Wahl-Verzweiflung

Frank-Walter Steinmeier hat sein Team für die Bundestagswahl vorgestellt. Wahlkampfstart. Steinmeier setzt auf Quantität, von Qualität kann man jetzt noch nicht sprechen – selbst bei den bekannten Gesichtern, leider.

18 Personen – wenn Ulla Schmidt aus der Schusslinie verschwunden ist 19 – sollen die Hoffnungsträger der Sozialdemokraten sein. Es gibt einen leichten Frauenüberschuss. Steinmeier selbst wirkt so, als habe sein Rendezvous mit der Realität ihn tatsächlich im Hier und Jetzt abgesetzt. Er weiß, dass er nur verlieren kann. Mit einiges Aussagen hat er auch irgendwie schon klar gemacht, dass er auch als Juniorpartner in einer neuerlichen „großen“ Koalition Spaß hätte. Er warnt vor Schwarz-Gelb, soll heißen: Bürger, nehmt lieber Schwarz-Rot.

Das will aber keiner mehr. Und die Sozialdemokraten müssen froh sein, wenn sie überhaupt noch zweite Kraft werden. Wer nicht gerade Mitglied in einer Partei ist, hat es mit seiner Wahlentscheidung in diesem Jahr so schwer wie nie. Entsprechend wird es viel Wählerwanderung geben. Davon bin ich überzeugt.

Ehrlich gesagt: Ich bin wirklich ein politisch interessierter Mensch. Wählen gehen ist eine Pflicht. Wir können froh sein, dass wir politisch mitwirken können. Eigentlich kann man dafür sogar dankbar sein. Und dennoch: Ich bin erstmals richtig wahl-verzweifelt. Ich sehe keine Partei, die auch nur zu 70% das will, was zu mir und meinem Leben sowie zu meinem Denken und meinen Visionen passt.

Ich glaube, dass in Deutschland gerade ein politisches Vakuum entsteht. Gespräche in meinem Umfeld, mit meinen Kollegen zeigen mir, dass es anderen ganz ähnlich geht. Dieses Parteiensystem scheint nicht mehr zeitgemäß. Wenn immer weniger Leute wählen gehen, weil sie nicht mehr wissen, wen sie wählen sollen und vielleicht sogar – noch schlimmer – warum, dann stimmt etwas nicht. Sollte man vielleicht die 5%-Hürde in Frage stellen? Dann würden vielleicht mehr Wähler kleine Parteien wählen. Im derzeitigen System wird ja viel taktisch gewählt. Ist das wirklich demokratisch?

Die Bundestagswahl im Herbst wird wegweisend sein – in vielerlei Hinsicht. Eines aber steht für mich schon jetzt fest: Die SPD wird zu den ganz großen Verlierern gehören.

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Ein Wunderweib für die Mädels

Der Bauer-Verlag hat einen großen Schritt gemacht. Er hat die Internet-Angebote seiner Frauen-Titel wie Bella und InStyle gebündelt und unter der Marke Wunderweib an den Start gebracht. Der Name ist aus meiner Sicht nur wenig sympathisch. Lässt sich daraus wirklich eine Marke machen?

Im Gespräch mit dem Online-Mediendienst turi2.de betont Eva-Maria Bauch, Vize-Geschäftsleiterin der Bauer Digital KG, dass der Name einen Wohlklang hat. Das müssen jetzt die Nutzerinnen auch noch so empfinden. „Du hast Du das auch gelesen, auf Wunderweib.de?“ – das ist nur schwer vorstellbar.

Aber so ist das eben, wenn man etwas verspätet an den Markt kommt. Die guten Domains sind schon weg.

Und das Modell? Es ist sicher richtig, die Kompetenz eines Hauses auf einem Portal zu bündeln. Damit verabschiedet man sich natürlich von den untergeordneten Marken. Ist das schlimm? Ich glaube, dass die Nachhaltigkeit von Marken an Bedeutung verlieren wird. In der Mode ist das ganz gut zu beobachten. Da verhält es sich wie mit der Halbwertszeit von Stars. Chris Anderson erläutert in seinem Werk „The Long Tail“ ja ganz schön, dass die Zeit der großen Stars und großen Hits vorbei sind. Das wird auch die Marken – Zeitschriften wie Mode – mehr und mehr Gültigkeit haben.

Also Wunderweib.de – wann wird die nächste Domain durchs Dorf getrieben.

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Ullala, Ullala, zisch, zisch, zisch

Auch wenn es alle so machen: Am Schluss erwischt es immer einen und der ist dann der Dumme. Diesmal ist die Dumme Ulla Schmidt, ihres Zeichens Gesundheitsministerin. Sie hat ihre Dienst-S-Klasse mit in den Urlaub genommen, inklusive Fahrer. Südspanien. Heißes Pflaster – in verschiedener Hinsicht. Dem Fahrer hat man aus dem Hotelzimmer Papiere und Schlüssel des Autos entwendet – und das Auto gleich mit. Der Steuerzahler kommt für den Schaden auf.

Die Fahrzeuge dürfen privat für den Urlaub genutzt werden, wenn auch ein Funken Dienstliches dabei ist. Frau Schmidt wollte sich Einrichtungen für deutsche Pensionisten in Spanien ansehen – fadenscheinig.

Jetzt haben wir alle ein schönes Sommerloch-Thema. Abgesetzt wird die Ministerin sicher nicht – das wäre für den Steuerzahler noch schlimmer, weil teurer. Sie wird sowieso keine Ministerin mehr. Das steht spätestens jetzt fest. Aber die SPD wird sich sowieso nachhaltig von der Regierungsbank in Berlin verabschieden.

Auch die Politik- und Politikerverdrossenheit gewinnt neue Nahrung. Und das ist mit Sicherheit die schwerer wiegende Folge dieser „Affäre“ (irgendein Affären-Kompositum wird sich in diesem Fall sicher etablieren).

Die Ärzte freuen sich. Jetzt dürfen sie auf die Ministerin schießen. Schließlich sind die Ärzte auch schon als Sommerloch-Thema durch die deutschen Dörfer getrieben worden. Bestechungsvorwürfe und staatsanwältliche Ermittlungen und so.

Überall Menschen mit Stärken und Schwächen. Und die Kinder im Kindergarten singen: „Ullala, Ullala, zisch, zisch, zisch.“

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Orientierung in der Medienwelt

Die Medienrevolution ist in vollem Gange. Die Antworten der Verlage und Journalisten auf die Veränderungen sind unbefriedigend. Der Riss zwischen Traditionalisten und Visionären des Medienkonsums geht mitten durch die Gesellschaft. Zweifelsohne hat diese Grenze etwas mit dem Alter zu tun – die Digital Natives wachsen rasch heran.

Die Traditionalisten sagen oft mit weinerlicher Stimme, in ihren romantischen Gedanken und Gefühlen verhaftet, dass die Zeitung doch niemals von der Bildflächen verschwinden wird, ja darf. Es handele sich doch um ein Kulturgut. Die Arbeit von professionellen Journalisten gebe Halt und Orientierung. Die Filterfunktion sei so wichtig, notwendig und wertvoll, darüberhinaus spare sie Zeit.

Filterfunktion und Qualitätsjournalismus sind auf dem Rückzug. Die klassischen Medien, allen voran die Printmedien, befinden sich in einer Todesspirale. Ihre Geschäftsmodelle funktionieren weitgehend nicht mehr bzw. es ist absehbar, dass es damit dem Ende zugeht. Das Internet wird beschimpft, es sei schuld an der Malaise, da die Kultur, dass Inhalte kostenlos verfügbar sind, geistiger Arbeit den Garaus macht. Die Vorwürfe bringen aber niemanden weiter. Besser wäre es, seine Kraft zusammenzunehmen und seinen Platz in der neuen Welt zu suchen.

Statt dessen werden Medien unglaubwürdiger, weil sie immer abhängiger von Anzeigenkunden werden. Man stelle sich in einer Regionalzeitung kritische Stimmen über unfähigen Einzelhandel oder Konsumterror vor. Wenn sich dann Aldi, Lidl, Schlecker und ein paar örtliche Einzelhändler als Inserenten zurückziehen würden, ginge in den Redaktionen nach wenigen Monaten das Licht aus.

Noch schlimmer ist die Abhängigkeit der Redaktionen von Pressestellen und PR-Agenturen. Seitdem der Journalismus Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist, beschäftigt man sich mit der Frage, wieviel Prozent des redaktionellen Contents auf Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen, Gebietskörperschaften, Verbänden, Vereinen und NGO zurückgeht. Die Werte sind erschreckend – und die Abhängigkeit wird immer größer. Immer kleinere Redaktionen müssen Platz und Zeit füllen. Da ist es doch viel einfacher auf das Vorgegebene zurückzugreifen, als selbst Themen zu identifizieren. Auch dieser Tatsache sind sich informierte Mediennutzer bewusst. Wieso soll er sich also nicht die Darstellung und die Kommentierung von verschiedenen Bloggern zur Meinungsbildung heranziehen? Es gibt wirklich nur sehr, sehr wenige Argumente, die dagegen sprechen.

Früher hat man gern das Schlagwort Lost in Cyberspace in den Mund genommen. All jene, die sich seinerzeit erst kurz mit dem Internet beschäftigt haben, haben geklagt, man würde sich schlecht im Netz zurechtfinden. Das Geklicke habe einen in die Tiefen der Hypertext-Strukturen gezerrt. Nicht zuletzt intelligente Such-Techonolgien haben dieses Thema deutlich aus dem Fokus verdrängt. Digital Natives bewegen sich ganz intuitiv durch die digitale Welt. Es dürfte keine Frage unbeantwortet, keine Suche erfolglos bleiben.

Dazu kommt noch, dass die Digital Natives sehr genau wissen, was sie suchen und damit auch Techniken entwickeln, das Gesuchte effizient zu finden. Tatsächlich suchen die Menschen heute viel mehr Informationen, als die klassischen Medien in der Lage sind vernünftig aufzuarbeiten. Wie heißt es so schon im Medienjargon? Special Interest Titel. Zu special dürfen die Interessen dann aber auch nicht sein. Das Leben wird feiner, Details werden wichtiger, spitze Informationen sind mehr gefragt denn je.

Der Long Tail ist wesentlicher Bestandteil des Lebens. Damit trifft das auch auf Hobbys und Interessen zu. Die dezentralen Informationen des weltumspannenden Netzwerks unterstützen sogar das Ausprägen von Themen, wie es früher gar nicht möglich gewesen wäre.

Unter dem Strich gibt es also eine Reihe von Entwicklungen, die gegen die klassischen Medien – allen voran Print – sprechen. Am dramatischsten ist, dass eben die Argumente, die für die Nutzung von Zeitungen und Zeitschriften angeführt werden, immer mehr an Bedeutung verlieren. Dieser Trend ist kaum aufzuhalten. Die Auflagenzahlen gehen runter, im Moment bleiben die Anzeigenkunden aus, Redaktionen werden verkleinert, Qualität ist Anspruch aber nicht immer Wirklichkeit, der Leser merkt dies und die Auflagenzahlen schwinden weiter. Und schon geht das Ganze von vorne los – und dann kommt noch die disruptive Wirkung des Internets hinzu. Die Lage ist mehr als ernst.

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Kaspertheater in Kiel

Wenn irgendetwas dazu taugt, die Politikverdrossenheit anzufachen, dann es ist es das Kaspertheater in Kiel. Dort treffen gerade Profilneurotiker Ralf Stegner und Bauerntrampel Peter Harry Carstensen aufeinander. Wenn die zwei für die deutschen Elite-Politiker stehen, dann kann man nur noch sagen: Gute Nacht, Deutschland!

Beide Protagonisten sollten so schnell wie möglich von der politischen Bildfläche verschwinden. Am besten wäre es, wenn auch Schleswig-Holstein als Bundesland das Licht ausmachen würde. Das Land ist für eine Provinzposse nach den anderen gut. Die Wahrnehmung dieses Bundesländchen geht gegen Null, schließlich geht auch die Bedeutung gegen Null. Ein Fusion mit Hamburg wäre sauber. Dann ginge noch Bremen mit Niedersachsen vor den Traualtar, Berlin-Brandenburg würde dann Realität und das Saarland dürfte sich wieder einmal entscheiden: Entweder es wird französisch oder es kommt zu einem Bundesland Mosel-Saar-Ruwer. Das würde Steuergelder schonen. Dann könnte man endlich mehr in Bildung investieren.

Also liebe Leute in Schleswig-Holstein: Macht was, wählt die Dänen oder sonst wen. Aber verweigert CDU und SPD die Kreuzchen – oder wollt Ihr weiter Teil eines übergroßen und überteuren Kaspertheaters bleiben?

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Das Tal ist tief, breit und lang

Vor einigen Tagen habe ich mit dem Vorstandschef eines Modefilialisten in der Schweiz gesprochen. Es ging natürlich um die Wirtschaftskrise. Er war gut gelaunt und ist froh darüber, dass sein Unternehmen im Branchendurchschnitt besser dasteht als andere. Wir haben auch die Antwort auf die große Frage gesucht, wann es denn wohl wieder aufwärts gehen mag. Er sagte: „Frühestens in 18 Monaten. Das ist aber meine persönliche Meinung.“

Ich teile diese Einschätzung, vorausgesetzt es passieren nicht noch irgendwelche Katastrophen. Vor einigen Monaten gingen realistische Prognosen davon aus, dass es im Herbst 2010 so weit sein könnte. Die Entwicklung in den USA ziehen wir hier etwa ebenfalls 18 Monate später nach. Die Frage ist dabei: Ist in den USA die Talsohle schon durchschritten. Wahrscheinlich nicht.

Es wird zwar immer wieder im Einzelhandel beteuert, dass die Krise beim Konsum noch nicht angekommen ist. Irgendwie traut man dem Braten aber nicht. Zudem: Vielleicht wäre es besser, wenn man sie schon spüren würde, dann wäre vielleicht auch der Aufschwung näher.

Die Lufthansa kam gestern aus der Deckung und hat deutlich gemacht, dass man jetzt die Kosten ins Visier nehmen müsse. Flugzeuge werden stillgelegt, es werden keine neuen gekauft, die Mitarbeiter müssen sich auf Einschnitte einstellen. Diese Meldungen werden nicht abreißen in den kommenden Monaten. Leider.

Interessantes gibt es auch bei Arcandor. Denen ist der Generalbevollmächtigte Piepenburg abhanden gekommen. Er sah bei Sal. Oppenheim keine Bereitschaft, ins Risiko zu gehen. Da hat er jetzt auch keine Lust mehr, den Konzern auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung vorzubereiten. Das ist ein schlechtes Signal aus und für Essen.

Alles zusammengenommen: Das Tal ist tief, breit und lang.

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Gelesen 3

Zuletzt habe ich wirklich Pech bei der Auswahl meiner Bettlektüre. Während der „Nachtzug nach Lissabon“ ja ein totaler Reinfall war, bin ich wieder auf Krimis umgeschwenkt. Auf Empfehlung eines Kollegen habe ich es einmal mit dem norwegischen Autor Jo Nesbo versucht. Meine Wahl fiel auf den ersten Fall von Kommissar Harry Hole, „Der Fledermausmann“.

Es gab eigentlich keine Stelle in dem ganzen Buch, die mich gepackt hat. Die Komposition mit den Elementen „ich erkläre euch die welt, „ich bin zwar total schwierig aber verliebt“, „ich erinnere mich an früher“ und „ich bin trotz gelegentlicher zweifel ein verdammt guter kriminalist“ kennt man aus vielen anderen Büchern und gehört für die Lektoren dieser Welt wohl zu einem guten Skript. Mich allerdings kann dieses Buch nicht überzeugen.

Ich finde es allein schon schwierig, wenn mir ein Norweger die Kultur der Aboriginees näher bringen möchte. Klar, der Autor war einmal im Australien und war von Land und Leuten fasziniert. Er hat sich in die Geschichte des Kontinents vertieft und fand es ganz Klasse, das ganze im Rahmen eines Krimis zu verarbeiten. Mich macht das leider nicht an – aber das scheint ja eine Einzelmeinung zu sein, schließlich haben wir es mit einem Bestseller-Autor zu tun.

Nesbo schreibt einen Krimi mit Thriller-Details. Dazu gehören die grausamen Morde und die Geschichte, dass Hole jene Frau, die er liebt als Köder auslegt. An einigen Stellen finde ich das Buch zu amerikanisch. Dazu trägt vor allem die Darstellung der Beziehung von Harry und seinem australischen Kollegen Andrew bei. Auch das macht mich nicht so an. Ein skandinavischer Autor darf ruhig ein skandinavischer Autor sein.

Einzig am Schluss nimmt die Geschichte Fahrt auf. Wenig gelungen ist aus heutiger Sicht – das Buch ist vor 12 Jahren erstmals erschienen – die Beschreibung wie man ein Handy ortet. Das Thema ist heute irgendwie durch und kann leider nicht mehr faszinieren.

Das Buch „Der Fledermausmann“ erhält von mir 4 von 10 Punkten. Zum Nesbo-Fan bin ich nicht geworden und werde wohl auch kein weiteres Buch von ihm lesen.

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Letzte Gedanken

Eigentlich wollte ich mir keine Gedanken mehr zu Michael Jackson und der Hysterie um seinen Tod machen. Aber mir gehen vor allem Aussagen um sein musikalisches Genie durch den Kopf. Irgendwie arbeitet da eine geheime Macht an einem Mythos.

In den Hitparaden sind wieder zig Songs von Jacko gelistet. Darunter auch solche Grütze wie Black&White beispielsweise. Die wenigen Genie-Streiche von Jackson kann man allemal an zwei Händen abzählen. Einer davon ist sicher Beat it. Und dieser Song lebt aber vor allem von einem Gitarrensolo, für das Jacko nun wirklich nichts kann. Eingespielt wurde es von Eddie van Halen, der hier quasi das Tapping-Solo erfunden hatte. Das ist wahrlich genial. (Übrigens: Auch er ist durch ein tiefes Tal geschritten. Zu lange zu viel Alkohol und Zigaretten macht Krebs. Bei ihm war es Zungenkrebs. Das Thema ist wohl durch. Er hat nochmal Glück gehabt.)

Ich bin nur ein Laie – aber bei Musik sind mir zwei Dinge besonders wichtig: Authentizität und Inspiriertheit. Und auch da hatte ich am Wochenende interessante Erkenntnisse vor dem Hintergrund der Jacko-Mania.

Zum einen habe ich Jazzmatazz Volume I aus dem Jahre 1993 gehört. Das ist mal wirklich inspirierte Musik. Rapper Guru hat dazu zig Musiker eingeladen. Das Album strotzt nur so vor Ideen und Spielfreude. Am Samstagabend zeigten sich von der untergehenden Sonne umwerfend schön eingefärbte Wolkenformationen am Himmel. Im Internetradio hatte ich einen Klassikrock-Sender eingeschaltet. Unter anderem liefen dort Dust in the Wind von Kansas und Blinded by the Light von Manfred Mann’s Earth Band. Großartige Kompositionen, hervorragende Arrangements.

Liebe Jacko-Maniacs. Hört Euch diese Musik an, dann wisst ihr, was musikalisches Genie ist. Lasst dem Mann seine Ruhe. Er ist nur einer unter vielen.

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Darmstadt ist nicht Coburg

Darmstadt ist größer als Coburg. Am Darmstädter Hauptbahnhof werden weit mehr Passagiere gezählt als in der fränkischen Kleinstadt. Und dennoch: Coburg erhält angeblich die Bypass-Lösung und damit eine direkte Anbindung an das Fernverkehrsnetz. Das hat das Darmstädter Echo gut recherchiert und wird damit seinem Anspruch gerecht eine heimatverbundene Zeitung zu sein.

Die Darmstädter werden diesen neuen Aspekt in der Diskussion um die Anbindung Darmstadts an das ICE-Netz der Bahn begrüßen. Insgesamt ist da doch sehr viel Emotionalität im Spiel.

Darmstadt ist halt nicht Coburg. Coburg liegt in einer strukturschwachen Region, weit ab von allen Ballungszentren. Darmstadt gehört quasi gleich zu zweien. Die Fernverkehrsbahnhöfe Frankfurt und Mannheim sind bestens zu erreichen. Das Potenzial für einen massenhaften Ansturm von Fernreisenden, die möglichst schnell von A nach B kommen wollen ist schließlich doch überschaubar. Die Erreichbarkeit der Innenstadt von einem noch zu bauenden Bahnhof West ist annähernd identisch wie die Erreichbarkeit der Innenstadt vom jetzigen Hauptbahnhof.

Der Regionalzeitung bleibt es an dieser Stelle unbenommen, Stimmung für eine andere Lösung zu machen und Oberbürgermeister und Parlament bei ihrer Arbeit auf die Finger zu schauen. In der Sache ist die Anbindung des Darmstädter Hauptbahnhofs an das ICE-Netz falsch.

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Bahn-Schilda

Da war noch eine zweite Geschichte in der Zeitung. Da geht es allerdings nicht um den Journalismus, sondern um das Thema an sich.

Darmstadt hat etwas von Schilda. Das habe ich schon einmal thematisiert. Die ICE-Anbindung ist ein weiteres Beispiel. In den vergangenen Jahren wurde Darmstadt mehr und mehr vom Fernverkehr abgekoppelt. Wenige ICEs halten heute noch in dem altehrwürdigen Bahnhof, der kürzlich aufwändig restauriert wurde. Dazu kommen einige ICs, die früher Interregios waren – entsprechend sind auch die ICs eher ein Zwitter aus Nah- und Fernverkehr. Darmstadt ist ein Provinzbahnhof mit einer hohen Pendlerdichte.

Nun will die Deutsche Bahn eine Schnellbahntrasse neben der Autobahn A 5 bauen. Darmstadt wollte gern wieder in das Fernverkehrsnetz integriert werden – und schon schossen die Ideen der Kommunalpolitiker ins Kraut. Eine direkte Anbindung hätte nicht die erwünschte Beschleunigung gebracht – für die Bahn war das nie eine Lösung. Dann gab es noch die aberwitzige Idee einer Bypass-Lösung. Jetzt hat sich auch der zuvor von dieser Lösung überzeugte Oberbürgermeister davon abgewandt. Die finanziellen Risiken seien zu hoch. Außerdem hatte sich immenser Widerstand der Bevölkerung geregt. Jetzt hat die Bahn die Idee eines Haltepunktes Darmstadt-West vorgestellt. Da wären nur die Bewohner der Siedlung Tann betroffen – sind aber nicht so viele.

Rückblende: Der Hauptbahnhof wurde erst Anfang des vergangenen Jahrhunderts aus dem Stadtgebiet nach Westen verlegt. Jetzt soll es noch weiter nach Westen gehen. Es soll ein Haltepunkt wie Limburg-Süd oder Montabaur entstehen. Wer in Darmstadt umsteigen will, der müsste dann mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof fahren. Das klingt nicht nur mühsam, das ist es auch. Die Bahn sagt, dass die Haltehäufigkeit von der Nachfrage der Kunden abhängt. Irgendwie ist zu vermuten, dass sich die Nachfrage in Grenzen halten wird. Das Konzept der Bahn sieht vor, Bürogebäude auf der in einem Kanal verlaufenden Bahntrasse zu erstellen. Es könnte zur Nachfrage führen, wenn sich an dieser Stelle viele Firmen ansiedeln würden – nur ist der Bürofllächenmarkt nicht gerade eng.

Unter dem Strich wäre es schlauer, der ICE würde ohne Halt in Darmstadt am Odenwald entlang sausen. Das wäre für alle günstiger – und es würde die Stadt vor der Erkenntnis bewahren, dass man doch nur eine große Kleinstadt ist.

In dem Zusammenhang wundere ich mich über noch eine Sache: In Weiterstadt entsteht gerade das Shopping-Center Loop 5. Es wurde ziemlich direkt an die Autobahn gebaut. Ich kann mir nun nicht vorstellen, dass zwischen Parkhaus und Autobahn noch eine ICE-Trasse passt. Hat sich mit dem Thema schon einmal irgendjemand befasst.

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