraten, so scheint es.

Der Wahlkampf wird Fahrt aufnehmen. Spannend dürfte es dann werden, wenn irgendwelche Leichen aus dem Keller geholt werden, um die anderen schlecht zu reden. Die sachliche Auseinandersetzung sollte auch reichen – aber sind einige ehrliche Dinge doch eher schädlich für das Wahlergebnis. Dann bleibt man lieber bei haltlosen Versprechen und dem Werfen von Schmutz. Das versteht das Wahlvolk leider besser.

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Gelesen 4

David Foster Wallace war sicherlich ein sehr schräger Typ. Er ist wohl einer der bedeutendsten Autoren seiner Zeit gewesen, kann man im Netz allenthalben lesen. Diese endete im vergangenen Jahr mit dem Freitod. Demnächst erscheint auf Deutsch posthum sein 1648-Seiten starkes Meisterstück „Unendlicher Spaß: Infinite Jest“.

Bevor man sich jedoch an dieses Werk begibt, ist es sicher sinnvoll auf eine andere Art in die Arbeit des US-Autors einzusteigen. Ich habe mir das Buck „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“ gekauft. Wallace hatte den Auftrag vom Harper’s Magazine, eine Story über eine siebentägige Luxus-Kreuzfahrt durch die Karibik zu schreiben. Daraus ist nicht nur eine Story, sondern gleich ein ganzes Buch geworden. Übrigens: Es handelte sich nicht um eine Pressereise. Angeblich hat der Verlag den Platz in einer Außenkabine normal gebucht und bezahlt.

Um es gleich vorweg zu sagen: Mich hat das Buch ein wenig enttäuscht, da ich niemals laut lachen musste, oder lustige Geschichten aus dem Buch weiter erzählt habe. Insofern sind die Werbetexte auf dem Cover etwas zu heftig geraten. Sind aber auch Werbetexte.

Wallace entführt uns auf das Kreuzfahrtschiff Zenith, das er eigentlich von Beginn an Nadir nennt. Der Hotel-Manager heißt Dermatis. Wallace hasst ihn vom ersten Moment an und nennt ihn Dermatitis. Klar, als man auf dem Schiff Spitz bekommt, dass Wallace einen Bericht schreiben wird, wurden alle Informationskanäle geschlossen.

Nicht, dass man mich falsch versteht. Das Buch ist amüsant. Allerdings kann der Autor einen nicht mit völlig abgefahrenen Begegnungen schocken. Irgendwie stellt man sich die Urlauber auf einem Kreuzfahrtschiff genauso vor – selbst wenn man vielleicht nur das Traumschiff aus dem Fernsehen kennt. Natürlich ist es cool, wenn die Leute an der Information fragen, ob man beim Schnorcheln nass wird. Auch die Begegnung mit dem Vakuum-Klo haben schon viele gehabt. Und natürlich überlegt man sich wie es wäre, wenn man mit Haut und Haar im Abwassersystem verschwinden würde. Einigermaßen gespannt habe ich die Episode über das Skeet-Schießen verfolgt. War aber jetzt auch nicht von großen Überraschungen geprägt.

Als Erzähler taugt Wallace schon. Recht lakonisch kommen seine Beschreibungen der Ereignisse daher. Gestört wird der Lesefluss durch die Vielzahl der auch manchmal zu langen Fußnoten. Nicht sehr inspiriert finde ich die chronologische Abhandlung. Das hängt wohl damit zusammen, dass Wallace nach Sichtung seiner Aufzeichnungen einigermaßen spontan entschieden hat, nicht nur einen Aufsatz im Harper’s Magazine abzusondern, sondern auch noch ein kleines Buch zu verfassen.

„Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“ erhält von mir 5 von 10 möglichen Punkten. Ich werde wohl als nächstes einen Roman von Wallace lesen. Vielleicht hat ja jemand einen Tipp. Anregungen nehme ich gern entgegen.

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